Mülheim.

„Da geht schon ordentlich was rein!“ Klaus Balkhausen, Bauarbeiter der Firma Beton- und Monierbau aus Herne, steht neben einem der unzähligen Bohrlöcher auf der Grünfläche hinter dem Haus Hingbergstraße 300 und wartet darauf, dass der Hohlraum unter der Erde vollgepumpt ist mit Zementsuspension. Im Auftrag der Arnsberger Bergbaubehörde stopft Balkhausens Firma aufgespürte Hohlräume und Verbruchzonen im Erdreich nahe dem U-Bahnhof Mühlenfeld in Heißen. Bisher, so ist aus Arnsberg zu hören, ist keine Gefahr für die Anwohner ausgemacht worden.

Nach monatelanger Sperrung und Sanierung wegen Bergschäden ist der U-Bahnhof am Mühlenfeld seit dem 2. Februar wieder geöffnet. Die Hohlräume in den dort entdeckten zwei oberflächennahen Flözen waren zuvor mit rund 580 m3 Zementsuspension verfüllt worden; das entspricht etwa einer Menge, mit der drei 80 m2 großen Wohnungen vollgepumpt werden könnten. Gut 1,75 Mio Euro hat die Sanierung gekostet.

Noch keine Schäden entdeckt

Seit mehreren Wochen nun untersuchen Spezialisten im Auftrag der Bergbaubehörde das unmittelbare Wohnumfeld, nachdem dort bei sechs früheren Bohrungen bereits Hohlräume im Gesamtvolumen von 100 m3 aufgespürt worden waren. Rund 100 Bohrungen auf Grünflächen benachbarter Häuser südlich der Hingberg­straße sind bereits ins Erdreich gegangen. Weitere 120 m3 Zementsuspension (50 m2-Wohnung) seien hier in Hohlräume und Verbruchstellen eingebracht worden, so Oberbergrat Dietmar Oesterle am Donnerstag. „Ist schon ein klein bisschen mehr“, schmunzelte gestern Bauarbeiter Balkhausen. Tonnenweise würden Lkw Tag für Tag neue Zementmischung anliefern.

Oberbergrat Oesterle beruhigt die Anwohner aber: „Wenn wir irgendwelche Bedenken hinsichtlich der Sicherheit für die Mieter hätten, wären sie schon evakuiert.“ Auf große Hohlräume, die die Standsicherheit der Häuser gefährden könnten, seien die Experten bislang nicht gestoßen. An den Häusern selbst sind bislang keine Schäden entdeckt worden. Für die hinterrücks liegenden Straßen, so Oesterle, schließe man nach kartiertem Kenntnisstand zur Lage der Flöze ohnehin eine Gefährdung aus. „Da liegt das Flöz zu tief.“

"Wir machen uns Sorgen"

Karlheinz Kadzioch (72), Mieter im MWB-Haus Hingbergstraße 312, hat jedenfalls keine Angst. „Wir haben die Arbeiter befragt. Wir müssen uns keine Sorgen machen.“ Sicher: Seit der U-Bahnhof gesperrt worden sei, seien die Bergschäden schon Gespräch in der Nachbarschaft. Kadzioch aber bleibt gelassen: „Mal schauen, wie es weitergeht.“

Gabriela Kubny, die nebenan „Auf der Wegscheid“ wohnt, ist doch beunruhigt: „Das ist nicht ohne hier“, sagt die 58-Jährige. „Wir machen uns schon Sorgen.“ Dass die jüngst entdeckte Einbruchstelle an der Heißener Kirche nicht mit Bergbauschäden zu tun haben soll, glaube hier doch niemand, „alles nur zur Beruhigung der Bevölkerung“. Sie erzählt von einer Bekannten, die am nahen Wiescher Weg wohnt, schon seit Jahren Risse am Haus beklage und, wenn sie in ihrem Wohnzimmer sitze, den U-Bahn-Lärm aus dem Untergrund deutlich höre. Hohlräume im Untergrund als akustische Verstärker? „Wir machen Scherze darüber“, sagt Gabriela Kubny. „Aber das ist eher Galgenhumor. Wir machen uns Sorgen.“