Oberhausen. . René Kolbe fand seinen Traumausbildungsplatz, obwohl er das Abi nicht geschafft hatte.
Es gibt verschlungene Pfade, auf denen man zum Traumjob kommen kann: Bei René Kolbe sah alles nach Abitur und Studium aus, als er noch das private Don-Bosco-Gymnasium in Essen-Borbeck besuchte. Dann der Schock: Abi nicht bestanden. Kein Grund zur Panik für René, sondern Anlass, sich für einen Ausbildungsberuf zu entscheiden, der perfekt zu ihm passt: Kfz-Mechaniker. Seinen Ausbildungsplatz bei „Car Doc“ in Osterfeld hat er sich hart erarbeitet – während einer Einstiegsqualifizierung.
Wenn man René Kolbe reden hört, kann man sich nicht vorstellen, dass er jemals vorhatte, etwas anderes zu machen, als an Autos rumzuschrauben. Nach der Abi-Pleite suchte er sich jedoch ein Altersheim aus, um dort ein freiwilliges soziales Jahr zu absolvieren. Ein totaler Fehlgriff, wie er heute weiß. „Das war total schrecklich“, sagt er und guckt ganz bedröppelt in seinem Blaumann. Erst als er wieder über Autos sprechen darf, über Elektronik, Werkzeuge und Reparaturen, hellt sich seine Mine wieder auf.
Weiterdenken ist gefragt
Was ein guter Kfz-Mechaniker mitbringt? „Logisches Denken“, antwortet der 21-Jährige. „Wenn eine Birne kaputt ist, muss man weiterdenken. Vielleicht ist ja auch die Sicherung kaputt.“ Und noch etwas: „Man darf keine zwei linken Hände haben.“ Daniel Lübbe, Geschäftsführer bei „Car Doc“ und damit René Kolbes Chef, kann bestätigen, dass dieser allen Anforderungen genügt. „Er kann technisch denken. Das ist das, womit die meisten Azubis Probleme haben. Es gibt viele, die handwerklich gut sind, aber gar nicht genau wissen, warum oder wie die Technik im Auto funktioniert. Zumindest die Grundlagen muss man verstehen, um herauszubekommen, wo der Fehler liegen könnte.“ René, so lobt er, wolle wissen, wie alles funktioniert.
Von dieser Fähigkeit konnte Lübbe sich sechs Monate lang überzeugen – noch bevor ein Ausbildungsvertrag geschlossen wurde. Der junge Essener wurde ihm von der Agentur für Arbeit für eine Einstiegsqualifizierung vermittelt, ein Programm, bei dem zukünftiger Azubi und Betrieb sich zunächst unverbindlich beschnuppern können. Ein Plus für „Car Doc“: Das monatliche Taschengeld von 216 Euro zahlte die Agentur.
Oldtimer als Lernhilfe
Am besten kann man an Oldtimern lernen, da sind sich Chef und künftiger Azubi einig. Beim schneeweißen Mercedes V170, Baujahr 1953, der in der Werkstatt thront wie eine Diva, hat Renè Kolbe den Anlasser ausgebaut. Viel weniger Technik habe es damals gegeben – und viel mehr Platz im Motorraum.
Von einem eigenen Auto ist Kolbe, der noch bei seinen Eltern wohnt, weit entfernt. Auch wenn er jetzt die Zusage für eine Ausbildung hat und damit den regulären Azubilohn erhält. Arbeitsagentur und „Car Doc“ haben sich stark gemacht für ihn: Er darf gleich ins zweite Jahr einsteigen. Nur die Unterschrift der Handwerkskammer fehlt noch. Dann geht’s weiter – auf dem Weg zum Traumberuf.