Velbert. Die Martin-Luther-King-Schule nimmt in Velbert zum Schuljahr 2021/22 wieder Neue in der Eingangsstufe auf. Eine besondere Pädagogik hält Einzug.

Wie das ist, Tage oder gar Wochen auf wichtige Post zu warten, das hat wohl jeder schon einmal durchgemacht. Aber Barbara Kreimer hat jetzt „so richtig auf heißen Kohlen gesessen“, wie die Leiterin der Martin-Luther-King-Schule (MLK) erzählt. Denn die Entscheidung des Rates der Stadt Velbert vom Mai, die Hauptschule, die ob ihres Gebäudes und ihrer Ausstattung von vielen beneidet wird, doch nicht sukzessive aufzulösen, sondern sie fortzuführen und wieder neue Schüler in der fünften Eingangsstufe aufzunehmen, ist das eine. Doch jetzt wurde endlich auch die noch ausstehende offizielle Genehmigungsverfügung der Bezirksregierung Düsseldorf zugestellt. + + Sie möchten keine Nachrichten aus Velbert verpassen?

Anmeldungen sind im nächsten Februar

Schulleiterin Barbara Kreimer (li.) ist bereits seit 20 Jahren Montessori-Pädagogin. Hier zeigt sie zusammen mit der Schulpflegschaftsvorsitzende Sandra Busch zugehöriges Lern- und Unterrichtsmaterial.
Schulleiterin Barbara Kreimer (li.) ist bereits seit 20 Jahren Montessori-Pädagogin. Hier zeigt sie zusammen mit der Schulpflegschaftsvorsitzende Sandra Busch zugehöriges Lern- und Unterrichtsmaterial. © FUNKE Foto Services | Uwe Möller

Somit sind an der Grünstraße zum Schuljahr 2021/22 wieder Anmeldungen von Mädchen und Jungen möglich. Das passiert voraussichtlich im nächsten Februar. Und das wollen Leitung und Kollegium nun möglichst schnell und breit publik machen. Zurzeit liefen nämlich an den Grundschulen die Beratungen, wo der weitere Schulweg der Kinder nach der Vier hingehen könnte bzw. sollte, erläutert Kreimer. Und natürlich besteht die Sorge, dass der alte, revidierte Ratsbeschluss noch in den Köpfen ist, die MLK vom Schuljahr 2019/20 an sukzessive aufzulösen und keine Neuen aufzunehmen. Infolgedessen gibt es dort keine 5. und 6. Stufe.

Montessoris Reformpädagogik hält Einzug

Parallel zur Wiederaufnahme wird an der MLK neben den Regelklassen ein Montessori-Zweig etabliert. „Weg vom rein Verkopften, hin zum Umgang mit Materialien,“ beschreibt Kreimer diese Pädagogik, „die nicht das Fach, sondern das Kind in den Vordergrund stelle. Pro Tag solle es eine Stunde in „Freiarbeit“ geben, die nahezu alle Fächer beinhalte.

Realschule runter auf drei Züge

„Lernoase“ heißt der PC-Raum für die Schüler, der zum Lernen in Ruhe und selbstständigen Recherchieren gedacht ist.
„Lernoase“ heißt der PC-Raum für die Schüler, der zum Lernen in Ruhe und selbstständigen Recherchieren gedacht ist. © FUNKE Foto Services | Uwe Möller

„Ich hätte gerne Werbung gemacht, um uns ins Bewusstsein zu rücken und ins Gespräch zu bringen“, sagt die Schulleiterin (seit November 2018). Die MLK biete einfach die „tolle Möglichkeit, Kinder in einem kleinen System optimal zu betreuen“. Aber Corona durchkreuzt derzeit eben ganz viele Pläne; hoffnungsvoll hat man für den 23. Januar 2021 einen Tag der offenen Tür ins Auge gefasst (mehr Infos auf www.mlks-velbert.de). Übrigens muss die Hauptschule Kreimer zufolge 32 Anmeldungen für zwei Klassen erhalten, „sonst kommt keine Eingangsstufe zustande“. Diese gesetzliche Mindestgröße steht ebenfalls in der Verordnung; und auch die von der hiesigen Kommunalpolitik beschlossene Reduzierung der Realschule Kastanienallee um einen auf drei Züge.

Von der Hauptschule überzeugt

Jeder ist sein eigener Baumeister

Als Grundgedanke der Montessori-Pädagogik gilt der Appell „Hilf mir, es selbst zu tun“. Die Italienerin Maria Montessori (1870 - 1952) war Ärztin, Reformpädagogin und Philosophin. Ihre Pädagogik basiert auf dem Bild des Kindes als „Baumeister seines Selbst“ und verwendet die Form des offenen Unterrichts und der Freiarbeit.

Barbara Kreimer formuliert das so: „Mit Händen begreifen, um Erkenntnisse zu gewinnen.“ An der MLK läuft das von der 5 bis zur 7 materialgestützt und in der 8 bis zur 10 mittels Projektarbeit.

Barbara Kreimer glaubt, dass in den Köpfen von Eltern und Grundschul-Kollegen deren Bild von Hauptschule zurechtgerückt gehört. Dabei hat sie Sandra Busch zu 100 Prozent auf ihrer Seite. „Die beste Entscheidung, die ich je getroffen habe“, sagt die Schulpflegschaftsvorsitzende, sei gewesen, ihren Julien (heute 13 und in der 8) an der MLK anzumelden. Er hätte ob seiner gute Noten nach der 5. und 6. Klasse auch an die Realschule wechseln können, „wollte er aber nicht“. „Er sagt immer, dass es hier beste Lernqualität gebe, er super gut gefördert wird, dass seine Freunde hier seien und er einfach gerne in diese Hauptschule geht. Da kennt er sich aus.“ Was bei Julien auf dem Plan steht? Realschulabschluss mit Quali, anschließend woanders das Abi machen und dann Bauingenieur werden.