Oberhausen. Seit 2005 ermöglicht der Gesetzgeber Ausbildungen in Teilzeit, doch nur wenige Unternehmen sind bereit, jungen Müttern so eine berufliche Perspektive zu bieten. Einige Oberhausener Arbeitgeber gehen jedoch mit gutem Beispiel voran und berichten größtenteils von positiven Erfahrungen
Um jungen Müttern, die noch nicht mit beiden Beinen fest im Berufsleben stehen, eine solide, berufliche Grundlage zu ermöglichen, gestattet der Gesetzgeber seit 2005 auch Ausbildungen in Teilzeit. Doch zeigen in Oberhausen bislang nur wenige Unternehmen und Einrichtungen die Bereitschaft, sich auf ein solches Arbeitsmodell einzulassen.
So wurde bei der Kreishandwerkerschaft Mülheim an der Ruhr-Oberhausen bislang nur ein Arbeitsvertrag in Teilzeit registriert. „Das Konzept steckt noch in den Kinderschuhen“, vermutet Sprecherin Barbara Pezzei. Die IHK Ruhr kann zum gegenwärtigen Zeitpunkt noch keine Angaben über die Ausbildungen in Teilzeit machen, doch sei der Anteil noch sehr gering, so ein Sprecher.
Dabei tut die Politik einiges, um das Konzept für Arbeitgeber attraktiv zu machen. So bewirbt die Regionalagentur MEO, zuständig für die Städte Mülheim, Essen und Oberhausen, das Prinzip Teilzeit-Ausbildung intensiv mit Informationskampagnen und Gesprächsrunden, um Unternehmen von dem Ansatz zu überzeugen – mit mäßigem Erfolg. „Es ist immer noch schwierig, Unternehmen für das Konzept zu gewinnen“, sagt Marion Steinhoff, Beauftragte für Chancengleichheit am Arbeitsmarkt bei der Agentur für Arbeit Oberhausen. „Da herrscht einfach noch große Skepsis bei den Arbeitgebern, die wir ihnen gerne nehmen würden. Denn bei den Teilzeit-Auszubildenden, die über die Agentur vermittelt werden, handelt es sich um einen handverlesenen Bewerberkreis.“ So seien es vornehmlich junge Mütter, die noch einmal Kurs auf den Arbeitsmarkt nehmen möchten. Und die könnten im Job mit Schlüsselkompetenzen wie Organisationstalent, Teamfähigkeit und Lebenserfahrung punkten. Den Unterricht an der Berufsschule müssen Teilzeit-Auszubildende komplett absolvieren; die Zeit im Betrieb kann je nach Bedarf reduziert werden und wird entsprechend geringer vergütet.
Maßnahme gegen Fachkräftemangel
Doch lassen sich einige Arbeitgeber bereits auf das Wagnis Teilzeitausbildung ein – viele von ihnen ziehen eine positive Bilanz. So etwa der Bäckereibetrieb Döbbe, der seit 2006 in Teilzeit ausbildet. „Anfangs hatten wir Bedenken, aber die haben sich inzwischen aufgelöst“, sagt Andrea Donotek, Bezirks- und Ausbildungsleiterin bei Döbbe. „Wir verstehen uns als soziales Unternehmen. Davon abgesehen ist die Teilzeitausbildung für uns aber auch eine Möglichkeit, um dem Fachkräftemangel entgegenzuwirken.“
Doch sind es bislang eher öffentliche Einrichtungen und Behörden als Unternehmen, die jungen Müttern diese Möglichkeit bieten. Auch die Stadt stellt sporadisch Auszubildende in Teilzeit ein. Zwar ist dies im aktuellen Jahrgang nicht der Fall, doch hatte 2012 auch eine junge Dame eine Teilzeit-Ausbildung in der Verwaltung begonnen. Ihr Stundenkontingent konnte sie von 39 auf 30 Stunden reduzieren. „Grundsätzlich haben die Bewerber die gleiche Chance auf einen Ausbildungsplatz“, versichert Andrea Boehnke, vom Fachbereich Aus- und Weiterbildung, Personalentwicklung bei der Stadt. Einen Wettbewerbsnachteil gebe es für potenzielle Teilzeit-Azubis nicht.