Oberhausen. . 15 Oberhausener Akteure engagieren sich für Begegnungen zwischen den Kulturen – seit 20 Jahren. Zum Geburtstag des Netzwerks Interkulturelles Lernen gibt es eine Fachtagung für Multiplikatoren und interessierte Bürger.
Mit einer Fachtagung am Mittwoch, 29. Oktober, feiert das Netzwerk Interkulturelles Lernen (Nil) sein 20-jähriges Bestehen. Beinahe unbemerkt engagieren sich darin 15 Akteure aus Bildungs- und Beratungsstellen, Stadtteilbüros, Kirchen, Polizei, Gewerkschaften und mehr für Begegnungen auf Augenhöhe. Statt für sich zu werben, lassen sie viel lieber ihre Projekte sprechen. Mit Gesprächsreihen, Festen, Fortbildungen und Ausstellungen konnten sie in zwei Jahrzehnten viel erreichen – und so manches Vorurteil entkräften.
Essen, Trinken und mehr
Der Migrant als Mängelwesen. Dies, sagt Gesa Reisz, Leiterin der Volkshochschule, die zum Netzwerk gehört, sei einst die Herangehensweise an das Thema Integration gewesen. Außer Deutschkursen habe es nicht viel gegeben, auch in Oberhausen nicht. „Da waren Begegnungen mit Essen und Trinken“, sagt Serap Tanış vom Netzwerk-Teilnehmer „Die Kurbel“. Diese seien wichtig und würden nach wie vor gepflegt, „aber heute gibt es auch geistiges Futter“.
Interkultur, was ist das eigentlich? Der Migrationsforscher Mark Terkessidis beschreibt sie als eine Art „kultureller Barrierefreiheit“, eine Notwendigkeit in Gesellschaften, die so vielfältig sind wie unsere und in denen es laut Gesa Reisz „unheimlich viel zu entdecken und auszutauschen gibt“.
Begegnung auf Augenhöhe
„Das Zusammenleben und die Begegnung auf Augenhöhe sind eine Querschnittsaufgabe“, sagt Barbara Kröger vom Netzwerkpartner „Arbeit und Lernen“, einer Kooperation von Volkshochschule und Deutschem Gewerkschaftsbund. Und so setzen die Netzwerker bei ihren regelmäßigen Treffen nicht nur Themen, die sie stadtweit voranbringen wollen, sondern überlegen auch, wer was hinzusteuern kann. „Alle Institutionen haben ihre Kompetenzen“, erklärt Matthias Ruschke, Fachbereichsleiter Gesellschaft und Politik in der Volkshochschule. Der eine kennt einen Referenten, der andere hat einen freien Raum und alle miteinander haben sie einen viel größeren Verteiler, um Interessierte zu erreichen.
Ausstellung zur Migrationsgeschichte
Zu den größten, gemeinschaftlich gestemmten Erfolgen des Netzwerks gehöre die Ausstellung zur Geschichte der Migration in Oberhausen sowie die Begleitung eines Integrationskonzeptes für Oberhausen. Kontinuierlich gibt es seit 2009 ein Begegnungsfest zum Tag der Menschenrechte im Dezember.
Das Netzwerk ist in 20 Jahren nicht nur zusammengeblieben, es ist auch gewachsen. „Die Bedeutung des Themas ist angekommen“, sagt Barbara Kröger. Und das soll auch so bleiben, denn: „Wir sind lange nicht fertig“, sagt sie. Immer neue Themen kämen auf: Der Umgang mit dem Salafismus zum Beispiel. Oder Ebola, durch das alte Vorurteile über Afrika wieder hochkämen. Kröger: „Wir müssen den Finger weiter in die Wunden legen.“
Tagung mit Workshops und Expertenrunde
Sie machen mit bei „Nil“: Arbeit und Leben, Büro für Chancengleichheit, Büro für Interkultur, Kurbel, Ev. Familienbildungswerk, Flüchtlingshilfe, Friedensdorf-Bildungswerk, Integrationsrat, Jüdische Gemeinde, Kath. Familienbildungsstätte, Integrationszentrum, Polizei, Schul-kultur, Stadtbücherei, VHS.
Die Tagung findet am Mittwoch, 29. Oktober, 9-14.30 Uhr, im Mehrgenerationenhaus Alte Heid statt. Anmeldung für interkulturell Aktive, Ehrenamtler und Interessierte unter 82 52 830.