Oberhausen. . Neubau oder schließen? Die evangelische Kirchengemeinde Königshardt-Schmachtendorf bemüht sich um eine Lösung. Doch die beiden Gotteshäuser haben einen hohen Sanierungsbedarf. Eine Entscheidung soll Anfang des kommenden Jahres fallen.

Die Diskussion um die Schließung der evangelischen Kirchen in Schmachtendorf und Königshardt hat hohe Wellen geschlagen. Es gab viele Einwände von Gemeindemitgliedern. Dies hat das Presbyterium der seit 2007 zusammengelegten Gemeinde veranlasst, ein Architekturbüro zu beauftragen, die beiden derzeit zur Debatte stehenden Varianten noch einmal auf ihre Finanzierbarkeit zu prüfen.

Die endgültige Entscheidung über die Kirchenschließungen oder einen möglichen Neubau fällt allerdings erst Anfang 2015. Das betont Superintendent Joachim Deterding.

Gemeinde fehlen Rücklagen

Möglich ist einerseits, die Kirche am Buchenweg (Königshardt) und das Gemeindezentrum Forststraße (Schmachtendorf) zu erhalten – oder anderseits ein Neubau an der Gabelstraße. Pfarrerin Stephanie Züchner: „Wir müssen bei dieser Entscheidung langfristig denken. Sonst stehen wir in zehn Jahren vor der gleichen Frage.“

Deterding macht klar: „In den vergangenen 30 Jahren haben wir als Kirche zu wenig Rücklagen für Sanierungen gebildet. Deshalb haben wir bei allen Gebäuden einen Sanierungsstau.“ Allein für den Erhalt aller kirchlichen Gebäude der Gemeinde Königshardt-Schmachtendorf benötige die Kirche rund 160.000 Euro pro Jahr. „In manchen Jahren mussten wir nur rund 60.000 Euro ausgeben, weil vor allem in den Anfangsjahren keine großen Reparaturen anstanden“, sagt Deterding.

Heute besteht für beide Kirchen ein Sanierungsbedarf, jeweils in Millionenhöhe. Züchner: „Am Buchenweg müsste das Dach – hier ist noch Asbest verbaut – erneuert werden, der alte Turm, der nicht mehr genutzt werden darf, müsste zurück gebaut werden. Es fehlt eine zeitgemäße Wärmedämmung, dafür müssten auch die Glasflächen saniert werden.“ Die Kosten werden derzeit ermittelt.

Nur noch knapp 9000 Gläubige

Die Ausmaße dieser Gebäude basieren auf dem Bedarf der 1960er Jahre, als die Gotteshäuser voll waren – viel zu groß für heute. Die Gemeinde Königshardt-Schmachtendorf zählt knapp 9000 Gläubige. Bis etwa 2030 wird die Zahl weiter sinken, auch wird dann jedes zweite Gemeindemitglied älter als 65 Jahre sein. Das müsse in die Berechnung einfließen, so Deterding.

Neubau

Erst vor wenigen Jahren hat die Landeskirche eine „Substanzerhaltungspauschale“ auferlegt, um Rücklagen für Sanierungsfälle zu bilden. Bis dahin gab es so etwas nicht.

Ein Neubau an der Gabelstraße sei, so Züchner, gut zu erreichen, es gibt zwei Buslinien und Parkplätze, auch einen Abholdienst. In Oberhausen ist kein Weg zu einer Kirche länger als drei Kilometer, sagt Deterding.

Er betont, dass er die Betroffenheit der Menschen angesichts einer Kirchenschließung verstehe: „Ich selbst verliere mit der Kirche an der Kempkenstraße einen Ort vieler intensiver Erinnerungen.“ Dennoch: „Ich halte es für falsch, Geld in Gebäude zu stecken, das dann für Mitarbeiter fehlt. Das Evangelium geht nur im Dialog, dafür brauche ich haupt- und ehrenamtliche Mitarbeiter.“

Chance zu einem Neubeginn der Gemeinde

Pfarrer Stefan Züchner sieht im Neubau eines Gotteshauses eine Chance zu einem Neubeginn der zusammengelegten Gemeinde: „Es wäre ein Aufbruch. Wir würden nur so groß bauen wie nötig, alles wäre technisch auf dem neuesten Stand. Wir könnten gemeinsam eine neue Kirche kreieren.“

Ob die Entscheidung zugunsten des Erhaltes zweier Standorte oder für einen Neubaus fallen wird – „es wird ein gemeinsamer Prozess“, sagt Stephanie Züchner, die sich über die Proteste aus der Bevölkerung freut: „Es zeigt doch, dass die Kirche den Menschen etwas bedeutet. Sie wollen einen Ort des Glaubens, auch wenn sie selbst nur selten hingehen.“

Kritischer sieht das Deterding: „Es ist problematisch, lautstark das Trennende der beiden Gemeindeteile zu betonen. Es gibt seit Jahren viele Grenzgänger zwischen Schmachtendorf und Königshardt. Es geht doch letztlich darum, gemeinsam Gottesdienst zu feiern.“