Oberhausen. Die 16-jährige Isabella Kroll macht eine Ausbildung zur Metallbauerin bei der Firma Donicht - Ein Beruf, für den sich meist Jungs interessieren. Insgesamt drei Auszubis hat die Firma in diesem Jahr. Isabella und ihre männlichen Mitstreiter machen während ihrer Ausbildung auch das Fachabitur nach.
Schon seit der Firmengründung im Jahr 2001 bildet Donicht Stahl- und Metallbau aus, doch dieses Jahr gibt es eine Besonderheit: Unter den drei neuen Auszubildenden zum Metallbauer mit Fachrichtung Konstruktionstechnik ist eine junge Frau.
Isabella Kroll heißt sie und ist obendrein erst 16 Jahre alt. Frisch von der Realschule machte sie sich auf die Stellensuche über die Agentur für Arbeit.
Gut aufgenommen
„Ich interessiere mich für handwerkliche Berufe und bin außerdem gut in Kunst“, begründet Isabella ihre ungewöhnliche Berufswahl. Dass sie als Frau in diesem Handwerk – und damit auch in ihrer Berufsschulklasse – eine Seltenheit darstellt, stört die selbstbewusste Auszubildende nicht: „Ich komme mit Jungen meist besser klar als mit Mädchen.“
Stahl und Edelstahl sind die wichtigsten Werkstoffe
Die Donicht Stahl- und Metallbau GmbH fertigt und montiert nahezu alles aus Stahl oder Edelstahl, etwa Treppen, Balkonanlagen, Kunstschmiedeerzeugnisse oder Schiebetore. Mit Stahl, Edelstahl, aber auch Holz und Aluminium werden neue Bauteile gestaltet oder alte restauriert.
In der Zeit der Wirtschaftskrise im Jahr 2009 war die Firma zeitweise insolvent. Schnell bekam das Unternehmen aber wieder Rückenwind und vergrößerte sich mit dem Umzug im Frühjahr 2012 von Bottrop nach Oberhausen – dem örtlichen Zentrum der Kund- und Belegschaft.
Von den Kunden und den männlichen Gesellen im Betrieb wurde sie gut aufgenommen, erzählt sie. Bei den Kollegen hat sie sich allerdings schon vor ihrer Einstellung behauptet, denn unabhängig vom Geschlecht absolvieren die Bewerber bei Donicht ein kurzes Praktikum, um einerseits ihre Eignung für den Beruf unter Beweis zu stellen und um andererseits zu schauen, ob der oder die Neue auch zum Rest der Belegschaft passt. „Niemanden nützt es was, wenn die Mitarbeiter nicht gut und gern zusammenarbeiten“, ist die Ansicht der Geschäftsführer Jörg und Silke Donicht.
Kran für schwere Arbeiten
Ein gutes Arbeitsklima ist ihnen wichtig, und besonders Isabella wirke sich positiv auf die Arbeitsatmosphäre aus: „Die Männer sind motivierter und reißen sich auch in ihrer Ausdrucksweise mehr zusammen“, ist Silke Donicht aufgefallen. Ihre anfängliche Sorge, ob diese Konstellation auf Dauer passt, hat sich schnell zerschlagen.
Es ist auch nicht so, als könnte eine Frau die Anforderungen des Berufs körperlich nicht erfüllen: „Für schwere Arbeiten haben wir einen Kran“, bringt es Isabella auf den Punkt, und wie es bei jedem Geschlecht und jeder Arbeit heißt oder heißen sollte: „Wenn ich etwas alleine nicht schaffe, helfen mir die Kollegen.“
Sie freut sich aufs Schweißen
Mit der Brennmaschine, mit Säge und Winkelschleifer geht sie schon täglich um. Besonders aber freut sich die 16-jährige auf das Schweißen, doch das steht erst im zweiten Ausbildungsjahr auf dem Lehrplan.
Wie ihre beiden Mitstreiter Kevin Vogel und Timo Terstegen qualifiziert sie sich gleich doppelt: Neben dem Gesellenbrief erarbeiten sie sich in dreieinhalb Jahren Ausbildungszeit zusätzlich auch das Fachabitur. Dafür drücken sie einen zweiten Tag in der Woche die Schulbank.
Der Geschäftsführung ist diese Zusatzqualifikation nur recht, denn sie bildet ihren eigenen Nachwuchs aus.