„Die Fahrkarten, bitte“ – eigentlich gehört die Kontrolle von Bus- und Bahntickets zum Alltag für Kon­trolleure wie Fahrgäste. Selten geht es dabei handgreiflich zu. Doch für das Mülheimer Ehepaar L. (Name der Redaktion bekannt) eskalierte die Situation während ihrer Straßenbahnfahrt von Mülheim nach Oberhausen: Nun ist von rassistischen Beleidigungen und sogar Körperverletzung durch die Kontrolleure die Rede.

Schürfwunden am Hals

Diese schweren Vorwürfe erhebt das Mülheimer Paar mit Migrationshintergrund und hat deswegen auch Anzeige erstattet.

Was war geschehen? Im November 2012 wurden sie von zwei Kontrolleuren im Auftrag der Stadtwerke Oberhausen (Stoag) überprüft. Dabei stellte sich heraus, dass das Zusatzticket des Mannes nicht abgestempelt war. Herr L. räumt zwar den Fehler ein, doch seien die Kontrolleure „beleidigend geworden“, als er ihnen den Grund habe erklären wollen, sagt seine Frau. „Wir sind hier nicht in Marokko“ und „Halt die Schnauze“, soll ein Kontrolleur sagt haben. „Dabei bin ich gebürtige Mülheimerin und mein Mann stammt aus Tunesien“, ist Frau L. empört. Daraufhin verlangten sie die Polizei. Bei den Beleidigungen blieb es angeblich nicht. Als alle Vier an der Luise-Albertz-Halle ausstiegen, um auf die Polizei zu warten, soll der Mann von einem Kontrolleur geohrfeigt und am Hals festgehalten worden sein. „Es war wie im Film“, schildert die Frau.

Rötungen am Hals, Schürfwunden an den Händen bestätigt eine ärztliche Untersuchung. Als Frau L. die Situation filmen wollte, sollen die Kontrolleure versucht haben, sie daran zu hindern. Warum er attackiert worden sei, kann sich Herr L. nur so erklären: „Vielleicht dachte er, ich wollte abhauen. Aber das Verhalten ist doch nicht normal“. Nun ist der Vorfall Teil einer polizeilichen Ermittlung, die sowohl gegen die Kontrolleure als auch gegen das Paar geführt wird. Beide Seiten beschuldigen sich der Körperverletzung, bestätigt die Polizei Mülheim/Essen.

Rechtlich dürfen Kontrolleure bei Verdacht auf Flucht einen Schwarzfahrer festhalten, bis die Polizei da ist, stellt Sabine Müller, Sprecherin der Stoag, fest. Zu den Vorwürfen sagt sie: Für die Stoag sei ein renommiertes Unternehmen tätig. „Wir kennen bisher nur die Schilderungen der einen Seite.“