Oberhausen. Die Truppe der beliebten Kölner „Stunksitzung“ war am Samstag im Ebertbad zu Gast. Das Publikum erlebte großartige Unterhaltung ohne Längen – mal brüllend komisch, mal so, dass das Lachen eher im Hals stecken blieb.

Seit drei Jahrzehnten besetzt die personell nahezu unverändert gebliebene Truppe der „Stunksitzung“ das Thema „alternativer Karneval“. Am Samstag gastierten die Kölner erstmals in Oberhausen, im Ebertbad, und begeisterten ein so gut wie ausverkauftes Haus. Es war also ein großer Abend, dem bedauerlicherweise jeglicher „offizielle“ Oberhausener Jeck fehlte. Er hätte sich anregen lassen können.

Als „Stunksitzung unplugged“ firmiert die Tournee, für die die Macher „Rosinen“ gepickt haben – ganz nach dem Motto der Erstveranstaltung 1984: „Rosinen aus der Kotze des organisierten Karnevals“. Klingt hart, ist vielleicht auch so gemeint und garantiert eben nicht nur leichte Unterhaltungskost. Der Stunk-Humor macht seinem Namen alle Ehre, denn „Stunk“ bedeutet bekanntlich so etwas wie „angezettelter Ärger“.

Fußpilz-Dusche statt Kombucha-Tee

Und sie teilen aus, die Stunker: Wenn Verteidigungsministerin von der Leyen („Ihre Frisur ersetzt den Stahlhelm“) als Schlümpfe verkleidete Afghanistan-Heimkehrer auf Vadder Abrahams Art begrüßt: „Sag, Soldat, wo ist dein Bein?“ - „Es muss wohl noch in Kundus sein“, hat das Lachen es in einer trockenen Kehle erst mal ganz schön schwer. Das ist anders bei Didi Jünemanns Bademeister-Solo, in dem er vergangenen Zeiten („Da trugen sogar die Silberfische Badehauben“) nachtrauert und Wellness-Fans Weichei-Haltung vorhält („Statt Kombucha-Tee zu schlürfen haben wir einen Schluck aus der Fußpilz-Sprühdusche genommen“). Sensationell gut bleibt die Nummer, in der Marcel Reich-Ranicki dem lieben Gott dessen Wunsch nach Aufnahme ins „Literarische Quartett“ abschlägt und sich an seiner statt Trude Herr wünscht. Warum? „Ich will keine Schokolade, ich will lieber Thomas Mann!“

Es gibt im auch musikalisch gut geführten Programm keine wirklichen Schwachpunkte. Das ist schon deshalb bemerkenswert, weil die zwölf Aktiven zwischen böser Satire, liebevoll überzeichneter Parodie, handfestem Kabarett und großartiger Pantomime wechseln. Beispiel für letztgenannte Unterhaltung: Hochverkehr in der Gürzenich-Sanitärabteilung mitten in der Prunksitzung. Da bleibt kein Auge trocken.