Oberhausen. . Bergbaufolgen: Wie weit ist die Stadt abgesunken? Bahnhof Holten ist ein Beispiel.
Sieben Meter. Etwa so hoch ist ein reguläres dreistöckiges Mehrfamilienhaus, etwa so tief ist der Bereich rund um den Holtener Bahnhof seit 1932 abgesunken.
7,32 Meter, um genau zu sein. Vor 80 Jahren haben die Vermessungsexperten der Stadt Oberhausen erstmals unter anderem an der sieben Kilometer langen Strecke zwischen dem Bahnhof Holten und der Sterkrader Straße 105 gemessen, welche Auswirkungen der Bergbau auf Oberhausen hat. Oder anders: Sie wollten feststellen, welche Gebiete der Stadt besonders stark absinken. Seit 1948 wiederholt die Oberhausener Verwaltung diese Messungen im Zwei-Jahres-Rhythmus und zwar im Verbund mit den anderen nördlichen Revier-Kommunen.
„Leitnivellement Ruhrgebiet“ nennt sich das Verfahren, dahinter verbirgt sich ein heute über 810 Kilometer langes Netz von Messstrecken zwischen Wesel und Hamm, Duisburg und Haltern. 40 dreiköpfige Messteams, zusammengesetzt aus 14 beteiligten Kommunen sowie unter anderem der Emschergenossenschaft und Straßen NRW, sind unter Federführung der Bezirksregierung Köln und Arnsberg auch dieser Tage wieder im Ruhrgebiet unterwegs.
Aufmerksame Bürger sehen sie vor allem im Norden Oberhausens. Denn im Süden der Stadt sind kaum noch Bodensenkungen festzustellen. „Seit den 80er Jahren gehen die Messungen dort gegen Null“, sagt Diplom-Ingenieur Udo Claasen vom städtischen Fachbereich Geodaten, Vermessung und Kartografie.
Eine Strecke misst die Stadt
„Früher haben wir auch von der Mülheimer Stadtgrenze aus gemessen, heute liegen bis auf eine alle Messstrecken im Norden Oberhausens.“ Eine dieser Strecke messen die städtischen Mitarbeiter selbst: die sieben Kilometer zwischen Sterkrader Straße und Holtener Bahnhof.
Stadtteilrundgang Schmachtendorf
1/37
Und wie funktioniert’s? Die Fachleute brauchen dazu einen Höhenfestpunkt – einen Metallbolzen im Mauerwerk eines Gebäudes steckt – von dem sie sicher ausgehen können, dass dieser nicht abgesunken ist. Einer dieser Punkte befindet sich an der Sterkrader Straße 105, zehn weitere sind auf dem Weg in Richtung Bahnhof Holten angebracht. Die Vermesser arbeiten sich nun von einem Höhenfestpunkt zum nächsten, mit höchst genauen Messgeräten. Über verschiedene Zwischenstationen werden so die Höhenunterschiede bestimmt. Rund drei Tage dauert es, die sieben Kilometer lange Strecke zu messen, rund eine Woche Aufwand und entsprechende Kosten muss die Verwaltung einkalkulieren. Es ist eine städtische Pflichtaufgabe.
Im Oberhausener Norden wurden noch in den 80er Jahre deutliche Unterschiede festgestellt: Bis zu 900 Millimeter sackte das Gebiet um den Holtener Bahnhof damals noch innerhalb von zwei Jahren ab. „Solche Absenkungen sieht man über den langen Zeitraum betrachtet aber nicht“, sagt Diplom-Ingenieur Hans-Werner Küppers, Leiter des Fachbereichs Geodaten, Vermessung und Kartografie. „ Es sinkt ja nicht ein einzelnes Haus ab, sondern große Flächen.“
Heute sind Höhenunterscheide von wenigen Zentimetern festzustellen. Die aktuelle Messung schätzt Hans-Werner Küppers vorsichtig auf „vielleicht 15 Millimeter“ ein. Komplett ausgewertet werden die umfangreichen Geodaten von der Bezirksregierung in Köln. Gefragt sind diese dann etwa im Straßenbau oder im Häuserbau. Auch werden sie bei Bergschäden genutzt, wenn beispielsweise ein Hauseigentümer Risse an seinem Gebäude feststellt.
Sie haben vermutlich einen Ad-Blocker aktiviert. Aus diesem Grund können die Funktionen des Podcast-Players eingeschränkt sein. Bitte deaktivieren Sie den Ad-Blocker,
um den Podcast hören zu können.