Oberhausen. Ein Klassenlehrer aus Kempen beschwert sich über Vorgehensweise der Kontrolleure in Oberhausen. Der Entwerter am Centro war defekt: Aber die Schüler stiegen trotzdem ein und kassierten prompt Bußgelder. Der Fall ähnelt sehr dem einer Klasse aus Krefeld. Der Verdacht einer “Touristenfalle“ wird laut.
Eine fast „planmäßige „Touristenabzieherei“ wirft Hans-Jörgen Jaust der Stoag vor. Weshalb der Lehrer der Kempener Martin-Hauptschule auf den Oberhausener Verkehrsbetrieb so sauer ist? Das lassen wir ihn selbst erzählen.
„Mit meiner siebten Klasse habe ich einen Tagesausflug von Kempen nach Oberhausen gemacht.“ Nach einer Besichtigung von Gasometer und Centro trat die Gruppe den Heimweg an. „Doch die Rückfahrt gestaltete sich schwierig“, sagt Jaust. Weil einige Schüler verspätet zum vereinbarten Treffpunkt gekommen waren, erreichte die Klasse den Bahnsteig an der Haltestelle „Neue Mitte“ in Richtung Hauptbahnhof erst kurz vor dem Eintreffen der Linie 960.“
Kontrolleur ließ sich auf nichts ein
Der einzige sichtbare Entwertungsautomat für die Tickets aber sei mit einem Defekt-Hinweisschild überklebt gewesen. „Zwei Minuten später traf der Bus ein, wir stiegen hektisch ein und ich wies meine Schüler an, ihre Fahrscheine am Hauptbahnhof zu entwerten.“ Denn Automaten im Bus habe er nicht gesehen. „An die wären wir aber auch gar nicht drangekommen, weil der Bus proppenvoll war und wir uns überhaupt nicht bewegen konnten.“ Wohl auch aus diesem Grund habe der zusteigende Kontrolleur nur zwei direkt an der Tür stehende Kinder kontrolliert – und dabei die nicht entwerteten Gruppentickets bemängelt. „Die beiden kassierten ein Bußgeld von jeweils 40 Euro und waren natürlich fix und fertig.“
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Jaust betont: „Ich habe sofort die Verantwortung übernommen und versucht, den Kontrolleur von den besonderen Umständen zu überzeugen. „Doch der hat sich auf nichts eingelassen.“
Verdacht einer Touristenfalle dränge sich auf
Nach der Rückkehr entdeckte der Pädagoge im Internet unseren WAZ-Artikel über eine Schülergruppe aus Krefeld, der genau dasselbe passiert war. „Nur sollte diese Gruppe sogar insgesamt 560 Euro zahlen“, empört er sich. Jaust meint: „Da drängt sich ja der Verdacht einer Touristenfalle auf!“
Davon könne keine Rede sein, weist Stoag-Sprecherin Sabine Müller diesen Vorwurf entschieden zurück. Die Kinder hätten keinen gültigen Fahrschein besessen – und in einem solchen Fall sei der Kontrolleur verpflichtet, die Personalien aufzunehmen und ein erhöhtes Beförderungsentgelt auszustellen. Dagegen könne allerdings Widerspruch eingelegt werden (Hotline: 0208/835-8210). „Wir prüfen jeden Fall und lassen uns die Begleitumstände erläutern.“
Hans-Jörgen Jaust hat das inzwischen getan. Die Stoag reduzierte daraufhin das Bußgeld auf zehn Euro pro Schüler, die Jaust jetzt aus eigener Tasche beglich.