Sprockhövel/ Schwelm. Das ARD-Magazin „Report Mainz“ berichtet über über die Sparkasse Schwelm-Sprockhövel. Aus aktuellen Gründen wurde der Bericht verschoben.

Die hinterfragungswürdigen Vorgänge rund um die Vorstandsetage und den Verwaltungsrat der Sparkasse Schwelm-Sprockhövel ziehen immer weitere Kreise und werden nun bundesweit zum Thema. Das ARD-Format „Report Mainz“ – eines der renommiertesten Investigativmagazine im deutschen Fernsehen – recherchiert zu der Thematik und wird in der Sendung am 1. August über die Art und Weise, wie in der Sparkasse Schwelm-Sprockhövel Posten neu besetzt werden, berichten.

Die beiden Reporter Daniel Hoh und David Meiländer recherchieren seit Längerem zu Verwaltungsräten deutscher Sparkassen. Vor allem hinterfragen sie, ob durch die Besetzung mit Politikern eine Unabhängigkeit gewährleistet ist, ob Personalentscheidungen sich nach Kompetenz oder Parteibuch richten und ob die Verwaltungsräte überhaupt dazu in der Lage sind, nach Fortbildungen, die bei den Sparkassenakademien ohne Test mit Teilnahmenachweis enden, die Vorgänge in Sparkassen zu begreifen und den Vorständen Grenzen zu setzen.

Verantwortliche schweigen

Im Zuge dieser Recherche stießen sie auf den Schwelmer Fall, der sofort ihr Interesse weckte. Hier hatte der Verwaltungsrat um seinen SPD-Vorsitzenden Hans-Werner Kick den CDU-Mann Oliver Flüshöh aus seinen eigenen Reihen, ohne dass er sich formal bewerben musste, zum Generalbevollmächtigten gemacht mit der Perspektive, 2025 Vorstandsvorsitzender zu werden für 360.000 Euro plus Boni pro Jahr.

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Die Posten, die Flüshöh im Verwaltungsrat als Vorsitzender des Risikoausschusses und des Hauptausschusses bekleidete, besetzte der Verwaltungsrat anschließend nicht ausschließlich nach Kompetenz, sondern mit Johanna Burbulla (Risikoausschuss) und Matthias Kampschulte (Hauptausschuss) vorwiegend nach deren CDU-Zugehörigkeit.

Nur von außerhalb des Grundstücks filmen die ARD-Leute die Schwelmer Sparkasse. Einen Interviewpartner bekamen sie aus dem Vorstand oder Verwaltungsrat nicht.
Nur von außerhalb des Grundstücks filmen die ARD-Leute die Schwelmer Sparkasse. Einen Interviewpartner bekamen sie aus dem Vorstand oder Verwaltungsrat nicht. © WP / Stefan Scherer | Stefan Scherer

Jetzt kam Daniel Hoh mit Kameramann Tommy Mauermann und Tontechniker Alix von Schirp nach Schwelm, um die Betroffenen, Beschuldigten und Gegner der Vorgehensweise zu interviewen. Doch in den meisten Fällen gaben ihnen die Protagonisten keine O-Töne vor der Kamera. Sämtliche Politiker aus den Reihen von CDU, SPD, Grünen wollten sich maximal per E-Mail äußern. Oliver Flüshöh selbst ließ die schriftliche Anfrage laut Daniel Hoh unbeantwortet.

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Gleichwohl stellten sich die größten Kritiker des Verfahrens aus den Reihen der FDP den Fragen der ARD-Leute. Fraktionsvorsitzender Michael Schwunk, Philipp Beckmann und Reiner Riess sprachen darüber, wie sie über das Besetzungsverfahren Oliver Flüshöh und die Konsequenzen für die Sparkasse denken. „Ein Mehrwert für die Sparkasse ist durch diese Personalie nicht gegeben.

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Im Gegenteil: Die Sparkasse hat eine schlechte Presse, die Leute stellen die fachliche Kompetenz des Vorstands und der Gremien in Frage“, sagt Philipp Beckmann zu den Fernseh-Reportern und Michael Schwunk ergänzt: „Allein durch seine Jahrzehnte lange politische Tätigkeit kann eine unabhängige Amtsführung von Oliver Flüshöh nicht gegeben sein. Alle Seiten werden immer wissen, wer ihn in diese Position gebracht hat.“

In der Geschäftsstelle der FDP stehen Reiner Riess, Philipp Beckmann und Michael Schwunk (von links) dem Fernsehteam Rede und Antwort..
In der Geschäftsstelle der FDP stehen Reiner Riess, Philipp Beckmann und Michael Schwunk (von links) dem Fernsehteam Rede und Antwort.. © WP / Stefan Scherer | Stefan Scherer

Die FDP-Leute sind sich sicher: „Hätte Oliver Flüshöh sich mit seiner Qualifikation in der ersten Runde des Bewerbungsverfahrens um die Stelle bemüht – der Headhunter hätte ihn den Gremien gar nicht erst vorgestellt, weil er die Mindestanforderungen nicht ansatzweise erfüllt.“ Weiter geht das Gespräch darum, dass Bewerber vom Verwaltungsrat abgelehnt worden sind, weil Kick & Co. der Meinung gewesen sind, dass sie zu gut waren und sich bald nach etwas anderem umgeschaut hätten. Das Wort „fadenscheinig“ fällt.

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Ob es den ARD-Leuten im Laufe des Tages doch noch gelungen ist, auch diejenigen zu Aussagen zu bewegen, die die Personalrochaden zu verantworten haben, die insbesondere die Sparkasse nun bundesweit in ein schlechtes Licht rücken, das werden die Zuschauer im „Report Mainz“ am Dienstag, 1. August, zwischen 21.45 und 22.15 Uhr auf der ARD oder später in der Mediathek abrufbar erfahren.

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Verraten werden darf: Auch Bürger, die weder auf der einen noch auf der anderen Seite involviert sind, haben sich vor der Kamera geäußert. Wie viel davon am Ende tatsächlich in der halbstündigen Sendung landet, werden alle Protagonisten mit Spannung erwarten. Doch – das steht bereits fest – „Report Mainz“ geht das Thema generell an und widmet die Sendung nicht ausschließlich der Sparkasse Schwelm-Sprockhövel.

Wie am Dienstag von der ARD mitgeteilt wurde, musste die Ausstrahlung des Beitrages aus Gründen aktuellerer Berichterstattung verschoben werden.