Oberhausen. Prüfer des Oberhausener Verkehrsbetriebs Stoag hielten Studenten wegen angeblichen Schwarzfahrens fest und drückten diesen wegen angeblicher Fluchtgefahr zu Boden. “Ich hatte ein gültiges Semesterticket“, sagt der Betroffene, der über Rippenprellung klagt und daraufhin Anzeige erstattete.

Zwei Kontrolleure der Stoag müssen sich dem Vorwurf der Körperverletzung eines Kunden stellen. Der Betroffene erstattete Anzeige. Sie sollen ihn zu Boden gedrückt, ihm das Knie in den Rücken gestemmt haben. Von Rippenprellungen und leichter Gehirnerschütterung spricht der Mann.

Nach seinen Angaben eskalierte Anfang Mai eine routinemäßige Fahrscheinkontrolle in der Straßenbahnlinie 112. Der Student der Fachhochschule in Gelsenkirchen fuhr zu seinem Nebenjob im Centro. Als die beiden Kontrolleure ihn auf den Fahrschein ansprachen, zeigte er seinen Studentenausweis, der gemeinhin als Ticket gilt, sowie eine gültige Bescheinigung, dass er eingeschriebener Student ist. Doch die Kontrolleure akzeptierten den Ausweis nicht, denn der hat keinen aktuellen Semesterstempel auf der Rückseite. „Der Thermodrucker der FH funktionierte beim Einschreiben nicht“, wollte der Student erklären, und zeigte mit einer aktuellen Semesterbescheinigung, dass er eingeschrieben ist.

Kontrolle mit Polizeigriff

Auch dies erkannten die Kontrolleure nicht an, stattdessen versuchte einer, den vermeintlich ungültigen Studentenausweis einzuziehen. „Ich habe mein Ticket natürlich zurückverlangt“, sagt der Betroffene und räumt ein, er sei laut geworden, als der Kontrolleur sich weigerte. Der Student hat dafür kein Verständnis, zumal er von denselben Kontrolleuren schon ein Mal geprüft wurde. „Damals hat man auch geglaubt, ich fahre schwarz. Aber ich habe einen Tag später im Kundencenter Ausweis und Studienbescheinigung gezeigt.“ Im Center habe man dies als gültigen Fahrausweis akzeptiert.

Doch nun, bei der wiederholten Kontrolle, eskalierte die Situation: Als sie an Neuen Mitte ausstiegen, wollte der Student gehen, wurde aber am Hemd festgehalten. Als er sich losreißen wollte, soll ihn ein Kontrolleur in den Polizeigriff genommen, zu Boden gedrückt und mit dem Knie fixiert haben, bis die zuvor angeforderte Polizei kam.

Fehler des Kundenservices

Der Student protestiert: „Ich hatte einen gültigen Ausweis. Ich wusste nicht, dass sich Kontrolleure so brutal verhalten dürfen.“ Am nächsten Tag sollte er im Kundencenter nachweisen, dass der Ausweis gültig ist. Wieder zeigte er nur Studentenkarte und Semesterbescheinigung vor. Und wieder wurde beides problemlos akzeptiert.

Ob diese Kombination aber gültig ist, bezweifelt Stoag-Sprecherin Sabine Müller. Das sei ein Fehler des Kundencenters gewesen. „Kontrolleure haben das Recht, ungültige Fahrausweise einzuziehen. Sie dürfen auch bei Verdacht auf Flucht den Fahrgast festhalten, bis die Polizei kommt.“

Ein Pressesprecher der Fachhochschule bestätigt, dass der Betroffene eingeschrieben ist. Aber: „Wer keinen aktuellen Stempel auf dem Ausweis hat, kann sich eine weitere Bestätigung ausdrucken, die eindeutig als Ticket gilt.“ Warum der Betroffene dies nicht tat, kann der Sprecher nicht sagen.