Duisburg/Oberhausen. Der Duisburger Florian Preis bietet in seiner Ruhrschäferei “Schafaktien“ an. 100 Euro kostet ein Anteil. Dafür bekommen Aktionäre innerhalb von anderthalb Jahren Fleisch im Wert von 130 Euro geliefert. Vegetarier dürfen “ihr“ Schaf stattdessen besuchen und mit ihm kuscheln.
Dass das Ruhrgebiet seine graue Farbe abgelegt hat und sich einen grünen Anstrich verpasst, wird immer beschworen. Florian Preis macht Ernst. Mitten zwischen der mächtigen Industriekulisse von Thyssen-Krupp sowie im Duisburger Westen will der 32-Jährige künftig Schafe halten. „Ruhrschäferei“ hat er sein Vorhaben genannt. Nun sucht er Leute, die bei ihm eine „Schafaktie“ kaufen wollen.
100 Euro – soviel kostet ein vierbeiniges Wollknäuel auf dem Viehmarkt – kostet ein Anteil. Und innerhalb von anderthalb Jahren bekommt man Fleisch im Wert von 130 Euro geliefert. Eine Variante für Vegetarier, inklusive Kuschel- und Besuchs-Abo, gibt es natürlich auch.
Die Hunde Mungo und Minou hören aufs Wort
Florian Preis hat viele Jobs in seinem Lebenslauf stehen. Er hat mal im Metallbau malocht, dann in der Landwirtschaft mit Kühen gearbeitet („Auch da hab ich schon Hunde eingesetzt, um die Kühe in den Stall zu treiben“) und ist zuletzt bei Schäfern in Niedersachsen in die Lehre gegangen. Parallel hat er die Schule besucht und Theorie gebüffelt. Etwa, was Schafe alles fressen oder wie man die Klauen pflegt. Er zog mit Mensch und Herde viele Kilometer durch den Norden und entschied dann: Das will ich auch!
„Es gibt bestimmt geeignetere Landstriche, aber es ist hier definitiv möglich“, erklärt der naturverbundene Unternehmensgründer, der aber auch die urbanen Seiten Duisburgs mag. Die richtige Ausstattung samt Hut und Stock besitzt er schon. Seine beiden wichtigsten Mitarbeiter, die Hunde Mungo und Minou, hat er selbst ausgebildet. Die beiden gehorchen ihm aufs Wort und lassen sich auch von vorbeilaufenden Artgenossen überhaupt nicht ablenken.
Übernachtungen müssen eingeplant werden
Als der Entschluss feststand, machte sich Florian Preis auf die Suche nach Wiesen – und hatte Glück. Ein Teil des Thyssen-Geländes in Oberhausen-Holten ist Naturschutzgebiet. Dort können seine Tiere künftig weiden – und Thyssen spart sich auf diese Weise die Kosten für einen Gärtner. Ab und zu will er er mit seiner Herde dann nach Asterlagen ziehen, wo er weitere Flächen von der Stadt gepachtet hat.
Drei Tage, schätzt er, könnte es dauern, bis sie durch die nördlichen Stadtteile gen Westen ziehen. „Da muss ich Übernachtungen einplanen.“ Und: So ganz ohne Hauptstraße wird es wohl nicht gehen. Eine Brücke muss auf jeden Fall überquert werden. Und die Schafe laufen nicht in Zweierreihen auf dem Bürgersteig...
Die Jungtieren sollen später zu Fleisch verarbeitet werden
Mit 50 Schafen und einem Bock („Der reicht für die ganze Herde“) soll das Projekt beginnen. Er will mit „Kreuzungsschafen“ arbeiten. „Die sind robuster und nicht so wählerisch mit dem Futter“. Dies sei aber ohnehin kein Problem. In Asterlagen stehen ein paar Obstbäume auf der Weide. Heruntergefallene Äpfel sorgen für beste Nährstoffversorgung bei den tierischen Rasenmähern.
Die Jungtiere sollen später zu Fleisch verarbeitet werden. So bekommen die Aktionäre innerhalb von 18 Monaten ihre Dividende. „Für die Wolle bekommt man leider nicht viel“, weiß der 32-Jährige. „Wenn man so eng mit den Schafen in der Natur zusammenlebt, bekommt man ein anderes Verhältnis zum Thema Tod.“ Für alle, die nicht ans Ende denken wollen, gibt’s ja noch das Kuschel-Abo.