Oberhausen. Arbeitgeber in Oberhausen beklagen, dass nur noch wenige junge Menschen das Durchhaltevermögen für eine Ausbildung besäßen. Viele brechen die Ausbildung frühzeitig ab. Auch unterschreiben einige Schulabgänger unterschreiben mehrere Verträge, ohne betroffene Betriebe über ihre Absage zu informieren.
Das neue Ausbildungsjahr hat gerade erst begonnen, doch hat die Erfahrung der vergangenen Jahre gezeigt, dass wohl nicht alle jungen Berufsanwärter in Oberhausen ihre Lehre auch beenden werden. Allein bei der Kreishandwerkerschaft wurden von 1459 im Handwerk geschlossenen Ausbildungsverträgen im vergangenen Jahr 224 vorzeitig gelöst – 2012 waren es bei 1538 Ausbildungsverhältnissen immerhin 235 Verträge. „Die ersten Monate sind für viele Auszubildende sehr schwierig“, stellt Geschäftsführerin Barbara Pezzei fest. „Gerade in den handwerklichen Berufen ist harte, körperliche Arbeit erst einmal eine Umstellung. Das schafft nicht jeder.“
„Die Frustrationstoleranz ist bei vielen Jugendlichen heute deutlich geringer als es noch vor etwa 20 Jahren der Fall war“, sagt Hans Michaelsen, Geschäftsführer der Industrie- und Handelskammer zu Essen (IHK), die auch für Oberhausen zuständig ist. Zwar werde die genaue Abbrecherquote bei der IHK nicht ermittelt, doch sprächen die Rückmeldungen aus den Betrieben eine deutliche Sprache.
„Eine mittlere Katastrophe“
So haben viele Branchen wie etwa der Einzelhandel oder die Gastronomie nicht nur mit einem eklatanten Bewerbermangel zu kämpfen, sondern die Unternehmen zuweilen auch Mühe, ihre Auszubildenden bis zum Ende ihrer Lehrzeit in den Betrieben zu halten. „Da hat ein Wandel stattgefunden“, so Michaelsen. „Wir beobachten immer häufiger, dass Jugendliche gleich mehrere Arbeitsverträge unterschreiben, aber den betroffenen Arbeitgebern nicht einmal absagen. Gerade für kleinere Betriebe ist das eine mittlere Katastrophe.“
So unternähmen die Personalchefs auch nach Vertragsabschluss noch viele Anstrengungen, um die Jugendlichen an den Betrieb zu binden. „Viele stellen ihren neuen Kräften schon vor Ausbildungsbeginn einen Paten zur Seite, der regelmäßig Kontakt zu ihnen sucht. Manchmal werden sogar die Eltern der Auszubildenden zu Info-Veranstaltungen eingeladen.“
Henrike Greven, Geschäftsführerin des Verdi-Bezirks Mülheim-Oberhausen, plädiert derweil für mehr Verständnis für junge Berufsanwärter: „In einigen Betrieben werden Auszubildende bereits als vollwertige Arbeitskräfte eingesetzt. Mit diesen Anforderungen sind sie dann oft überfordert.“ Wichtig sei vor allem, junge Menschen schon während der Schulzeit an den Berufsalltag heranzuführen – ein Ansatz, den man auch bei der Agentur für Arbeit Oberhausen unterstützt: „Wir setzen auf frühe und intensive Beratung“, sagt Geschäftsführer Jürgen Koch. „Allerdings sollte man sich vor allem auf die Stärken der jungen Menschen konzentrieren, statt sich ständig zu beschweren, was sie alles falsch machen.“
Hilfe nach Ausbildungsabbruch
Kommt es dennoch zu einem Ausbildungsabbruch, versucht die Agentur entweder, dem Bewerber einen anderen Ausbildungsplatz zu vermitteln, oder ihm Alternativen aufzuzeigen – dies könnten etwa ein Überbrückungsjob oder ein Freiwilliges Soziales Jahr sein. „Möglicherweise überweisen wir den Jugendlichen in eine berufsvorbereitende Bildungsmaßnahme, die speziell auf seine Bedürfnisse zugeschnitten ist“, so Koch.
„Der beste Schutz gegen einen Ausbildungsabbruch ist immer noch eine gute Berufswahl. Deshalb ist frühzeitige Orientierung wichtig.“