Seine Vorgängerin aus Norddeutschland, Christiane Fern, weilte nur zwei Jahre als Chefin der Arbeitsagentur Oberhausen hier; der 44 Jahre alte, aus der Eifel stammende Jürgen Koch verspricht, seine Aufgabe langfristig anzugehen. „Wenn man auf dem Arbeitsmarkt etwas bewegen will, braucht man einen langen Atem und Ausdauer“, sagt der seit Anfang August in Oberhausen arbeitende Koch beim ersten Redaktionsbesuch.
Der in Düsseldorf mit seiner Frau lebende Koch hat eine typische Karriere in der Arbeitslosenbehörde hinter sich: Mit 19 Jahren Ausbildung zum Berufsberater, mehrere Stationen in verschiedenen Arbeitsagenturen, in der NRW-Regionaldirektion Düsseldorf sowie fünf Jahre in der Nürnberger Bundesagentur. Zuletzt leitete er übergangsweise die Arbeitsagentur in Aachen und lernte zuvor den Arbeitsmarkt im Ruhrgebiet als Co-Geschäftsführer der Arbeitsagentur Dortmund kennen.
Liebhaber schneller Pferde
Oberhausen ist ihm nicht nur beruflich als Hort hartnäckig hoher Langzeitarbeitslosigkeit bekannt, sondern auch privat als Besucher des Centros schon in den 90ern. Die derzeit stark steigenden Touristenzahlen seien ein Beweis, dass Oberhausen attraktiv sei. „Darauf kann man aufbauen.“ Der erste Eindruck des täglichen Pendlers: „Die Stadt hat was: Gepflegte Plätze, schöne Bäume, ruhige Viertel“, lobt der Freund traditioneller Fußballvereine und schneller Pferde.
Jürgen Koch hat nach den revolutionären Umwälzungen vor mehr als zehn Jahren in der Bundesagentur die Sprache der Reformer verinnerlicht: Arbeitslose sind Kunden; das Arbeitsamt keine Behörde, sondern eine Versicherung; der Mitarbeiter Dienstleister für Arbeitslose; es gibt kein „bin nicht zuständig“, sondern „wir sind verantwortlich“. Dazu passen seine wohl überlegt komponierten Sätze: „Ich bin nicht zahlenlastig, sondern menschenlastig“; „Ich spreche lieber von Herausforderung als von Problemen“; „Wir sind Kümmerer für Menschen“; „Wir müssen vernetzt denken“; „Die Kunden erhalten eine Dienstleistung, für die sie bezahlt haben.“
Auch in den Jobcentern, die ja nach einer intensiven Bedürftigkeitsprüfung Steuergelder an Hartz-IV-Langzeitarbeitslose auszahlen, seien Arbeitslose für ihn keine Bittsteller. Er legt Wert darauf, dass man alle Menschen mit Respekt behandelt. „Dazu gehört auch, dass man die Leute grüßt.“
Patentrezepte, wie man die Arbeitslosigkeit absenkt, hat Koch natürlich nicht. Aber er strebt eine breitere intensivere Partnerschaft mit Betrieben, Kammern, Schulen, Gewerkschaften und der Stadt an. „Alleine verbessern kann ich die Lage nicht.“ Er will sich selbst an oberster Stelle um die Wünsche der hiesigen Unternehmen kümmern – und vor Ort sein. „Ich werde nur 50 Prozent der Arbeitszeit an der Mülheimer Straße 36 im Büro sitzen.“