Oberhausen. Teures Nachspiel einer Klassenfahrt nach Oberhausen: Nachdem der Entwerter an der Haltestelle die Tickets nicht abstempelte, stiegen die Kinder auf Anraten ihres Lehrers so in den Bus – und kassierten deftige Bußgelder. Der Stoag-Kontrolleur stellte jedem Kind einen Bußgeldbescheid über 40 Euro aus.
Ein Klassenausflug nach Oberhausen sollte für 14 Siebtklässler aus Krefeld jetzt ein teures Nachspiel haben. Weil der Entwerter an der Haltestelle ihre Tickets nicht abstempelte, stiegen sie auf Anraten ihres Lehrers so in den Bus. Der Pädagoge hatte geplant, die Fahrscheine dann am Hauptbahnhof zu entwerten. Auf diese Erklärung aber ließen sich die wenig später zugestiegenen Stoag-Kontrolleure nicht ein. Sie verteilten an 14 Schüler Zahlungsbelege über jeweils 40 Euro. Die anderen elf waren zum Glück im Besitz von Schoko-Tickets.
Manfred Seidel ist geschockt. Der Mathelehrer des Gymnasiums Horkesgath in Krefeld hat die Bußgeldbescheide von insgesamt 560 Euro an sich genommen. Denn eines steht für ihn fest: „Das übernehme ich – schließlich haben die Kinder nur das getan, was ich ihnen gesagt habe.“ Dabei hatte der Tag so schön begonnen.
Entwerter an der Station war defekt
Die siebte Klasse hatte zunächst einen Ausflug zum Hochseilklettergarten tree2tree in Oberhausen gemacht, war dann noch gemeinsam durchs Centro gebummelt. An der Station Neue Mitte wartete die Gruppe auf den Bus zum Hauptbahnhof. „Ich hatte den Schülern, die kein Schoko-Ticket hatten, Vierer-Tickets in die Hand gedrückt“, erzählt Seidel. Doch es habe sich schnell herausgestellt, dass der Entwerter defekt war. „Und dann kam auch schon der Bus.“ Also habe er seinen Schüler gesagt: „Alle rein, wir entwerten die Fahrscheine dann am Hauptbahnhof.“
Schoko-Ticket einfach eingezogen
Bei einem Schüler mit Schoko-Ticket stellte der Stoag-Kontrolleur fest, dass das Ticket angeblich gesperrt sei und zog es ein. Auch dieser Junge sollte 40 Euro zahlen.
In Krefeld ließ die Mutter den Fall bei ihrer Verkehrsgesellschaft prüfen. Der Junge erhielt sofort kostenfrei ein neues Ticket. Die Stoag zog ihr Bußgeld jetzt zurück.
Auf die Idee, dass es auch im Bus einen Entwerter gibt, sei er gar nicht gekommen, räumt Seidel ein. „Wir fahren in Düsseldorf meist mit der S-Bahn. Dort gibt es nur externe Entwerter. Wenn einer davon nicht funktioniert, können wir die Fahrscheine bei einem Kontrolleur oder spätestens am Zielort nachlösen lassen“, erklärt der Pädagoge.
Mädchen fingen an zu weinen
Doch der Stoag-Kontrolleur habe sich auf keinerlei Erklärungen eingelassen. „Er notierte sich die vollständigen Daten aller Kinder mit Vierer-Ticket und drückte jedem einen Zahlungsbeleg über 40 Euro in die Hand.“ Zwei der 12-jährigen Mädchen hätten daraufhin angefangen zu weinen. „So etwas habe ich in meiner über 30-jährigen Laufbahn als Lehrer noch nie erlebt“, meint Seidel kopfschüttelnd.
Die Kontrolleure könnten nicht einfach tun und lassen, was ihnen gefällt, wirbt Stoag-Vorstandsmitglied Werner Overkamp um Verständnis. Gleichwohl hätten sie die Weisung, insbesondere bei Kindern besonders sensibel vorzugehen.
Auf Nachfrage der WAZ bestätigt Stoag-Sprecherin Jenny Battistin: „Herr Seidel hat uns den Sachverhalt schriftlich geschildert.“ Das Unternehmen wolle dem Pädagogen entgegenkommen. „Wir haben ihm angeboten, aus Kulanz jeden aufgenommenen Fall auf 10 Euro und damit den Gesamtvorgang auf insgesamt 140 Euro zu ermäßigen.“