Oberhausen. Nicht nur zwischen den Zeilen merkt man beim Gespräch mit der Oberhausener SPD-Spitze, dass der von der Führung angestrebte Erneuerungsprozess für die Ratsfraktion kein einfacher war. SPD-Chef Groschek freut sich über viele junge Kandidaten. An der Basis löste der Ehrgeiz der Jungen Diskussionen aus.

Nicht nur zwischen den Zeilen merkt man beim Gespräch mit der Oberhausener SPD-Spitze, dass der von der Führung angestrebte Erneuerungsprozess für die Ratsfraktion in den vergangenen Wochen kein einfacher war.

„Es gab eine Reihe von Diskussionen; wir haben viele junge Leute ermutigt, zu kandidieren und sich im Wettbewerb durchzusetzen. Man kann nicht warten, bis einer den roten Teppich ausrollt“, sagte SPD-Chef Michael Groschek zur Nominierung der Kandidaten für die Kommunalwahl 2014 in den 29 Oberhausener Wahlbezirken. Nicht alle erfahrenen Kräfte der Basis waren von dem auch durch die Kommunalakademie entflammten Ehrgeiz der Jungen begeistert.

Ein Drittel Frauen

Nun aber haben alle Ortsvereine entschieden, die Wahlkreis-Kandidaten sind aufgestellt und müssen nun noch vom SPD-Parteitag am 27. Januar bestätigt werden. „Wir wollten Leben in die Bude bringen, das haben wir erreicht: Zwölf von 29 Direktkandidaten sind neu, neun von ihnen sind unter 40 Jahre alt, vier sind sogar unter 30“, lobt Groschek die Partei. Ein Drittel der Direktkandidaten sind Frauen: Mehr sei mangels weiblicher Kandidaten nicht möglich gewesen.

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Beim Wahlziel für die Kommunalwahl ist die SPD eher vorsichtig. „In diesen Zeiten ist es illusorisch, sich als Ziel die absolute Mehrheit zu setzen. Wir wollen aber schon alle 29 Wahlbezirke gewinnen – und unbedingt wieder mit Abstand die stärkste Fraktion im Rat werden. Ohne uns darf es zu keiner Regierungsbildung kommen können“, sagt SPD-Fraktionschef Wolfgang Große Brömer, der als Spitzenkandidat auf Listenplatz 1 der Reserveliste nominiert ist. Bei der Kommunalwahl 2009 siegte die CDU in nur zwei der 29 Bezirke: In Styrum und Sterkrade-Nord.

Die SPD-Spitze rechnet damit, dass sich auch der Oberhausener Rat nach der Wahl bunter zusammensetzt als derzeit: Der neuen Wählergemeinschaft BOB werden ebenso Chancen eingeräumt wie der Euro-kritischen AFD im Zuge der am gleichen Tag stattfindenden Europawahl. Und sogar Rechtsextreme könnten ein Mandat erringen, wenn man das Bundestagswahlergebnis zugrunde legt. Große Brömer will im Wahlkampf das lokale „Bündnis gegen Rechts“ aktivieren, um Neo-Nazis im Rat zu verhindern.

Dass die neuen Protestparteien, wie die Bürger-bewegten BOB-Mitglieder, letztendlich der SPD schaden, glaubt die SPD-Führung nicht. „Dass ist eher nachteilig für die CDU, die ja als Opposition wenig konstruktiv agiert und damit eine ähnliche Klientel anspricht.“

Erfolge zügig vergessen

Von ihren Wahlbezirkskandidaten erwartet die SPD-Spitze, dass sie nun aktiv mit den Erfolgen der vergangenen Jahre werben: Von der Centro-Erweiterung, dem Bilfinger-Neubau bis hin zu modernen Sportstätten und Bädern. Dass man hier kommunikativ handeln muss, ist nicht nur Groschek und Große Brömer klar, wenn sie auf neutrale Umfrageergebnisse des aktuellen NRZ-Bürgerbarometers blicken: Statt 90 Prozent wie noch vor zwei Jahren leben nur noch 72 Prozent gerne in Oberhausen.

