Oberhausen. In die Zeit vor 100 Jahren versetzte das Museumsfest des Rheinischen Industriemuseums in Oberhausen die Gäste beim Musuemsfest.
Deutschland vor 100 Jahren, das war ein Land voller Gegensätze: Reichtum und Armut, technische Neuerungen ohne Ende, von denen die breite Masse aber nur wenig profitierte, und ein pulsierendes Ruhrgebiet, das sich vor allem als Waffenschmiede des Deutschen Reichs einen Namen machte. In diese Zeit versetzte das Museumsfest des Rheinischen Industriemuseums an der Hansastraße die Besucher am Sonntag.
„Schneller! Höher! Weiter!“, so lautete das Motto, und das galt zu Anfang des 20. Jahrhunderts nicht nur für Technologie und Sport. Auch die Politik trachtete danach, Deutschland weltweit eine Führungsrolle zu sichern – und stürzte das Land in den verheerenden Ersten Weltkrieg.
Typhus ist das Ebola der Vergangenheit
An all das erinnerte ein Besuch der alten Zinkfabrik am Sonntag. Zum Auftakt belehrte Prof. Dr. Robert Koch, gespielt von Daniel Sobanski in Frack und Zylinder, die Besucher über hygienische Mindeststandards. Nicht Ebola im fernen Afrika entsetzte die Menschen damals, sondern eine Typhus-Epidemie in Gelsenkirchen. Das Trinkwasser war versucht. Der Ausbau der Kanalisation konnte mit dem Wachstum der Städte nicht Schritt halten.
Die Neuerung schlechthin war damals die Elektrizität. Und daran erinnerte das Museumsfest mit Fahrten im Straßenbahn-Oldtimer, allerdings vom Hauptbahnhof aus nach Sterkrade und zurück.
Museumsleiter hätte sich mehr Gäste gewünscht
Während die Landbevölkerung noch vom Untertanengeist geprägt war, emanzipierte sich das Bürgertum in den Städten. Kecke Musik wurde gespielt. Sängerin Veronika Maruhn gab im Kesselhaus mit frechen Chansons Kostproben davon. „Warum soll eine Frau kein Verhältnis haben?“, sang sie. Später wurde ein Tango-Kurs „für vornehme Damen und Herren“ angeboten.
Stark verkürzt war die Führung durch die Sonderausstellung aus Anlass des Ausbruchs des Ersten Weltkriegs vor 100 Jahren. Sie demonstrierte auch, wie das moderne Zeitalter die Menschen in ein von fremdbestimmter Arbeitszeit dominiertes Leben hineinzwängte.
Viele Besucher nutzten den schönen Spätsommertag, um auf dem Hof des Museums unter Bäumen zu sitzen und miteinander zu plaudern. Mit der Resonanz auf das Fest war Museumsleiter Burkhard Zeppenfeld nicht ganz zufrieden, er hätte sich etwas mehr Gäste gewünscht.