Oberhausen. Immer mehr Ackerflächen in Oberhausen gehen verloren. Besonders durch den Ausbau der Betuwe-Linie und den Emscher-Umbau sehen die Landwirte ihre Lebensgrundlage schwinden. Oberbürgermeister Klaus Wehling sagt nun seine Unterstützung zu und will mögliche Lösungen mit der Stadtverwaltung erörtern.

Betuwe-Linie, Emscher-Umbau und ein möglicher Ausbau der A3: Oberhausens Bauern fürchten um den Erhalt der Landwirtschaft in der Stadt. „In den vergangenen 50 Jahren hat sich die nutzbare Ackerfläche halbiert“, sagt Christoph Ridder, Vorsitzender der Kreisbauernschaft der Ruhrgroßstädte.

„Eine einmal verloren gegangene Ackerfläche wird der Landwirtschaft dabei für immer entzogen.“ Mit diesen Sorgen traten Landwirte bei der Übergabe eines Erntedank-Korbes an Oberbürgermeister Klaus Wehling (SPD) heran.

Frische Lebensmittel

„Wir wollen den Fortschritt der Städte nicht aufhalten“, will Ridder dabei nicht als rückwärtsgewandt erscheinen. „Uns ist schließlich bewusst, dass sich die Kommunen entwickeln müssen.“ Doch dürfe dabei den Landwirten nicht ihre die Lebensgrundlage entzogen werden. „Regional erzeugte Lebensmittel sind so frisch, wie es nur möglich ist. Außerdem entfallen durch die Produktion vor Ort lange Transportketten“, wirbt Ridder vor dem Hintergrund des Klimaschutzes für Oberhausener Kartoffeln und weitere landwirtschaftliche Erzeugnisse.

Doch zeichnen die Landwirte ein düsteres Bild für die Zukunft ihres Berufsstandes in der Stadt. Immer wieder werden bei neuen Bauprojekten als Ausgleich Acker- zu Forstflächen umgewidmet. So werden im Zuge des Baus des dritten Gleises für die Betuwe-Linie wieder rund 20 Hektar an Ackerland verloren gehen. Auch der Emscher-Umbau geht nicht ohne den Verlust landwirtschaftlicher Flächen in Holten einher. „Die Emschergenossenschaft hat große Gebiete aufgekauft“, berichtet der betroffene Landwirt Hermann Hagedorn. „Dabei wurden Preise bezahlt, denen ich als einfacher Pächter nichts entgegenzusetzen hatte.“ Rund 30 Hektar sind es im Oberhausener Norden.

Zehn Hektar Ackerland könnten wegfallen

Wird zusätzlich der Ausbau der A3 vom Autobahnkreuz Oberhausen bis zur Anschlussstelle Dinslaken-Süd umgesetzt, könnten nach Angaben der Landwirte weitere zehn Hektar nutzbares Ackerland wegfallen.

Vorzug von Forstflächen

Im deutschen Naturschutzgesetz ist festgeschrieben, dass Forstflächen, die etwa aufgrund einer Bautätigkeit wegfallen, zwingend ausgeglichen werden müssen.

Da Forstflächen ein höherer ökologischer Nutzen zugerechnet wird als Ackerflächen, werden immer häufiger Ackerflächen umgewidmet und somit der Landwirtschaft entzogen.

„Darum sollten wir uns unbedingt darüber Gedanken machen, wie wir bisher brachliegende Industrieflächen für die Landwirtschaft aktivieren können“, regt Hagedorn an. In diesem Zusammenhang beklagen die Landwirte: „Es fehlt die Wertschätzung für unsere Arbeit“, sagt Ridder. „Brachflächen werden höher bewertet als Ackerflächen.“ Das sei ein Systemfehler, den es zu beheben gelte.

Oberbürgermeister Wehling versprach den Landwirten, diese Sorgen und Nöte mit in die Stadtverwaltung zu nehmen. „Ich hoffe eine Gesprächsrunde mit allen relevanten Akteuren auf den Weg bringen zu können.“

Zumindest für den Bereich des Gewerbegebietes Waldteich konnte Wehling die Landwirte beruhigen. „Ein gewisser Teil dieses 500.000 Quadratmeter großen Areals wird Wald bleiben.“ Damit entfalle die Notwendigkeit, dafür weitere Ackerflächen als Ausgleichsflächen heranzuziehen und umzuwidmen.