Oberhausen. Seit Juli können Arbeitnehmer mit 63 Jahren in den Ruhestand gehen, wenn sie 45 Beitragsjahre zusammen haben. Auch in Oberhausen bringt das Probleme mit sich, aber eher für kleine Betriebe. Wenn hier ein älterer Mitarbeiter geht, dann mit ihm auch Wissen und Erfahrung. Große Firmen sehen die frühe Rente gelassen.
Unternehmen an Rhein und Ruhr schlagen Alarm. Das neue Angebot für langjährig rentenversicherte Arbeitnehmer, schon mit 63 Jahren ohne Rentenkürzung in den Ruhestand zu gehen, erfreut sich wachsender Beliebtheit. Zugleich melden immer mehr hochtechnologisierte Branchen, dass qualifizierter Nachwuchs fehlt. In Oberhausen haben einige mittelständische Unternehmen durchaus Probleme, erfahrene Mitarbeiter zu ersetzen.
Beispielsweise der Osterfelder Holz- und Baustoffhandel Carl Osmann: Zwei Kollegen hätten das Angebot der Rente mit 63 angenommen, gibt Firmensprecherin Linda Fischer an. Bei insgesamt rund 20 Mitarbeitern falle das schon ins Gewicht.
Stoag steht ein Aderlass bevor
Großunternehmen haben es da natürlich leichter, Abgänge von älteren Mitarbeitern zu verkraften. So hätten sich zwar beim Chemiebetrieb Oxea in Holten bereits „eine Handvoll“ Mitarbeiter für die vorzeitige Rente mit 63 Jahren entschieden, doch dies falle angesichts von 1200 Mitarbeitern auf dem Holtener Werksgelände nicht so sehr ins Gewicht, erklärt Oxea-Chemicals-Sprecherin Birgit Reichel. Den von einigen Fachleuten prognostizierten Ansturm auf die Rente mit 63 Jahren erwartet Oxea auch in Zukunft nicht.
Beim städtischen Nahverkehrsunternehmen Stoag haben sich in diesem Jahr immerhin schon neun Mitarbeiter dafür entschieden, nach 45 Beitragsjahren in den Ruhestand zu gehen. „Sechs von ihnen sind bereits gegangen, drei Mitarbeiter verlassen uns zum 1. Januar 2015“, meint Stoag-Sprecherin Sabine Müller. Bei den insgesamt 440 Mitarbeitern sei das aber bisher nur ein geringer Anteil. Doch in naher Zukunft steht der Stoag ein großer Aderlass bevor. „Wir haben ein relativ hohes Durchschnittsalter von 50 Jahren“, sagt Müller. Man könne also absehen, dass in den kommenden Jahren vermehrt Kollegen in den Ruhestand gehen. „Damit geht auch Fachwissen in Rente. Da wir selber den Nachwuchs ausbilden, können wir das bisher aber ganz gut kompensieren.“
Rentenwelle ausgleichen
Das scheint ohnehin eine gute Maßnahme zu sein, um eine Rentenwelle auszugleichen. Oberhausener Mittelständler wie der Fahrzeugbauer Lindenau oder der Zahnstangengetriebe-Hersteller Leantechnik AG geben an, ein starkes Gewicht auf Ausbildung zu legen. „Akute Probleme gibt es keine, weil wir frühzeitig junge Leute eingestellt und eingearbeitet haben“, sagt eine Leantechnik-Sprecherin.
Mit Spannung erwartet der Energieversorger EVO das Ergebnis einer Umfrage unter seinen Mitarbeitern – für eine bessere Personalplanung. „Wir haben die Kollegen der betroffenen Jahrgänge angeschrieben – mit der Bitte, uns ihre Absichten mitzuteilen“, gibt EVO-Sprecherin Birgit Konopatzki an. „Unserer Einschätzung nach wird es in den kommenden zwei oder drei Jahren keine Personalengpässe geben.“ Und danach? „Sollten sich Probleme abzeichnen, haben wir ja dann genug Zeit, uns entsprechende Strategien zu überlegen.“