Oberhausen. .
Sicher, Eigentum verpflichte, zur Instandhaltung einer Immobilie, auch zur Modernisierung. Aber, sagt Heiner Erwig, Eigentümer des leerstehenden und zunehmend verfallenen Schuhhauses an der Bergstraße in Osterfeld, „man investiert nur, wenn man eine Perspektive sieht“. Und die sehe er für sein Ladenlokal in Osterfeld derzeit nicht.
Wohl kaum eine Immobilie erhitzt so sehr die Gemüter in Osterfeld-Mitte wie Erwigs Schuhhaus. 92 Jahre verkaufte seine Familie an dieser zentralen Stelle Schuhwerk, das Unternehmen mauserte sich zu einer mittelständischen Firma mit heute sechs Geschäften. Weil in Osterfeld zunehmend die Nachfrage sank, wurde der Stammladen im Jahr 2000 geschlossen.
Die ehemals verglasten Schaukästen an der Straße sind heute fensterlos, Herumlungernde sitzen auf den nackten Betonfüßen, die kleine Passage vor dem verriegelten Ladenlokal vermüllt und verdreckt, es stinkt nach Urin.
Haus lockt kaum Interessenten
Heiner Erwig sitzt in seinem Büro in Alt-Oberhausen, seit in Osterfeld Schluss ist, führt der 58-Jährige von dort die Geschäfte seines Unternehmens. Jeden Morgen, versichert Erwig, säubere eine Mitarbeiterin die Passage vor dem leeren Ladenlokal. „Wir haben nebenan ein kleineres Schuhgeschäft eröffnet, vor jedem Arbeitstag macht meine Mitarbeiterin die Passage sauber.“ Diese kurzerhand abzusperren und somit vor der Verschmutzung zu schützen, das sei nicht möglich, denn in der Passage befindet sich auch die Tür zu den fünf Mieteinheiten in den oberen Etagen des Hauses. Die Ladenfront herzurichten, das mache ebenso wenig Sinn wie die Haustür zur Straßenfront zu verlegen – eh kein neuer Mieter gefunden ist. „Die Leute haben ja Recht, das Haus ist ein Schandfleck. Die Lösung kann aber nicht sein, dass ich in den blauen Dunst hinein investiere.“
Und da beißt sich die Katze in den Schwanz. Denn in seinem jetzigen Zustand lockt das Haus kaum Interessenten. Zwei Jahre war dort ein Lebensmittelhändler ansässig, nach zwei weiteren kurzfristigen Mietverhältnissen stand das Ladenlokal wieder leer. Erwig sieht den Standort Osterfeld als Hindernis. „Für Einzelhandel ist Osterfeld ein schwieriges Pflaster.“ Fachgeschäfte, von den Osterfeldern so sehr gewünscht, würden sich dort nicht mehr halten.
Sanierung kostet bis zu 100 000 Euro
Hingegen eine Jugendeinrichtung, „da ist der Bedarf da“. Erwig hält eine dicke Mappe in der Hand, mit den Plänen zur Internationalen Kinderakademie, die das katholische Jugendwerk „Kurbel“ 2007 im Schuhhaus einrichten wollte. Die Sanierungskosten zwischen 50 000 und 100 000 Euro – je nachdem, wen man fragt – sollte die Kurbel tragen, dafür wollte Erwig die Miete für zwei Jahre erlassen. Die Akademie gibt es, allerdings nicht im Schuhhaus. Das Ladenlokal sei letztlich zu klein, die Sanierung zu teuer gewesen, erklärt Ulrich Klein, seit 2009 Geschäftsführer der Kurbel.
„Das Konzept gibt es aber, es müsste nur einen Träger geben“, sagt Erwig. Die Initiative dazu ergreift er aber nicht, weder sei das Ladenlokal inseriert, noch suche er aktiv nach Partnern. „Das kann ich nicht stemmen.“
"Erst einmal bleibt alles, wie es ist."
„Das Vernünftigste wäre, das Haus zu verkaufen“, sagt er weiter. Und auch wirklich gebe es einen Interessenten, der das Gebäude sanieren wolle. Denn auch die fünf Wohnungen in den oberen Etagen sind nach Erwigs Angaben renovierungsbedürftig. „Sie sind bewohnbar, bis auf eine sind auch alle vermietet. Aber sie sind eben nicht mehr auf dem neuesten Stand.“ Weit seien die Verhandlungen allerdings noch nicht vorangeschritten.
Was bleibt für die Osterfelder? Heiner Erwig zuckt mit den Achseln. Er habe keine Lösung. „Erst einmal bleibt alles, wie es ist.“