Oberhausen.

In Osterfeld begrüßt man „Volker“ Serve seit Jahrzehnten ungezwungen auf der Straße. Der Bezirksbeamte ist bekannt, beliebt, am wichtigsten aber, er ist respektiert bei allen Gruppen der bunten Stadtteilgesellschaft. Das große Vertrauen durch seine beständigen Kontakte zu Menschen unterschiedlicher Herkunft macht ihn zu einem idealen Nachfolger des bisherigen Kontaktbeamten muslimischer Institutionen (KMI), Günter Heide.

Ganz leicht ist dem 58-Jährigen dieser Karriereschritt dennoch nicht gefallen: Als KMI ist er offiziell zwar Ansprechpartner für Moschee- und Kulturvereine, „ich will aber einen ganzheitlichen Ansatz verfolgen“, sagt Serve, also ebenso für die Griechen, Russen und alle anderen Menschen mit Migrationshintergrund da sein. „Keine leichte Aufgabe für eine einzelne Person“, weiß Serve selbst. „Ich bin aber kein multikultureller Träumer, sondern ich vertrete unsere freiheitlich-demokratische Grundordnung.“

Serve will bei Integrationsproblemen genau zuhören

Welche Schwerpunkte will Serve zuerst setzen? „Dafür ist es noch zu früh“, meint der Kontaktbeamte. Aufgabe Nummer eins für den Polizisten für alle Integrationsfälle ist zunächst: zuzuhören, wenn Vereine und Gemeinden von Integrationsproblemen sprechen. Und polizeiliche Kultur zu vermitteln. Wie hoch ist aber die Akzeptanz der Oberhausener Polizei bei anderen Kulturen? Die Schwellenangst, so Serve, sei deutlich gefallen. Doch Respekt vor der Polizei sieht er nicht als ein Problem von Migranten an: „Man muss genau hinschauen, häufig spielen soziale Faktoren eine viel größere Rolle.“ Osterfeld etwa habe nicht nur einen hohen Migrantenanteil, sondern auch viele Menschen, die von Sozialhilfe leben oder alleinerziehend sind, zählt Serve auf.

Aufgabe Nummer zwei des Kontaktbeamten: die Sensibilisierung der eigenen Kollegen beim Umgang mit unterschiedlichen Kulturen. Ein rauer Ton, Sprüche, die durchaus fremdenfeindlich klangen, waren früher bei Streifenbeamten häufiger zu hören, räumt Serve ein, „aber vor Ort wurde immer sauber gearbeitet“. Doch auch hier will Serve für noch mehr Verständnis sorgen.

Nur 15 Kollegen haben einen Migrationshintergrund

Das allein wird jedoch nicht genügen: In der Oberhauser Belegschaft gibt es gerade einmal 15 Kollegen, die einen Migrationshintergrund haben. Eine bessere Quote würde für mehr kulturelle Kompetenzen bei der Polizei sorgen, glaubt auch Polizeipräsidentin Ker­stin Wittmeier. „Nicht selten ist jungen Menschen gar nicht bewusst, dass sie auch ohne deutsche Staatsangehörigkeit für den Polizeidienst bewerben können.“ Zwei von vier Praktikumsplätzen sollen deshalb mit jungen Migranten besetzt werden.

Das Interesse von Kulturvereinen an der Arbeit der Polizei sei besser geworden, so die Polizeipräsidentin, „wir brauchen aber regelmäßige Gesprächskreise mit den Communities“.