Oberhausen. Etwa 3000 Menschen in Oberhausen sind nicht mehr in der Lage dazu, ihre Angelegenheiten selbst zu regeln. Um rund 300 davon kümmert sich der Betreuungsverein des Diakonischen Werks. In diesem Jahr wird er 50 Jahre alt – und wird stärker gebraucht denn je.

„Schaffet Recht dem Armen und der Waise und helft dem Elenden und Bedürftigen zum Recht.“
Psalm 82,3

Etwa 3000 Menschen in Oberhausen sind nicht mehr in der Lage dazu, ihre Angelegenheiten selbst zu regeln. Um rund 300 davon kümmert sich der Betreuungsverein des Diakonischen Werks. In diesem Jahr wird er 50 Jahre alt – und wird gebraucht wie eh und je.

Altersspanne von 18 bis 105

Es gibt viele Gründe, warum jemand auf Hilfe angewiesen ist: Geistig Behinderte, psychisch Kranke, Altersverwirrte und Suchtkranke finden Hilfe beim Betreuungsverein, die Altersspanne reicht von 18 bis 105 Jahren. Zusätzlich hierzu – und das macht die Einrichtung einzigartig in Oberhausen – werden auch Ehrenamtler unterstützt, die ihrerseits jemanden betreuen. Etwa 190 Familienangehörige finden Beratung, Fortbildung und Zuspruch. Zahlen müssen sie nichts, die Kosten übernehmen die Kirche und der Landschaftsverband Rheinland.

„Es ist elementare Aufgabe von Kirche, sich um Menschen zu kümmern“, sagt Reinhard Harfst, Leiter des Diakonischen Werks. „Wir sind stolz darauf, dass uns der Kirchenkreis massiv unterstützt“, fügt Frank Domeyer vom Betreuungsverein hinzu. So habe man gemeinsam eine große finanzielle Krise Ende der 90er Jahre bewältigt, die beinahe das Aus des Vereins bedeutet hätte.

Immer mehr hilfsbedürftige Jugendliche

Der größte Einschnitt in fünf Jahrzehnten Betreuungsarbeit sei 1992 die Abschaffung des Vormundschaftsrechts gewesen. „Das Betreuungsrecht wurde eingeführt“, erklärt Frank Domeyer, „und die pauschale Entrechtung und Entmündigung wurde abgeschafft.“

Heute werde nur dort geholfen, wo Hilfe gebraucht wird, früher sei man im wahrsten Sinne des Wortes „entmündigt“ worden, laut Domeyer „ein Einschnitt ins Menschenrecht“. Heute legt das Betreuungsgericht fest, wofür ein Betreuer eingesetzt werden muss, alle anderen Bereiche bleiben unberührt.

Das Jubiläumsjahr will der Verein dazu nutzen, um das Thema Betreuung ins Gespräch zu bringen. Um Aufklärung zu leisten und um auf die Schwierigkeiten aufmerksam zu machen, mit denen sie in ihrer Arbeit kämpfen müssen. Formal ist das der hohe Verwaltungsaufwand, der sogenannte Papierkram, der gewachsen ist.

Inhaltlich ist es eine steigende Anzahl junger Menschen, die suchtkrank, wohnungslos, psychisch krank und aggressiv zugleich sind. Reinhard Harfst: „Die rutschen durch jedes Hilfesystem.“