Sprockhövel. Aufs schnellere Internet hofft Bürger aus Sprockhövel-Hiddinghausen schon seit dem Jahr 2022. Warum dauert ein Glasfaseranschluss nur so lange?

Der Hiddinghauser Jean Poburski ist frustriert. Der schon vor zwei Jahren versprochene zügige Ausbau des Glasfasernetzes im Stadtgebiet von Sprockhövel scheint aus seiner Sicht vor den Ortsteilen Hiddinghausen und Albringhausen Halt gemacht zu haben. Sehnsüchtig schaut er daher auf andere Ortsteile.

Auf Hobeuken etwa: „Da scheint es langsam loszugehen“, sagt Poburski. Und fragt sich: Wann sind wir denn mal an der Reihe?“ Auch beruflich sei er schließlich auf eine schnelle Internetverbindung angewiesen. „Die Geschwindigkeit aktuell schwankt erheblich. Mal gibt es gar keine Internetverbindung, mal liegt sie bei 0,25 Megabit pro Sekunde, meistens bei 25 MB, mal bei 130 MB. Selten erfülle die Telekom nicht die vertraglichen Pflichten von 175 MB. Ich arbeite auch im Homeoffice und brauche daher eine stabile Internetverbindung mit einer passablen Datenmenge.“

Poburski hofft, dass endlich auch Sprockhövels Peripherie ans schnelle Glasfasernetz angeschlossen wird

Daher wünscht sich Poburski, dass nun endlich auch die Peripherie von Sprockhövel ans schnelle Glasfasernetz angeschlossen wird.

Vor dem Hintergrund der Ankündigung des Glasfaser-Experten „Unsere Grüne Glasfaser“ (UGG), binnen 24 Monaten auf Wunsch die Haushalte an das noch zu verlegende Glasfasernetz anzuschließen, seien schon im Herbst 2022 Verträge mit der Telefongesellschaft O2 abgeschlossen worden, um rechtzeitig mit dem Aufschalten der neuen schnellen Verbindungen auch davon profitieren zu können.

Vorläufig arbeitet Sprovckhöveler mit unbefriedigender Datengeschwindigkeit

Auch Jean Poburski gehörte zu denjenigen, die darauf vertrauten, dass sich die Zusagen erfüllen würden. Im Herbst 2023 stellte ihm der neue Vertragspartner O2 dann schon mal einen Router ins Haus. Auf seine Anfrage, wann es denn nun losgehe mit dem Anschluss, wurde ihm dann erneut eine ab dann geltende Frist von 24 Monaten mitgeteilt. Kulanterweise verlängerte die Telekom den bereits gekündigten Vertrag, so dass Jean Poburski vorläufig zumindest mit dem wenn auch unbefriedigenden Status quo arbeiten kann.

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Frustriert ist er dennoch - auch über die mangelnde Kommunikation. Sei die mit der UGG und ihren Partnerunternehmen, darunter auch Baufirmen, die für die Installation und das Führen der Kabel über private Grundstücke verantwortlich sind, noch zügig und informativ gewesen, so frustriert Jean Poburski jetzt auch, dass es keinerlei Meldungen zum Stand der Dinge gibt.

Stadt Sprockhövel hat mit Glasfaserausbau grundsätzlich erstmal nichts zu tun

Carsten Galbring kümmert sich bei der Stadt Sprockhövel um die Digitalisierung. Er kennt die hochkomplexe Situation in Sachen „Glasfaserausbau“. „Der Glasfaserausbau ist eine Vorgabe des Bundes, die Stadt Sprockhövel hat mit diesem Projekt grundsätzlich erstmal nichts zu tun. Sie kontrolliert aber die ordnungsgemäße Ausführung, etwa wie die Löcher am Straßenrand wieder verschlossen werden und wie asphaltiert wird.“

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Die UGG habe die Ausbaupläne mit der Stadt besprochen, aber auch Straßen NRW sei mit im Boot, wenn es um die Verlegung der Kabel hin zu zentralen Verteilerpunkten gehe. Die Erlaubnis von Eigentümern für eine Grundstücksüberquerung zu bekommen, dauere aber oftmals Wochen. Die Telekom akquiriere in eigener Regie und verlege ebenfalls Glasfaserkabel, was sie laut Gesetz tun darf.

Der harte Frost macht Erdarbeiten unmöglich

Der wochenlange Regen habe Tiefbauarbeiten zuletzt unmöglich gemacht: „Die orangefarbenen Rohre sind lediglich Leerrohre, durch die die Glasfasern im nächsten Schritt geschossen werden. Die Rohre dürfen jetzt nur nicht voll Wasser laufen“, erläutert Galbring. Auch der harte Frost mache Erdarbeiten unmöglich.

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Bis zu dem Zeitpunkt, als die Internetseite zahlreicher Kommunen durch Hacker lahm gelegt wurden, habe die Stadt aber laufend über den Fortschritt der Bauarbeiten informiert. Derzeit arbeite die Stadt Sprockhövel indes immer noch mit einer Not-Internetseite, viele der ehemaligen Daten seien verloren und müssten mühsam rekonstruiert werden, begründet er, dass die Stadt derzeit keine Online-Informationen zum Glasfaserausbau vorhalten kann.

„Vieles ist versprochen worden, was in der Umsetzung unrealistisch ist“

Hinsichtlich der Bürgerinnen und Bürgern genannten Fristen spricht Galbring unterdessen von zu optimistischen Zusagen. „Als für die neuen Verträge geworben wurde, ist vieles versprochen worden, was in der Umsetzung unrealistisch ist.“ Die Beauftragung eines Dienstleisters wie der UGG hält er aber für sinnvoll. „Der Fördergeber braucht Monate, bis ein Förderantrag bearbeitet wird. Bis Fördermittel fließen, dauert es wieder lange. Mitunter stellen wir fest, dass Fördertöpfe binnen kurzem gar nicht mehr existieren. Insofern ist ein Unternehmen, das sich auf den Ausbau spezialisiert hat, immer noch deutlich schneller.“

Bürgerinnen und Bürgern, die Informationen und Unterstützung benötigen in Sachen Glasfaserausbau, bietet Carsten Galbring überdies seine Unterstützung an.