Oberhausen. . Wer den neuen Personalausweis im Scheckkartenformat haben möchte, sollte viel Zeit mitbringen. Eine knappe halbe Stunde dauert die Antragstellung. Einst waren es zehn Minuten. Mit dem “Neuen“ ist in den Servicestellen nun die Hölle los.

Der neue Personalausweis im Scheckkartenformat ist da. Aber wer ihn haben möchte, muss viel Zeit mitbringen. 25 statt früher zehn Minuten dauert die Antragstellung. Folge: Lange Schlangen in den Servicestellen.

Genau genommen kann der „Neue“ bereits seit November 2010 beantragt werden. Interesse daran zeigten bislang aber nur 4500 Oberhausener. Zum Vergleich: Im Vorjahr nahmen die Mitarbeiter in den drei städtischen Servicestellen rund 30.000 Anträge auf den alten Personalausweis entgegen.

„Da ist die Hölle los“, stöhnt eine ältere Dame. Sie kehrt der Bürgerservicestelle im Technischen Rathaus Sterkrade gerade den Rücken. Drinnen sind fast alle Stühle belegt. Die elf Mitarbeiter arbeiten unter Hochdruck.

Zusätzliche Angaben

Verwaltungsfachangestellte Sara Müller beschreibt ihre tägliche Arbeit: „Für den neuen Ausweis benötigen wir zusätzliche Angaben, etwa, ob eine doppelte Staatsangehörigkeit gewünscht ist, ob Fingerabdrücke gespeichert werden sollen oder nicht.“ Denn der Ausweis enthält einen Chip, der die Sicherheit bei der Identifizierung im Internet erhöhen soll.

Folge: Die 27-Jährige und ihre Kollegen teilen an jeden Antragsteller zusätzlich Info-Broschüren aus, beantworten Fragen rund ums neue Online-Paket. Die Skepsis gegen die Neuerungen sei aber hoch. „Die meisten älteren Leute wollen das gar nicht nutzen“, hat Sara Müller erfahren. Und auch rund 50 Prozent der Jüngeren reagierten eher zurückhaltend. „Vor allem, wenn es um die freiwillige Speicherung der Fingerabdrücke geht.“

Aufwand hat sich verdoppelt

25 Minuten pro Antragstellung müsse sie einkalkulieren. „Für den alten Ausweis benötigten wir zehn Minuten, damit macht der neue Ausweis sogar mehr als doppelt so viel Arbeit wie der alte“, stellt Bürgerservice-Leiter Frank Bohnes (50) fest.

Dazu kämen die technischen Tücken. Kurz nach der Einführung des neuen Personalausweises gab es bei der Bundesdruckerei in Berlin Startschwierigkeiten. „Statt der üblichen zwei bis drei Wochen kamen die ersten Exemplare erst nach zwei Monaten zu uns zurück“, so Bohnes. „Aber auch bei uns vor Ort führt die neue Software noch zu Problemen“, ärgert er sich. Bevor die Ausweise ausgehändigt werden dürfen, müssen die Mitarbeiter alle Daten per Lesegerät überprüfen. Doch mindestens einmal wöchentlich kämpfe die Belegschaft mit einem Systemabsturz. „Dann geht gar nichts mehr - mal 20 Minuten, mal eine ganze Stunde lang.“

Wartezeit fast normalisiert

Die Wartezeiten hätten sich inzwischen mit vier Wochen zwar annähernd normalisiert. „Aber jetzt ist es ruhig, kurz vor den Ferien sieht die Sache anders aus“, meint Bohnes und rät: „Lieber rechtzeitig vor den Ferien mal einen Blick auf den alten Ausweis verwerfen und gucken, wie lange der noch gültig ist.“

Wer mit der Antragstellung warten kann, hat Glück. Denn der Neue schlägt mit 28,80 Euro zu Buche (der alte „Perso“ kostete nur 10 Euro). „Sechs Euro davon gehen für den Mehraufwand an uns, der Rest an die Bundesdruckerei“, beeilt sich Bohnes aufzuklären.