Oberhausen. . Die Gewerkschaft Erziehung und Wissenschaft Oberhausen hat wahlkämpfende Kommunalpolitiker zu einer Veranstaltung ins DGB-Haus eingeladen. Diskutiert wurden Themen wie Gemeinsamer Unterricht (Inklusion), Sekundarschule und oder die Situation im Ganztag.

Mit einem deutlichen Vorwurf sahen sich die Oberhausener Schulpolitiker konfrontiert, die sich auf Einladung des lokalen Ortsverbandes der Gewerkschaft Erziehung und Wissenschaft (GEW) den Fragen von Lehrern stellten.

Der Vorwurf lautete: Die Oberhausener Schulpolitik reagiert viel zu oft nur auf Entwicklungen, häufig viel zu spät. Sie agiert nicht konzeptionell, steuernd und leitend, sondern „wartet ab, bis der Leidensdruck die Dinge von selbst regelt“, sagte Stefan Schubert vom GEW-Leitungsteam mit Blick auf die Sekundarschule.

Bezogen auf die Inklusion, also den gemeinsamen Unterricht von behinderten und nicht behinderten Schülern, heißt das: „Warum wird in der Schulentwicklungsplanung erst jetzt das Thema Förderschulen [Fortbestand oder Schließung, Anm. d. Red.] angegangen“, wollte GEW-Mann Karl van den Mond wissen. „Warum gibt es noch kein Rahmenkonzept für die Inklusion in Oberhausen?“

Dies wollte Wolfgang Große Brömer (SPD) so nicht stehen lassen. „Wir fangen in Oberhausen beim Thema Inklusion nicht bei Null an, wir haben Erfahrungswerte beim gemeinsamen Unterricht in Grundschulen und auch in der Sekundarstufe I.“ Eine Zielvorgabe, ein Rahmenkonzept zu formulieren und „dann zu gucken, wie bekommen wir das passend, finde ich schlecht“, sagte Große Brömer, „erst müssen wir die Ist- und Bedarfssituation analysieren und daraus ein Angebot entwickeln“.

Elternwillen nicht vorhersagen

„Wir können den Elternwillen nicht vorhersagen, man kann nicht mit exakten Zahlen arbeiten“, meinte FDP-Frau Regina Boos. Es wäre negativ aus ihrer Sicht, wenn schon alle Förderschulen dichtgemacht worden seien und man dann feststelle, dass Eltern diese Sonderschulform doch noch für ihre Kinder in Anspruch nehmen wollten.

Was den Pädagogen im Plenum am Herzen lag: Von den wahlkämpfenden Kommunalpolitikern zu erfahren, wie sie alle Betroffenen beim Inklusions-Bildungsplan einbeziehen wollen. „Alle Beteiligten mit ins Boot holen“, antwortete Grünen-Politiker Sebastian Girrullis etwas vage, Andrea-Cora Walther (Bündnis Oberhausener Bürger) sucht das Heil in „Runden Tischen allüberall“.

„Wir dürfen nicht nur Schülerköpfe zählen und dann über Schließungen entscheiden, sondern müssen nach dem Bedarf im Stadtteil schauen“, sagte Gundula Hausmann-Peters (CDU). „Die Experten sitzen vor Ort, die müssen wir fragen“. Vor der Analyse feste Standards festzulegen und sich als Stadt auch die Möglichkeit einer Klage gegen das Land bei nicht ausreichender Finanzierung der schulischen Inklusion offenzuhalten, forderte Lühr Koch (Linke).

Schulform den Realschulen nicht überstülpen

Für die Gründung einer neuen Schulform in Oberhausen, nämlich einer Sekundarschule, sprachen sich die Vertreter aller Parteien aus. Bis auf die Linken: „Wir haben bereits eine Schule für alle, die Gesamtschule, die im Gegensatz zur Sekundarschule eine eigene Oberstufe hat. Die Sekundarschule ist eine Konkurrenz zur Gesamtschule“, sagte Lühr Koch (Linke).

Bisher scheiterte eine Einführung der Sekundarschule unter anderem an der „Blockadehaltung der Realschulen“, meinte Cornelia Schiemanowski (GEW). Diese könnten umgewandelt oder mit einer Hauptschule (die es in Oberhausen bald nicht mehr gibt) zusammengelegt werden. „Wir können den Schulen die Organisationsform nicht aufdrängen“, sagte Wolfgang Große Brömer (SPD), „aber auch in den Realschulen wird der Binnendruck wachsen und die Erkenntnis, dass die Realschule keine Zukunftsform ist.“ Weil die Schüler mit Hauptschulempfehlung hier landeten und nicht entsprechend gefördert werden könnten. Diese abwartende Haltung der Schulpolitik kritisierte Stefan Schubert (GEW). Doch Große Brömer blieb dabei, dass „man die Menschen mitnehmen und überzeugen muss“.

Die zum Teil prekären Beschäftigungsverhältnisse im offenen Ganztag und die schwierige räumliche Situation waren ein weiteres Thema. Für eine bessere Personalplanung forderte Gundula Hausmann-Peters (CDU) einen Sockelbetrag. SPD, Grüne, Linke sprachen sich langfristig für einen gebundenen Ganztag in der Grundschule aus, um personelle und qualitative Standards zu sichern. Dann wäre das Angebot nicht von Elternbeiträgen und Fördergeldern abhängig, sondern müsste voll vom Land finanziert werden.