Oberhausen. . In direkter Nähe zum leerstehenden Schlecker-Laden und dem maroden Schuhhaus investieren Hauseigentümer in ein neues Wohnprojekt. Rund 20 barrierefreie Wohnungen und eine Tiefgarage sollen bis 2013 entstehen. Das Haus am Markt wird teilweise abgerissen.

Es ist eine der zentral gelegenen Immobilien in Osterfeld, das größtenteils leerstehende Haus an der Ecke Gildenstraße und Marktplatz. Wohl auch deshalb ranken sich seit Monaten Spekulationen um dieses Gebäude. Nun lassen sich die Eigentümer, die Eheleute de Witt, in die Karten schauen.

Im Juni wollen sie nach über eineinhalbjähriger Planung die sanierungsbedürftigen oberen drei Etagen des Hauses komplett abreißen. Nur das Erdgeschoss mit der Apotheke, die Gabriele de Witt betreibt, bleibt bestehen. Sie war erst vor zehn Jahren kernsaniert worden.

Auf dem Erdgeschoss sollen innerhalb von rund 18 Monaten vier statt bisher drei neue Etagen errichtet werden. Eine großangelegte Investition: Für eine nicht genauer bezifferte Millionensumme werden in dem neuen Überbau des Hauses moderne und barrierefreie Wohnungen eingerichtet. 21 kleinere Wohneinheiten sind nach derzeitigem Planungsstand vorgesehen, teils haben sie einen Balkon.

35 Stellplätze in der Tiefgarage

Auch deshalb werden die oberen Geschosse wohl künftig tiefer in den Marktplatz ragen als bisher. Ruhen soll der Vorsprung auf Säulen, als kleine Arkade soll sich der Neubau so ins Stadtteilbild integrieren. Noch Ende dieses Jahres ist mit der Fertigstellung des Rohbaus zu rechnen.

Weil hinter dem Haus keine ausreichenden Parkplätze vorgesehen sind, ist auch eine Tiefgarage im Osterfelder Zentrum geplant. Diese wird unter dem Marktplatz angelegt, rund 35 Stellplätze haben de Witts vorgesehen. Der Garagenbau beginnt wohl erst im Januar 2013, so sehen es de Witts in der derzeitigen Planung vor.

Seit September 2010 gehört Gabriele de Witt das 1958 erbaute Eckhaus. Schnell sei dem Ehepaar klar geworden, dass die Immobilie kernsaniert werden müsse: Die Elektroleitungen seien so alt, dass laut EVO Brandgefahr bestehe, das Wasser fließe noch in Bleileitungen und die Decken würden nicht nur durchhängen, sondern teils nicht einmal mehr an die Wände anschließen, so dass Löcher entstanden seien, berichtet Bauingenieur Werner de Witt.

Nachbarn sind kritisch

Bereits Anfang 2011 hatte Gabriele de Witt deshalb den bisherigen rund 25 Mietern der Hausnummern Gildenstraße 17 sowie Marktplatz 1 und 3 gekündigt. Im Stadtteil hatte das für einigen Unmut gesorgt.

Noch heute stehen viele Anwohner dem Projekt kritisch gegenüber. So hatten Nachbarn gegen die Stadt Oberhausen und die bereits ausgestellte Baugenehmigung geklagt. Sie fanden, dass die Abstände des Neubaus zu ihren Grundstücken zu gering bemessen seien. Der Streit ist zugunsten der Nachbarn kürzlich beigelegt worden. De Witts haben ihren Bauplan nachgebessert und eine neue Baugenehmigung beantragt. Strittig ist nun noch die Höhe des Neubaus – mit dem vierten Geschoss würde es über die Firste der anderen Häuser ragen. Eine richterliche Entscheidung dazu wird im Sommer erwartet.

„Wir brauchen eine Diskussion um Wohnraum in Osterfeld“

Trotz dieser Streitereien, die den Neubau um rund ein Jahr verzögert haben, erste Mietanfragen habe es bereits gegeben, sagt Werner de Witt. „Moderner Wohnraum in Osterfeld ist gefragt.“ Rund 100 Wohnungen stünden derzeit in Osterfeld leer, so de Witt, größtenteils allerdings in Altbauten, die nach seiner fachlichen Meinung dringend saniert werden müssten. „Wer als Eigentümer in seine Immobilie investiert, der investiert auch in die Entwicklung dieses Stadtteils. Wir brauchen deshalb dringend eine Diskussion um Wohnraum in Osterfeld.“

So meint der Bauingenieur dass während des Neubaus ebenfalls der Osterfelder Marktplatz überplant werden könne. „Würde er vergrößert, dann hätten wir auch Platz für ein Restaurant, das in Osterfeld so dringend fehlt.“

Händler reagieren besorgt

Die geplante Baumaßnahme am Marktplatz plagt vor allem die bereits gebeutelten Osterfelder Marktleute: Rund einen Meter, so vermuteten sie, wird der Zaun um die Baustelle in den Marktplatz ragen. Insgesamt 14 Meter Platz entfielen damit ab Juni für den Markt. Sobald 2013 die Arbeiten an der Tiefgarage beginnen, wird der Marktplatz außerdem teilweise gesperrt – der Wochenmarkt wird dann wohl sogar verlegt.

Das könnte den Erhalt des Markts gefährden, fürchten nicht nur die Händler. Die Stadtverwaltung arbeitet bereits eng mit ihnen zusammen, um die Bauphase ohne große Verluste zu überbrücken. „Wir setzen auf eine gute Abstimmung mit dem Bauherren“, sagt Holger Füngerlings, städtischer Fachbereichsleiter für Gewerbeangelegenheiten.

Handel darf nicht gestört werden

„Wichtig ist etwa, dass zu Marktzeiten kein Baulärm von der Baustelle ausgeht, der den Handel stören könnte.“ Auch solle der Markt nicht zerstückelt werden. Überlegt werde vielmehr, ihn in verkleinerter Form an die Straßenzüge hinter dem Bistro Jederman zu verlegen.

Füngerlings mahnt zur frühzeitigen Abstimmung, weil er die drohenden Konsequenzen zuletzt in Holten beobachten konnte. Dort hatte eine Baustelle den traditionellen Markt beinahe um seine Existenz gebracht.

Baustelle als Chance

Füngerlings sieht die Baustelle aber auch als Chance: Nach Abschluss der Arbeiten 2013 soll der Wochenmarkt neu geordnet werden. Zuletzt war vor allem der Branchenmix kritisiert worden. Überlegt werde, den Markt zu verdichten, Kaffeestände einzurichten, auch den Anteil von Textilhändlern zu beschränken.

Zu den derzeit rund 40 Dauerbeschickern gehören 14 Textilienhändler.

Stadtteilrundgang Osterfeld

Impressionen aus Osterfeld Mitte. Foto: Tom Thöne
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