Oberhausen. . Presbyterium muss entscheiden: Schließt es ein oder zwei Gotteshäuser? Alternative zum Königshardter Gebäude: ein neues Gemeindezentrum

In der Diskussion um die drohende Schließung der evangelischen Kirche am Buchenweg, wird das mit gewählten Haupt- und Ehrenamtlichen besetzte Presbyterium der Gemeinde Königshardt-Schmachtendorf in den nächsten zwei bis drei Monaten, also bis Ende November, eine Entscheidung treffen.

„Das werden wir in Ruhe tun, denn wir wollen nicht unter Druck eine schlechte Entscheidung treffen“, sagt Joachim Deterding, Superintendent und Pfarrer der Gemeinde. „Aber wir müssen jetzt auch mal zu einer langfristig tragbaren Lösung kommen.“

Neubau oder zwei getrennte Orte

Seit Jahren schrumpft die Gemeinde und damit auch die Gelder. Bisher gab es in der 2007 zusammengeschlossenen Gemeinde zwei Kirchen und auch zwei Zentren. Überlegt wurde nun, auf Anraten eines externen Gutachters, die vier Gebäude aufzugeben und ein komplett neues Gemeindezentrum auf halber Strecke zwischen den Stadtteilen, auf einem privaten Grundstück an der Gabelstraße, zu errichten. Noch bis Ende Oktober hält die Gemeinde das Vorverkaufsrecht für dieses Gebiet.

Weil sich aber vor allem in Königshardt bei Versammlungen Widerstand gegen diesen Plan geregt hatte, lässt derzeit das Presbyterium nochmals prüfen, ob alternativ zum Neubau die Kirche in Königshardt und auch das Gemeindezentrum in Schmachtendorf erhalten bleiben können. Zumindest die Kirche muss aber saniert werden. Dann wären Gottes- und Gemeindehaus zudem rund 3,5 Kilometer voneinander entfernt, auch müsste mehr Personal bezahlt werden.

Entscheidung erst bei zuverlässigen Zahlen

Erst wenn zuverlässige Zahlen zu den Kosten dieser Alternative vorlägen, wolle das Presbyterium seine Entscheidung treffen, sagt Deterding. „Das heißt, liegen sie noch nicht im Oktober vor, läuft das Vorverkaufsrecht auf das Grundstück an der Gabelstraße eben aus.“

In beiden Fällen wird die Schmachtendorfer Kirche aufgegeben. „Das ist ein schmerzhafter Prozess“, sagt Deterding, der die Notwendigkeit der anstehenden Entscheidung aber an einem Beispiel zeigt: „Seit Jahren haben wir in Schmachtendorf konstant rund 90 Beerdigungen im Jahr, aber nur etwa 30 bis 35 Taufen. Wir verlieren also ohne jedes Zutun 55 Gemeindemitglieder.“

In dem Einsatz der Königshardter für ihre Kirche sieht der Superintendent eine hohe Wertschätzung der kirchlichen Arbeit. Ähnlich sieht das Thomas Levin, Pfarrer in Königshardt: „Dieser Widerstand aus der Gemeinde ist beim Presbyterium angekommen.“

Gleichwohl betont Levin: „Der gesamte Prozess hat viel Energie gebunden, deshalb ist der Beschluss nun auch notwendig, damit wir ihn in Ruhe umsetzen können.“

Königshardter Kirche ist sein Gesellenstück 

Die Debatte um die drohende Schließung der evangelischen Kirche am Buchenweg hat viel Unruhe in den Stadtteil Königshardt gebracht. Von dieser Diskussion, die sich in vielen Leserbriefen äußerst, ist der Holtener Johannes Matußczak in besonderer Weise betroffen. Denn der heute 76-Jährige hat als Lehrling in den 1950er Jahren beim Bau des Gotteshauses geholfen, das nun unter dem enormen Spardruck aufgeben werden könnte. Sie ist quasi sein Gesellenstück.

60 Jahre ist es her, als Matußczak mit seiner Maurerlehrer begann. Kirchlich sei sein Chef sehr engagiert gewesen, „wir haben viele Kitas und auch an Leichenhallen gebaut“, erinnert sich der Holtener. Die Königshardter Kirche sei allerdings eine „aufwändige Kiste“ gewesen. „Ein mächtiges Bauwerk und natürlich hatte es etwas Ehrwürdiges, eine Kirche zu bauen.“

So fuhr der jugendliche Johannes erhobenen Hauptes jeden Morgen mit dem Rad aus Osterfeld-Heide nach Königshardt, um dort mit 15, 20 Kollegen die massiven Kirchenmauern zu errichten.

Grundsteinlegung in Erinnerung geblieben

An die Grundsteinlegung des Kirchbaus erinnert sich der heutige Rentner noch genau: Die Firma Nottenkämper hatte neben dem Grundstein noch ein Stück Platz im Mauerwerk gelassen: „Unser Polier hat dann all unsere Namen auf Pergamentpapier geschrieben, in eine Bärenmilch-Kanne gesteckt und diese in einem Schlitz neben dem Grundstein versenkt.“ Dort befinde sich die eingemauerte Dose noch immer.

Die Debatte um den Kirchenverkauf tue weh, sagt Johannes Matußczak bei seinem Redaktionsbesuch. „Ich bin religiös erzogen worden.“ Ist die Aufgabe der Kirche unumgänglich, habe er aber auch Verständis für dese Entscheidung. „Wenn sie wohl überlegt ist.“