Oberhausen. . Nach zwei gefeierten Außenproduktionen inszeniert Karsten Dahlem erstmals fürs Große Haus. Als junger Schauspieler war der 39-Jährige unzufrieden mit „anbiedernden“ Inszenierungen. Der Familienkonflikt im Hause Moor ist für den Regisseur der Kern des „Sturm und Drang“-Dramas. Premiere am 9. Mai.
Auf der Bühne war er schon der Razmann, einer aus der Bande des Karl von Moor und später selbst der rebellische Held in Friedrich Schillers flammendem Dramen-Debüt. Und Karsten Dahlem war unzufrieden als Schauspieler. Als Regisseur für das Theater Oberhausen trägt der 39-Jährige zwar nach wie vor nur halbhoch verschnürte Sneakers in knallrot – aber dass er einst mit seiner Räuberbande wie Hip-Hopper auftreten musste, fand er peinlich „anbiedernd“. Auch die Räuber als „Post-RAF-Gruppe – haben wir alles durch“.
Was also gibt’s noch zu entdecken mit Schillers „Sturm und Drang“-Exzess? „Für mich ist es ein Familien-Drama“, sagt Karsten Dahlem. „Zwei Jungs umkreisen den Vater wie Planeten die Sonne. Sie radikalisieren sich beide und wünschen beide dem Vater den Tod.“ Seine Inszenierung will der Frage nachforschen: Was für eine Familie kann das sein, in der das Oberhaupt (Michael Witte) zornentbrannt den Älteren (Sergej Lubic) enterbt, nur auf Grundlage eines gefälschten Briefes? Worin gründet der Hass des Zweitgeborenen (Eike Weinreich)? Und was ist mit Amalia (Lise Wolle), der von beiden verfeindeten Brüdern Geliebten? „Was macht sie da im Haus außer Warten?“ Auch diese Frage will Karsten Dahlem mit seiner Inszenierung beantworten – und der oft vernachlässigten Rolle der Amalia in seiner gestrafften Textfassung viel größeres Gewicht geben.
Wenn Worte nicht mehr weiter wissen
In Oberhausen machte sich der Hesse mit zwei jugendbewegten Außenproduktionen einen klangvollen Namen: Zum einen mit Frank Wedekinds „Frühlings Erwachen“ und in der vorigen Spielzeit mit „Tschick“ nach dem Außenseiter-Roman von Wolfgang Herrndorf.
Nun also das „Jugenddrama“ von Schiller? „Das würde es reduzieren“, meint Gregor Praml. Der Musiker wird – an Kontrabass, akustischer Bassgitarre und einem kleinen Loop-Generator – die Szenen „live“ begleiten. „Wenn Worte nicht mehr weiter wissen“, sagt Karsten Dahlem, „hilft oft die Musik“.
Die Premiere im Großen Haus beginnt am Freitag, 9. Mai, um 19.30 Uhr. Weitere Aufführungen am 10., 15., 16. Mai. Karten-Telefon 0208 / 8578 184.