Oberhausen. . Die Vergleichsarbeiten in der 3. Klasse machen den Schulen viel Arbeit. Schulleiter und Gewerkschaften ziehen deren Nutzen jedoch stark in Zweifel, da die Aufgaben oftmals als zu schwer bewertet werden. Viele Kinder würden Probleme haben.
Schlechte Vergleichbarkeit, schwierige Fragen und ein hoher Arbeitsaufwand: Die bundesweiten Vergleicharbeiten für Drittklässler in den Fächern Mathematik und Deutsch, „Vera 3“ genannt, stoßen auf scharfe Kritik von Schulleitern und Lehrerverbänden. „Das bedeutet für uns enorme zusätzliche Anstrengungen“, berichtet Christel Ostermann, Leiterin der Brüder-Grimm-Schule in Alt-Oberhausen. Auch Beate Wilcken,Vorsitzende des Personalrates Grundschule bei der Gewerkschaft Erziehung und Wissenschaft (GEW), stellt die Sinnhaftigkeit der Tests in Frage, an denen in den kommenden beiden Wochen die Schüler der dritten Klasse teilnehmen werden. „Es macht sich inzwischen eine Frustration sowohl unter den Kollegen als auch den Schülern breit.“
Denn das derzeitige Testverfahren habe mit dem eigentlichen Grundschulalltag wenig zu tun, so Wilcken. „Die gestellten Aufgaben gehen oftmals über den Wissenshorizont der Kinder hinaus.“ Sie selbst kann sich an eine Begebenheit während einer früheren Vergleichsarbeit erinnern. „Es ging darum, dass die Schüler eine Fahrkarte für die Bahn erhalten haben. Sie sollten verschiedene Fragen dazu beantworten, etwa an welchem Tag die Reise stattfand oder wohin die Bahn fuhr.“ Da die Kinder in diesem Alter jedoch noch nie eine derartige Karte gesehen hatten, konnten sie damit nichts anfangen.
Kinder werden überfordert
Was Wilcken besonders bitter aufstößt: „Sollte es zu schlechten Testergebnissen kommen, gibt es dennoch keine Fördermittel oder zusätzliches Personal für die betroffenen Schulen.“
Gerade für Kinder mit Migrationshintergrund oder aus bildungsfernen Schichten seien die gestellten Aufgaben oft zu schwer, merkt auch Christel Ostermann an. „Teilweise werden die Schüler mit Passivformen und verschachtelten Satzkonstruktionen konfrontiert. In vielen Fällen sind die Kinder damit überfordert.“
Drei- bis Fünfjahresrhythmus
Die Schulleiterin lehnt diese bundesweiten Vergleichstest deswegen ab. „Zielführender ist ein interner Vergleich an den Schulen. Das machen wir seit jeher so, dass wir die Ergebnisse der Parallelklassen vergleichen und darauf reagieren.“
Regina Trampnau, Vorsitzende des Verbands Bildung und Erziehung (VBE) in Oberhausen, teilt die Kritik. „Durch den hohen Schwierigkeitsgrad kann das schnell demotivierend auf die Schüler wirken.“ Ihre Missbilligung geht noch weiter. „Es sollte immer zwischen Aufwand und Ertrag abgewogen werden“, so Trampnau. In der derzeitigen Form seien die Test wenig hilfreich. „Meiner Ansicht nach sollten die jährlichen Vergleichsarbeiten abgeschafft werden. Die Umstellung auf einen drei- bis fünfjährigen Rhythmus wäre bereits eine gute Sache, die für Entlastung an den Schulen sorgen könnte.“