Oberhausen. . Die Autorin Nina Ender und der Schauspieler Stefan Kolosko laden alle Oberhausener zu einem Abstecher in Ninas Laden an der Marktsstraße 67 ein. Dort können sie beweisen und dazu beitragen, dass das Zentrum lebt.

Die Beiden sind völlig abgedreht und so begeistert von ihrer Sache, dass man unwillkürlich Lust bekommt mitzumachen. Genau das sollen die Oberhausener ja auch: Theater machen auf der Marktstraße über die Marktstraße mit der Autorin Nina Ender und dem Schauspieler Stefan Kolosko. Und das alles in Ninas Laden an der Marktstraße 67.

Nibelungenlied

Die beiden Akteure in ihrem Laden haben sich als Grundlage für die Aktion „Das Zentrum lebt!“ nun ausgerechnet das Nibelungenlied ausgesucht. Nur, dass bei ihnen aus dem Trauerspiel „Die Heimatserie aus der Oberhausener Marktstraße“ wird. Die Serie heißt „DEFAKA - Ein deutsches Familienkaufhaus in drei Abteilungen“. Und so ist die Brunhild aus dem Nibelungenlied hier beispielsweise Barbara, die unbezwingbare Tabledancerin. Ansonsten gibt es auch vier Geschwister, die in diesem Fall ein marodes Kaufhaus erben.

Erste Handlungsstränge hat Autorin Nina Ender auch schon verfasst. Den Stoff lieferten ihr Besucher. Die haben einem wilden Brainstorming gleich aufgeschrieben, was ihnen zur Marktstraße einfiel. Ein älterer Herr etwa erinnerte sich an all die alten Geschäfte, die es hier mal gab. Jugendliche dagegen gaben der Straße ein Rapgesicht: „Die Marktstraße ist meine Straße / Hier lern ich, wie ich liebe, und hier lern ich, wie ich hasse / Ich bin 14 Jahre / Die Marktstraße war meine Wiege, und die Marktstraße wird meine Bahre“. So beginnt der Rap über eine Straße, in der es noch viel mehr Leben gibt als man denkt.

Dieses Leben, das soll noch wachsen. „Wir unterbrechen die Entwicklung hin zu Ein-Euro-Läden“, sagt Kolosko. Die Straße soll ein Ort der Begegnung werden. In Ninas Laden können sich die Oberhausener schon einmal in der Begegnung üben. Ein Blick in den Laden ist zu empfehlen. Er ist so schräg wie die beiden Protagonisten. Die Begegnungsstätte ist mit Gardinen verhängt. Das Inventar vom alten Puppenwagen über Operationsbesteck bis hin zu einem alten Fleischertisch ist abenteuerlich. Es gibt viel zu entdecken und viel Stoff für Fantasie. Und schon einige Laienschauspieler, die für diese Spielzeit fest engagiert sind. Schließlich müssen Rollen wie die des Warenhauskönigs Rainer Reinold oder des Umstrukturierers Hagen von Hehling ausgefüllt werden. Das Kaufhausspiel wird fortlaufend fortgeschrieben von Nina Ender – immer basierend auf den Anregungen der Bürger.

Unterstützt wird diese Aktion von Schauspielern des Oberhausener Theaters. Gefördert wird es vom Bund. Genaugenommen fließt das Geld fürs Projekt „Theater im öffentlichen Raum“ aus dem Fond für darstellende Künste.

Das Projekt „Das Zentrum lebt!“ läuft noch bis zum Samstag, 28. Juni. Vom 6. Juni an werden immer freitags und samstags Folgen der Kaufhaus-Serie gedreht und vor Publikum wieder abgespielt.

Sonntags um 12 Uhr ist Brainstorming-Brunch. Samstags ab 22 Uhr werden die Folgen gezeigt. Und montags sowie dienstags findet ab 16 Uhr die Drehbuchwerkstatt statt, zu der auch alle eingeladen sind.

Schlimmes Erlebnis: Diebstahl

Ein schlimmes Erlebnis hat dem Projekt „Das Zentrum lebt!“ einen ganz neuen Sinn gegeben. Das sagen die beiden Protagonisten Nina Ender (Autorin) und Stefan Kolosko (Schauspieler). Sie hatten Ninas Laden an der Marktstraße 67 (siehe Bericht rechts) kaum eröffnet, da wurden sie auch schon bestohlen. Wahrscheinlich hat ein Mädchen, dessen Name Nina Ender und Stefan Kolosko auch bekannt ist, ein Handy und die Schlüssel für den Laden mitgehen lassen.

Schlimm ist das auch, weil gerade der Diebstahl der Schlüssel das Projekt gefährdet. „Es müssen sieben Schlösser ausgewechselt werden“, verdeutlicht Stefan Kolosko die hohen Kosten. Deshalb wäre es so wichtig, gerade diese Schlüssel zurückzubekommen. Die beiden haben am 22. Mai Anzeige erstattet. Das bestätigt auch die Polizei, die nun versucht, mit den Eltern der mutmaßlichen Diebin Kontakt aufzunehmen.

Der Diebstahl hatte allerdings auch etwas Positives. Die beiden Akteure halten sich nun dauerhaft an der Marktstraße auf. Sie schlafen sogar dort. „Das hat uns auf ganz neue Gedanken gebracht, und wir haben ganz neue Erkenntnisse gewonnen“, sagen sie. Durch diese Erfahrung habe das Projekt einen komplett anderen Sinn erhalten.