Oberhausen. Nirgendwo gibt es so viele Theaterbühnen wie im Ruhrgebiet. Nirgendwo ist die Finanzlage der sie tragenden Städte aber auch so schlecht. Einblicke in die Sorgen der Theatermacher bot jetzt eine Diskussion in der Theater-“b.a.r.“. WDR-Journalist Stefan Keim fragte Experten „Haben wir zu viele Theater?“
Nirgendwo gibt es so viele Theaterbühnen wie im Ruhrgebiet. Nirgendwo ist die Finanzlage der sie tragenden Städte aber auch so schlecht. Einblicke in die Sorgen der Theatermacher bot jetzt eine Diskussion in der Theater-“b.a.r.“. WDR-Journalist Stefan Keim fragte Experten „Haben wir zu viele Theater?“
Die Experten hielten sich zum Jahrestreffen der Bundesvereinigung der Musik- und Theaterfördervereine in Oberhausen auf. Lange ging es in der Diskussion um die Frage, ob die Bundesländer die Theater stärker bezuschussen sollten. „Je höher die Förderquote, desto stärker ist auch das Bestreben, einzugreifen“, gab Peter Landmann, Leiter der Kulturabteilung im zuständigen NRW-Familienministerium, zu bedenken. NRW fördert die Theater mit rund 20 Prozent ihrer Kosten, andere Bundesländer mit bis zu 50 Prozent.
„Das Theaterangebot soll Ergebnis politischer Entscheidungen vor Ort bleiben“, betonte er. Gleichwohl stoße das klassische Theater an seine finanziellen Grenzen.
Bekenntnis zum Theater
Stadtkämmerer und Kulturdezernent Apostolos Tsalastras gab ein Bekenntnis zum Theater Oberhausen ab. „Natürlich fällt dort, wo es, wie beim Theater, keine gesetzlichen Vorgaben gibt, das Kürzen leichter.“ Aber ohne Angebote wie das Theater wäre Oberhausen eine Schlafstadt, gab er zu bedenken.
„Das hört man nicht so oft“, freute sich Theaterwissenschaftler Prof. Wolfgang Schneider aus Hildesheim. Er war sich mit Tsalastras einig, dass sich Deutschland die Unterfinanzierung seiner Städte und ihrer Kultureinrichtungen selbst eingebrockt habe. Strukturell benachteiligte Städte wie Oberhausen würden durch immer weitere Kürzungen ja nicht attraktiver.
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„Aber die Zeit ist noch nicht reif, kulturpolitisch statt ökonomisch zu diskutieren“, befürchtete der Professor. Manche Theater müssten geschlossen werden, um vor Ort Neues probieren zu können. Die einseitig an Besucherzahlen orientierte Sicht führe dazu, dass Kunst es sich nicht mehr leisten könne, auch zu scheitern, was ja normal wäre. Besucher-Statistiken würden eh mit Aufführungen wie „Weihnachtsmärchen“ aufgepeppt.
Der Trend gehe dahin, kulturelle Bildung statt Theaterarbeit zu fördern, Projekte an Schulen etwa, so Peter Landmann. „Aber wozu das, wenn es nachher keine Theater mehr gibt?“, fragte der Kämmerer.
Wandel durch Zuwanderer
Neu ausrichten müssten sich die Theater aber schon, riet Professor Schneider. Jene 70% Zuwandererkinder an heutigen Grundschulen hätten sicher mal ein anderes Verständnis von Theater als wir heute.
„Aber das heißt nicht, das eigene Ensemble abzuschaffen“, meinte Oberhausens Intendant Peter Carp. Eigenes Ensemble und preiswertere freie Produktionen oder Projekte müssten sich ergänzen. Die Vielfalt des Angebots könne davon profitieren.