Oberhausen. Die steigende Belastung im Job bereitet auch immer mehr Oberhausener Angestellten schwerwiegende Probleme: Sie erkranken an Depressionen oder Burnout. Dies führt oft dazu, dass die Betroffenen vorzeitig in den Ruhestand gehen müssen: In den meisten Fällen sind die Betroffenen über 50 Jahre alt.

Wegen der zunehmenden Belastungen am Arbeitsplatz leiden immer mehr Oberhausener unter psychischen Erkrankungen. Häufig führen diese sogar dazu, dass der Betroffene vorzeitig in den Ruhestand gehen muss. „Nur etwa ein Drittel der Patienten schafft es dauerhaft zurück in die Arbeitswelt“, schätzt Christine Büscher, Oberärztin in der Klinik für Psychiatrie, Psychotherapie und Psychosomatik am Oberhausener Johanniter Krankenhaus. In den meisten Fällen seien die psychisch Erkrankten über 50 Jahre alt.

„Früher waren es körperliche Ursachen, die zur Arbeitsunfähigkeit führten. Das verschiebt sich immer weiter in Richtung psychische Erkrankungen“, sagt Henrike Greven, Verdi-Geschäftsführerin im Bezirk Oberhausen-Mülheim. Sie hat vor allem die zunehmende Arbeitsverdichtung bei gleichzeitigem Personalabbau als Ursache ausgemacht. „Es trifft aber auch Leute, die aus Sorge um ihren Arbeitsplatz immer 150 Prozent geben wollen und ständig erreichbar sind,“ ergänzt Richard Höhmann-Rölle, Geschäftsführer der gemeinnützigen Gesellschaft Intego, die am Friedensplatz ein psychosoziales Gesundheitszentrum mit Beratungsstelle betreibt.

Überlastung mündet in Depressionen oder Burnout

Nicht selten mündet die permanente Überlastung im Job in tiefen Depressionen oder Burnout-Störungen. Meister, Spezialisten oder Projektleiter: neben dem einfachen Arbeiter befinden sich dabei unter den Patienten häufig auch Leistungsträger, die in ihren Unternehmen wichtige Schlüsselstellen besetzen. Höhmann-Rölle: „Ein Ausfall ist dann nicht nur aus menschlicher Sicht bitter, sondern bedeutet auch einen ökonomischen Schaden für das Unternehmen. Denn Fachleute zu ersetzen, ist schwierig und kann richtig Geld kosten – etwa wenn man einen Experten irgendwo herauskaufen muss.“

Die Ausfallzeiten bei psychischen Erkrankungen betragen in der Regel viele Monate. Eben auch, weil die Probleme am Arbeitsplatz nicht selten durch bestimmte persönliche Eigenschaften verschärft werden. „Diese Patienten haben beispielsweise einen sehr hohen Anspruch an sich selber. Sie müssen dann lernen, ihr Verhalten zu ändern, so dass sie auch mal Nein sagen können — ohne ein schlechtes Gewissen zu haben“, skizziert Christine Büscher den Behandlungsansatz. „Das ist in vielen Fällen eine jahrelange Therapie mit ganz kleinen Schritten.“

Behandlung greift nicht immer

Doch nicht jedem Erkrankten kann sie mittels einer intensiven Verhaltenstherapie und ergänzender Medikamentenbehandlung helfen. „Manchmal sind einfach die Versagensängste zu groß. Oder die Patienten fallen in alte Verhaltensmuster zurück“, so Büscher.

Damit es erst gar nicht zu einer Erkrankung kommt, empfehlen die Experten den Unternehmen, konsequente Vorsorge zu betreiben: etwa durch klare Pausenregelungen oder strikte Verhaltensanweisungen zur Beantwortung von E-Mails. „Es ist auch eine Frage des Führungsverhaltens. Wenn man nicht nur auf die nackten Zahlen guckt, sondern sich Zeit nimmt für die Mitarbeiter, dann kann man Fehlentwicklungen früh erkennen und rechtzeitig gegensteuern“, ist sich Greven sicher.

Dass die Unternehmen die Problematik erkannt haben, beteuert Matthias Heidmeier, Sprecher des zuständigen Unternehmerverbandes. „Das Thema muss angepackt werden und das wird es auch.“ Die Betriebe hätten ein starkes Eigeninteresse an engagierten, motivierten und lang verweilenden Mitarbeitern. „Außerdem gibt es ja mittlerweile gesetzliche Vorschriften, sich damit auseinanderzusetzen.“