Oberhausen. Im Wirtschaftsleben ist die Stenografie, die Kurzschrift, aus der Mode gekommen. Aber im Parlamentsbetrieb wird sie noch zu authentischen Aufzeichnungen verwendet. Christoph Lottermann hat sich ein ehrgeiziges Ziel gesetzt. Der Essener will in den kleinen Kreis der Parlamentsstenografen aufrücken.
Astronaut, Feuerwehrmann, Sänger oder Schauspieler: Es gibt so einiges, das bei vielen auf dem beruflichen Wunschzettel steht; Parlamentsstenograf gehört eher nicht dazu. Viele wissen wahrscheinlich gar nicht, dass so ein Berufsbild existiert. Schließlich gibt es deutschlandweit nur noch etwa 100 Berufsstenografen. Doch für Christoph Lottermoser ist es der Traumberuf schlechthin.
„Der Beruf ist einfach sehr gestalterisch. Ich bereite mich in Jura auf das zweite Staatsexamen vor und habe dabei gemerkt, dass die reine Rechtsanwendung nichts für mich ist“, sagt der 31-Jährige. Er habe aus Neugier 2011 an einem Volkshochschulkurs in Stenografie teilgenommen und war begeistert. „Ich habe mich dann informiert und gesehen, dass es in Oberhausen einen Stenografenverein gibt. Seitdem komme ich jeden Dienstag her“, sagt Lottermoser, der in Essen-Borbeck wohnt.
Erste Testhürde bestanden
Und wie sehen die Chancen aus, dass sein Wunsch in Erfüllung geht? Peter Urselmann, der Leiter des Weiterbildungsinstituts Oberhausen – selbst ein guter Stenograf – erklärt: „Schnelle Stenografen schaffen es, 400 Silben pro Minute zu erfassen. Bis man das schafft, braucht man so einige Übung.“ Lottermoser hat die erste Hürde geschafft: Er bestand den 100-Silben-Test „ganz gut“, wie er selbst sagt.
„Ich kann einige Zeichen noch abkürzen“, kritisiert er sich selbst. Doch die Stenografie ist schon zum Teil seines Alltags geworden: „Meinen Einkaufszettel schreibe ich auch nur in stenografischen Zeichen“, sagt er. „Und letztens habe ich mir vorgestellt, wie eine Urkunde in meinem Zimmer wohl stenografiert aussehen würde.“
Ohne „Plan B“
Doch was passiert eigentlich bei Fehlern? „Es gibt ja noch ein Tonband, das parallel läuft und das Gesprochene aufzeichnet“, so Stenografie-Lehrer Urselmann. „Bei mir kommt es tatsächlich vor, dass ich einige meiner Zeichen nicht mehr richtig entziffern kann“, gibt Lottermoser zu. Denn ob man ein „A“ oder ein „U“ stenografiere, sei oft nur ein Unterschied der Positionierung: Entweder stehe das Zeichen weiter oben oder unten. Da könnten schon mal Missverständnisse auftreten, gibt der Schnellschreiber zu bedenken.
In etwa einem Jahr ist Lottermoser fertig mit der Juristen-Ausbildung und will dann sein Ziel noch konzentrierter angehen. Denn einen „Plan B“ hat er bisher noch nicht: „Es gibt zwei Möglichkeiten: entweder im privaten Arbeitsverhältnis oder im Höheren Verwaltungsdienst, dann mit besserem Gehalt.“