Oberhausen. Viele Oberhausener mit zwei Pässen müssen sich für eine Staatsbürgerschaft entscheiden. CDU/CSU und SPD verhandeln über ein Ende dieser Regelung.
Entweder-Oder: Bis zum 23. Lebensjahr müssen sich viele junge Oberhausener mit Migrationshintergrund mit der Frage beschäftigen, ob sie ihren deutschen Pass behalten oder sich für eine andere Staatsangehörigkeit entscheiden wollen. Damit soll nun Schluss sein. In den Koalitionsverhandlungen zur Bildung einer neuen Bundesregierung zwischen CDU/CSU und der SPD zeichnet sich eine Reform ab. Ercan Telli, Geschäftsführer des Oberhausener Integrationsrates, begrüßt diese Absicht. „Es ist Zeit, diesen Optionszwang abzuschaffen.“
CSU bereit zu Kompromissen
Hintergrund: Junge Mitbürger, deren Eltern beide keine EU-Bürger sind, werden nach der aktuellen Rechtslage dazu gezwungen, sich spätestens bis zum 23. Lebensjahr für oder gegen den deutschen Pass zu entscheiden. 226 Oberhausener sind davon in den nächsten zehn Jahren betroffen. Darum befürwortet Ercan Telli den Vorstoß der Bundes-SPD. „Deutschlands Kinder sollen auch deutsche Staatsbürger bleiben, deshalb wollen wir den Optionszwang abschaffen und Mehrstaatigkeit bei der Einbürgerung ermöglichen“, heißt es in dem zehn Punkte Papier der Sozialdemokraten, das „unverzichtbare“ Punkte für das Zustandekommen einer Koalition umfasst. Auch der CSU-Innenpolitiker Hans-Peter Uhl, eigentlich als Hardliner bekannt, hat Kompromissbereitschaft verkündet.
Für 22 junge Oberhausener kommt diese Diskussion jedoch zu spät, sie standen im vergangenen Jahr vor der Entscheidung, die deutsche Staatsangehörigkeit oder die des Herkunftslandes ihrer Eltern anzunehmen. Das berichtet Stadtsprecher Uwe Spee auf Anfrage. Bis Juli 2013 lief für 13 Betroffene die Frist ab. „Der überwiegende Teil der jungen Oberhausener hat sich für die deutsche Staatsbürgerschaft entschieden“, so Spee.
Kritik an Doppelmoral
Dass es dieses Entweder-Oder eigentlich gar nicht geben müsste, davon ist Ercan Telli überzeugt. „Ich bekomme immer wieder Anrufe von jungen Leuten, die nicht verstehen, was da eigentlich von ihnen verlangt wird. Sie fühlen sich als Deutsche, sie fühlen sich als Oberhausener.“ Darum spricht er auch von einer „integrationsfeindlichen“ Regelung. „Wem wird denn dadurch geschadet, wenn ein Mensch zwei Staatsbürgerschaften hat?“, fragt Telli und antwortet gleich selbst: „Niemandem.“
Der Pass allein sage nichts über die Gesinnung eines Menschen aus, ist er überzeugt. „Es komme allein darauf an, wie man zu Deutschland steht.“
Zudem bemängelt Telli eine Doppelmoral. „Warum ist es etwa für junge Griechen kein Problem, mit zwei Pässen zu leben?“ Nicht EU-Bürger sollten die gleichen Rechte genießen.