Groschek erklärt sich das neben „selbst gemachten Fehlern“ auch mit den ständig nötigen Spardiskussionen („mit dem Gefühl, da wird eine Zitrone ausgepresst“) oder auch den Berichten über Rockerbanden, die das subjektive Sicherheitsgefühl der Oberhausener beeinträchtigten. Große Brömer glaubt auch, dass die Debatte über die schuldenreichste deutsche Stadt Oberhausens Ruf geschadet habe. „Es werden von Bürgern aber auch schnell Erfolge vergessen.“ Ankündigungen wiederum, wie der 26-Punkte-Stadtentwicklungsplan, würden erst geglaubt, wenn alles umgesetzt worden sei.

SPD plant Bürgerforen 

Neben den Personalien beschäftigt sich die SPD intensiv mit Inhalten: Denn jede Partei weiß, dass sie den Wählern die Frage beantworten muss, wie man Oberhausen in den nächsten fünf bis zehn Jahren gestalten will. Dabei öffnet sich die SPD allen Bürgern: In drei von SPD-Vize Bernhard Elsemann organisierten Bürgerversammlungen im Frühjahr will man über Probleme und Lösungen in Oberhausen reden. „Wir wollen einen offenen öffentlichen Diskussionsprozess, in der sich auch Fachleute und Bürger beteiligen, die nicht Mitglied in der SPD sind“, meint Elsemann.

Ohnehin erlebt der frühere Stadtkämmerer die Parteibasis vor Ort lebendiger denn je: Die Aktionen diverser Protestgruppen in der Stadt hätten viele Parteimitglieder aufgestachelt, wieder einzugreifen, um konstruktiv Politik zu machen. Ebenso erlebt Parteichef Groschek einen Aufschwung an der Basis, weil diese mehr eingebunden wird: Die interne Wahl der Oberhausener SPD-Bundestagskandidaten, die Abstimmung über die Große Koalition, die geplanten Bürgerforen. „Wir machen Bürgerbeteiligung, während andere darüber reden.“

Das sind die vorgeschlagenen Direktkandidaten der SPD

Das sind die Vorschläge der SPD-Ortsvereine für die Direktkandidaten in den 29 Wahlbezirken:

Stadtmitte-Süd: Ercan Telli, Stadtmitte-Nord: Stephan Bramorski (unter 30 Jahre alt), Brücktor: Horst Wolter, Borbeck: Werner Yannah (U30), Schlad: Manuel Dröhne (U30), Vennepoth: Dorothee Radtke, Dümpten: René Pascheberg (U30), Styrum: Imke Halbauer, Alstaden-Ost: Detlef Schneider, Alstaden-West: René Derksen, Alstaden-Nord: Kirsten Oberste-Kleinbeck, Lirich-Süd: Sonja Bongers (unter 40 Jahre alt), Lirich-Nord: Bülent Sahin (U40), Buschhausen: Karl-Heinz Emmerich, Schwarze Heide: Manfred Flore, Weierheide: Beatriks Brands, Holten: Helmut Brodrick, Schmachtendorf: Stefan Scheffler (U40), Sterkrade-Nord: Sebastian Flecken (U40), Königshardt: Ulrich Real, Sterkrade-Heide: Anja Kösling, Alsfeld: Klaus Kösling, Sterkrade-Mitte-Nord: Hubert Cordes, Sterkrade-Mitte-Süd: Elia Albrecht-Mainz, Klosterhardt-Nord: Stefan Zimkeit, Klosterhard-Süd: Silke Jacobs, Osterfeld-Heide: Wolfgang Große Brömer, Rothebusch: Jörg Bischoff, Osterfeld-Mitte: Thomas Krey (U40).