Oberhausen. . Wer mit dem Bus von Oberhausen-Osterfeld zur Marktstraße fährt, der zahlt künftig mehr Geld. Denn der VRR erhöht seine Ticketpreise deutlich. Die Chefs des Nahverkehrsunternehmens Stoag sehen Oberhausen dadurch benachteiligt.
Die Fahrkarten der Stoag werden trotz der im Rahmen des Sparpakets der Stadt vollzogenen Einschnitte ins Liniennetz im nächsten Jahr schon wieder teurer.
Denn der Verkehrsverbund Rhein Ruhr (VRR) zieht die Preisschraube aufgrund steigender Personal- und Energiekosten nochmals im Schnitt um knapp vier Prozent an. Schon zu Beginn des Jahres waren die Ticketpreise um 3,3 Prozent angehoben worden. Das sind jeweils deutlich mehr als die allgemeine Preissteigerungsrate von 1,0 Prozent. „Der Personen-Nahverkehr ist ein Zuschuss-Geschäft und wir haben den Auftrag, die Belastung für die Kommunen zu reduzieren“, erklärt VRR-Sprecher Bachteler die Preissprünge.
20 Cent mehr für zwei Einzeltickets
Wer künftig von Osterfeld zur Marktstraße hin und zurück fahren will, zahlt bei zwei Einzeltickets ab Januar 5,20 Euro (heute auch schon recht teure 5 Euro). Eine Fahrt in Nachbarstädte (Preisstufe B) wie Essen oder Duisburg steigt um 20 Cent auf 5,50 Euro. Weitere Strecken wie etwa nach Dortmund (Preisstufe C) kosten mit 11,50 exakt 50 Cent mehr.
Die Stoag-Leitung zeigt sich nicht gerade glücklich über die weiteren Preissteigerungen, denn sie sieht Oberhausen im Vergleich zu anderen größeren Städten benachteiligt: Für die vergleichsweise kleine Stadt muss der Spontanfahrer genauso viel zahlen wie durchs große Essen oder Bochum. „Es wird seit langem kontrovers diskutiert, ob die Preise sich nicht stärker an den Bedingungen vor Ort orientieren sollten“, sagt Stoag-Geschäftsführer Peter Klunk.
Deshalb hat der VRR Oberhausen bereits einen Modellversuch erlaubt: Mit dem „CityO.-Ticket“ kann man seit 1. Juli 2014 vier Stunden lang beliebig oft im Oberhausener Gebiet hin und her fahren. Über Verkaufszahlen schweigt Klunk noch – vielleicht war der erste Abverkauf zu wenig ermutigend.
Gefährliche Abwärtsspirale
Alle Politiker im Lande reden zwar viel von Klimaschutz und Umweltfreundlichkeit, doch bei Bussen und Bahnen lassen sie eine gefährliche Abwärtsspirale zu: Aus Sorge vor noch größeren Millionen-Zuschüssen aus leeren Stadtkassen steigen die Preise für Fahrkarten weit höher als es die allgemeine Teuerung gebietet. Doch damit laufen wir Gefahr, dass die Nutzung von Bussen und Bahnen zum Luxusgut wird. Die Quittung bekommt nicht nur die Stoag in Oberhausen: Der Service wird schlechter, die Preise steigen, die Zahl der Fahrgäste sinkt. Deshalb müssen die Preise weiter steigen, und so fort. Oberhausener genossen viele Jahre ein revierweit vergleichsweise üppig dimensioniertes Liniennetz in der Stadt. Die Stoag hat es lange geschafft, relativ geschickt die Taktzeiten und Linien auszudünnen – nun aber ist das Ende der Fahnenstange erreicht. Bund und Land müssen überlegen, die Finanzierung des umweltfreundlichen Nahverkehrs auf solidere Füße zu stellen.
Die Preiserhöhungen betrachtet der Stoag-Vorstand wohl mit gemischten Gefühlen. Einerseits sinkt aus mehreren Gründen die Zahl der jährlichen Passagiere, die die Stoag durch die Gegend fährt: 2013 waren es mit 37 Millionen Fahrgästen eine Million Menschen weniger als 2012. Das liegt an dem Rückgang der Einwohner- und Schülerzahlen, aber auch an den Einschnitten im Linienangebot – und den Fahrpreiserhöhungen.
Andererseits sorgen die stetigen Preiserhöhungen dafür, dass der Einnahmeverlust durch den Fahrgast-Rückgang fast ausgeglichen wird – und die arme Stadt nicht noch mehr Geld zuschießen muss.
Monatstickets verteuern sich prozentual weniger
Die meisten Fahrgäste fahren mit Monatskarten der Stoag in Oberhausen umher. Deren Preise steigen prozentual geringer als die Einzeltickets: In Oberhausen kostet ein Ticket 1000 ab 1. Januar statt 58,39 Euro 60,03 Euro. Allerdings entfällt die Möglichkeit, abends und am Wochenende eine weitere Person mitzunehmen. Der Preis fürs 2000er-Ticket zieht um 2,33 auf 66,94 Euro an.
Die Semestertickets der Studenten im Ruhrgebiet verteuern sich zum Wintersemester 2015/2016 um zwei Euro. Ab Januar führt der VRR eine neue Preisstufe für Großstädte ein: A3. Sie ergänzt die Preisstufen A1 für den ländlichen Raum und A2 für Mittelzentren. Nach ihnen bemessen sich die Abo-Preise. Oberhausen zählt zu A2.