Oberhausen. . Gundula Vogt hat 40 Jahre Oberhausener Schulgeschichte mitgeschrieben. An ihrer Melanchthonschule lernen die Kleinsten zusammen. Im Juli geht die Schulleiterin in den Ruhestand.
Gundula Vogt ist bestens vorbereitet: Auf dem Schreibtisch in dem schmalen Büro der Schulleiterin liegt eine Klarsichthülle mit einem Lebenslauf und den wichtigsten Projekten, die Vogt an der Alsfelder Grundschule ans Laufen gebracht hat. Zu jedem Punkt kommen wir im Gespräch gar nicht – immerhin hat Vogt fast 40 Jahre Schulgeschichte in Oberhausen mitgeschrieben.
Im Juli verabschiedet sich die Oberhausenerin in den Ruhestand. Die freie Zeit will sie für ein eher klischeehaft untypisches Hobby nutzen – das Motorradfahren.
Lehramt statt Banklehre
Sie habe eigentlich Bankerin werden wollen, beginnt Vogt. Ein Bekannter ihres Vaters habe ihr aber ins Gewissen geredet, dass das Lehramt das Richtige für die junge Frau sei. Vogt ließ sich 1974 am Studienseminar Essen zur Grund- und Hauptschullehrerin ausbilden, ihre erste Anstellung fand sie 1976 an der Havensteinschule.
Seitdem lehrte die Oberhausenerin an sechs Schulen in der Stadt. Die Melanchthonschule hat Vogt in den 13 Jahren als Leiterin zur stadtweiten Besonderheit umgebaut: Nur noch an dieser Grundschule werden Kinder der Klassen eins und zwei gemeinsam unterrichtet.
Anspruch an Schule habe sich verändert
Für Vogt ist das ein Beispiel, wie sich der Anspruch an Schule verändert habe: „Wir erziehen unsere Kinder zu selbstbewussten Bürgern, die früh Verantwortung übernehmen.“ Das müsse auch in der Lehre gelten – anders als früher sollte nicht mehr die Lehrerin den Takt beim Lernen vorgeben, sondern die Kinder. Beim jahrgangsübergreifenden Unterricht etwa erarbeiten sie selbstständig Übungen, bestimmen so ihr Tempo. „Kinder können das, wenn man ihnen die Möglichkeit dazu gibt.“ Ins Konzept passt, dass der Offene Ganztag an der Melanchthonschule enger mit dem Unterricht verzahnt ist als an anderen Grundschulen.
Schule sei heute deutlich komplexer geworden, sagt Vogt. „Ich bin Leiterin eines Kleinbetriebs, in dem ich Kinder, Eltern, Kolleginnen, den Ganztag und die Kooperationspartner im Blick haben muss“, sagt Vogt. Dennoch: „Eine Leitungsfunktion zu übernehmen, das war die beste berufliche Entscheidung.“ Sie habe nie „nur“ Lehrerin sein wollen, bildete vielmehr auch junge Pädagogen aus. Wichtig sei ihr stets das kollegiale Miteinander auf Augenhöhe: „Wer eine Idee hat, muss andere überzeugen, dann wird sie auch umgesetzt. Das gilt auch für mich.“
In der Stadt hat sich Vogt so den Ruf einer begeisterten Schulleiterin erarbeitet, die über den Tellerrand hinweg schaut. Man werde stets eingebunden, loben Elternteile. Silke vom Bruch aus dem Schulamt sagt: „Mit ihr geht eine engagierte und herzliche Schulleiterin.“