Oberhausen. Viel bleibt nicht übrig von Schillers „Räubern“ in einer Neudeutung am Theater Oberhausen. Und man fragt sich, ob die Rechnung von Regisseur Karsten Dahlem aufgeht, mit seinem Trash ein junges Publikum zu begeistern. Auch junge Zuschauer könnte der Etikettenschwindel nerven.
„Mach gut.“ – „Mach besser.“ – „Hau rein“. Kontakt hält man bei diesen „Räubern“ über Facebook. Bevor sich Karl nach Leipzig absetzt und der jüngere Bruder Franz weiter in der mit Hirsch- und Bocksgeweihen ausstaffierten Bauernkate des Vaters abhängen muss, haben alle „Wenn ich ein Vöglein wär’“ geträllert.
Amalie hat dazu Riesenteddy und Luftballon angeschleppt, die sie wohl auf einer Kirmes gezogen hat. Kurz drauf „taggt“ sie mit Kreppband „Fuck Leipzig“ an eine Wand und singt „I’m afraid of what I do not know“. In der Folge lügt der fiese Franz seinem Vater, der mit seiner Kosakenzipfelmütze so recht aristokratisch-degeneriert aussieht, die Hucke voll über den angeblich bösen Bruder in Leipzig.
Von allen guten Geistern verlassen?
Dort, im Wald, da sind die Räuber, und deshalb taucht alsbald, mit Mikros bewehrt und immer schön nah an der Rampe, eine Boygroup auf und rockt Peter Maffays „Über sieben Brücken“. Statt Räuberbande Fanta Five. Ganz zum Schluss, nach quälend langen 90 Minuten, wenn so ziemlich alle ziemlich tot sind, haben sie besagte Hirschköpfe übergestülpt als Zeichen, dass sie „den Geist aufgegeben“ haben.
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Von allen guten Geistern verlassen gewesen sein muss auch Karsten Dahlem (Regie und Text-Vergewaltigung) bei der Erarbeitung und Einrichtung dessen, was der Oberhausener Spielplan immerhin als „Die Räuber“ ausweist. Bis auf das Grundthema, das sich in drei Sätzen zusammenfassen ließe, hat diese krude Mischung aus frühem Achternbusch, Walter Bockmayer und schlechten Fernseh-Clips mit Schiller wenig zu tun.
Von wegen: Klassiker aufgepeppt...
Wollte Dahlem einen als „uncool“ empfundenen Klassiker jugendgerecht aufpeppen? Darüber nachzudenken ist müßig. Kein Jugendlicher wird so dumm, so ignorant sein, auf diesen Etikettenschwindel hereinzufallen.