Velbert. . Zukunftskonzept: Zentralbibliothek Velbert wird als Bildungs- und Kultureinrichtung neu gedacht. Dazu gesellt sich der Wandel zum Bürgerforum.

Aus dem Forum Niederberg wird ein Bürgerforum. So der bekannte, zigmillionenschwere Plan, dessen Umsetzung allerdings mit der Frage steht und fällt, ob es die erhofften Fördermittel von EU, Bund und Land tatsächlich gibt. Und wie wird dort dann die Zentralbibliothek von morgen aussehen? „Sie wird offener, noch vielfältiger und einladender“, sagt Ulrike Motte. Die Leiterin der Stadtbücherei Velbert hat sich mit ihrem 16-köpfigen Team – wohlgemerkt nicht durchweg Vollzeitstellen – schon in 2017 daran gemacht, ein Bibliothekskonzept zu schreiben. „Das Konzept ist ausgearbeitet und steht komplett“, berichtete Motte jetzt auf Anfrage der WAZ. Es sei, völlig unabhängig vom Bürgerforum-Projekt, ohnehin fällig gewesen. Inhalte und Arbeitsweisen hätten sich verändert, zur analogen sei die digitale Realität hinzugekommen, überall seien Umbauprozesse im Gang.

Workshops und Besichtigungen

Der Prozess, die Bibliothek als zentrale Bildungs- und Kultureinrichtung neu zu denken, wurde zu einem Landesmittelprojekt. Hierbei hat das Land das Honorar des hinzugezogenen freiberuflichen und von der Bezirksregierung Düsseldorf empfohlenen Beraters Christoph Deeg zu 80 Prozent übernommen. Es gab über Monate eine ganze Reihe von Workshops; gemeinsam schaute man sich mehrere moderne Bibliotheken in der näheren Umgebung an.

In der künftigen Kinderbibliothek werden für die Mädchen und Jungen – hier eine Szene aus dem 2015er Projekt Bücherfrühling für Leseanfänger – verschiedene altersgerechte Zonen eingerichtet.
In der künftigen Kinderbibliothek werden für die Mädchen und Jungen – hier eine Szene aus dem 2015er Projekt Bücherfrühling für Leseanfänger – verschiedene altersgerechte Zonen eingerichtet. © H. W. Rieck

Unstrittig ist: Mittlerweile genügt die Einrichtung mit ihrem Raumangebot nicht mehr den modernen Nutzungsanforderungen. Sie wird zwar nachweislich von weniger Menschen als noch Jahre zuvor besucht, aber die Besucher, die kommen, bleiben deutlich länger als früher und nutzen sie intensiv als Lern- und Aufenthaltsort. Auch dafür sind die Räume nicht ausgelegt. So gibt es zum Beispiel keinen eigenen Raum für Schulklassen. „In diesen Räumen ist eine zukunftsfähige Bibliothek nicht möglich“, stellt Ulrike Motte, seit fünf Jahren Stadtbücherei-Leiterin, fest. Deshalb müsse man jetzt eine Einrichtung schaffen, die sich auch weiterentwickeln könne, und bei der der Besucher den Eindruck „Das ist ein cooler Ort“ bekomme: „Die Bibliothek lebt von den Mitarbeitern und ihren Ideen.“

Lesen und Literatur behalten ihren Stellenwert

Angesichts des Wandels bei der Nutzung benutzt Gerno Böll u. a. die Begriffe Wohnzimmer und Lernort. Dort würden Hausaufgaben gemacht und Referate vorbereitet, so der zuständige Fachdezernent: „Viele kommen hierher und gehen ohne ein Buch wieder raus.“ „Wir müssen Jugendliche gar nicht einladen“, ergänzt die Dipl.-Bibliothekarin, „wir haben auch so schon tierisch viele, die immer kommen.“ Lesen und Literatur werden auch künftig ein zentrale Rolle spielen. Frei zugänglich und offen für jeden wird die Einrichtung aber auch zu einem Ort, an dem man sich mit neuen Informationstechnologien vertraut machen und sich Medienkompetenz aneignen kann.

Eine aktuelle Aktion in Kooperation mit dem NABU: In der Bücherei kann man alte Handys spenden.
Eine aktuelle Aktion in Kooperation mit dem NABU: In der Bücherei kann man alte Handys spenden. © Alexandra Roth

Laut Konzept spielt sich die neue Zentralbibliothek auf drei von einem Fahrstuhl erschlossenen und miteinander verbundenen Ebenen ab: im Erdgeschoss mit der Zugangsebene ein „Ort zum Ankommen, Entspannen und Konsumieren“, im Obergeschoss ein „Ort für Kinder und Familien“ und im Untergeschoss ein „Ort zum Lernen, Informieren und Selbermachen“. Die Publikumsfläche mit heute rund 800 Quadratmetern wird doppelt so groß. Und die Liste der vorgesehenen neuen Komponenten ist lang: im Erdgeschoss eine Sortieranlage, Schließfächer, Abholfächer für vorgemerkte Medien, ein Marktplatz für kleine Aktionen und Ausstellungen sowie ein (Kamin-)Zimmer für Ruhe und Rückzug. Ins Untergeschoss kommen Lernräume, eine Kreativwerkstatt, der zentrale Drucker und eine Ausgabe für digitale Endgeräte. Im Obergeschoss – Motte zufolge „Echt ein Sahnestückchen der neuen Bücherei“ – wird es verschiedene Spielbereiche, einen Gamingbereich und einen Veranstaltungsraum geben.

Ausweichstandort liegt in der Fußgängerzone

Für die Interimszeit der Umbauarbeiten im Forum soll die Zentralbibliothek als Standort in das ehemalige „C&A“- Ladenlokal in der unteren Fußgängerzone Friedrichstraße ziehen. Der Mietvertrag ist bereits unterzeichnet; der Umzug erfolgt vermutlich zum Jahreswechsel. Und was wird aus der Zentralbücherei, wenn fürs Bürgerforum kein Fördergeld fließt, gibt’s einen Plan B? „Nein“, antwortet Stadtsprecher Hans-Joachim Blißenbach, „wir arbeiten am Konzept Bürgerforum.“

VISIONEN ZUM BÜRGERFORUM WERDEN VORGESTELLT

  • Das „Konzept der neuen Zentralbibliothek im Forum Niederberg“ – so der Titel – wird offiziell und ausführlich gen Ende Juni im Kulturausschuss des Stadtrats präsentiert und erläutert.
  • Allerdings stellen bereits an diesem Mittwoch, 15. Mai, bei einer Veranstaltung zur Innenstadtentwicklung im Forum Niederberg (Beginn 17 Uhr) die Projektbeteiligten ab 18 Uhr das Nutzungskonzept und ihre Visionen zum Bürgerforum vor. Dazu gehört neben VHS, Fachbereich Jugend, Familie und Soziales, Musik & Kunstschule und Kultur- und Veranstaltungsbetrieb Velbert auch die Stadtbücherei mit ihrer Zentralbibliothek (im großen Saal).