Oberhausen. . Die Blütenpracht an der Marktstraße in Oberhausen wird von einer niederländischen Firma gepflegt. Die Anwohner wundern sich über die Auftragsvergabe. Die Bepflanzung ist eine Eigeninitiative der Haus-Eigentümer und Geschäftsleute an der Einkaufsmeile in der Oberhausener Innenstadt.
Bestimmt ist es nicht nur WAZ-Leserin Christine Pasquale aufgefallen: dass der hübsche Blumenschmuck an der Marktstraße von freundlichen Herren gepflegt wird, die in Lkw mit niederländischen Kennzeichen anrücken. „Ich hab gedacht, ich seh nicht richtig“, sagt die 71-Jährige City-Bewohnerin. Sie habe den Mann in Warnjacke mit Wasserschlauch angesprochen – und festgestellt, dass es sich tatsächlich um einen waschechten Niederländer handelt. „Ich dachte, wir haben kein Geld“, empört sich Christine Pasquale. Was sie jedoch nicht wusste: Die Stadt hat mit dieser unkonventionellen Bewässerungspraxis nichts zu tun. Kurios bleibt sie trotzdem.
„Diese Blumen gehören der Interessengemeinschaft der Kaufleute“, gibt Alexander Höfer, Sprecher der Oberhausener Gebäude-Management GmbH (OGM), Auskunft. Die städtischen Beete, Bäume und Grünflächen würden selbstverständlich mit hauseigenen Tankfahrzeugen versorgt. Zwei stünden hierfür zur Verfügung, jeweils mit bis zu 5000 Litern Wasser befüllbar. An den Schläuchen: OGM-Mitarbeiter vom Grünflächenmanagement. Das wäre geklärt. Doch wie kommen die Holländer an die Ampeln?
10.000 Euro pro Jahr
Diese Frage kann City-Manager Franz Muckel beantworten. Stehkübel und Hängebepflanzung an der Marktstraße ebenso wie an der Elsässer Straße und der Paul-Reusch-Straße seien „aus der Kulturhauptstadt gewachsen“. Sie seien eine hundertprozentige Initiative vom City-O-Management (früher Werbering), der Interessengemeinschaft engagierter Eigentümer, Einzelhändler, Gastronomen und Dienstleister in der Innenstadt. „Ein tolles bürgerschaftliches Engagement“, wie Muckel lobt. Und das lassen sich die Mitglieder einiges kosten: 10.000 Euro pro Jahr.
Damit der Spaß nicht noch teurer wird, habe man den Auftrag 2009 ausgeschrieben. Bedingung war nicht nur die Installation und Pflege der Blumenkübel, wie Muckel erklärt, sondern auch und vor allem der Ersatz bei Vandalismus. „Und da gab’s nur niederländische Firmen, die sich beworben haben.“
"Absolut zuverlässig"
Eine andere Alternative wäre gewesen, Bürger dazu zu animieren, selbst zur Gießkanne zu greifen. „Das ist nicht möglich“, winkt Muckel ab. Dazu seien viel zu wenige bereit. Die niederländische Firma hingegen sei „absolut zuverlässig“.
In diesem Jahr wird der Verein City-O-Management erstmalig mit Landesmitteln im Rahmen des Projekts „Soziale Stadt“ unterstützt. „Das kann jeder bekommen, der sich mit einer Projektidee beim Projektteam City der Stadt bewirbt“, ermuntert Muckel andere Engagierte. Dennoch: Es bleibt bei den Blumengießern aus Holland – solange sich nichts Besseres findet.