Oberhausen. In Oberhausen können immer mehr Menschen ihre Rechnungen nicht mehr begleichen. Die Quote der überschuldeten Privatpersonen liegt bei 13,27 Prozent - und ist damit so hoch wie seit 2008 nicht mehr. Doch innerhalb der Stadt gibt es in den einzelnen Stadtteilen große Unterschiede.

Die Zahl der Oberhausener, die ihre auflaufenden Rechnungen nicht mehr begleichen können, nimmt wieder zu. Nach bislang unveröffentlichten, aktuellen Zahlen der Wirtschaftsauskunftei Creditreform ist die Quote der überschuldeten Privatpersonen in Oberhausen in diesem Jahr auf 13,27 Prozent geklettert nach 12,58 Prozent 2011 – trotz noch guter Gesamtkonjunktur, relativ hohen Tarifabschlüssen und stabilem Arbeitsmarkt in Deutschland. Das ist die höchste Schuldnerquote in der Stadt seit dem weltweiten Krisenjahr 2008, als 14,11 Prozent der Verbraucher überschuldet waren.

Damit liegt die Quote der Oberhausener, bei denen monatlich weniger Geld hereinkommt, als sie ausgeben, deutlich über dem Bundesdurchschnitt von 9,65 Prozent. Der Westen Deutschlands mit seinen zum Teil noch altindustriell geprägten, strukturschwachen Regionen um das Ruhrgebiet ist laut Creditreform das „eigentliche Sorgenkind“ der Entwicklung. Die höchste Quote der Überschuldung hat Gelsenkirchen (16,24%), gefolgt von Duisburg (15,26%) und Hagen (14,93%).

Reicher Norden

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Auch in Oberhausen selbst gibt es teils deutliche Unterschiede bei der Finanzlage der Haushalte. Eine besonders hohe Zahl von Überschuldungsfällen registriert Creditreform in der alten Mitte, wo mittlerweile mit 20,92 Prozent mehr als jeder fünfte Verbraucher finanziell überfordert ist (siehe Grafik). Im Jahr 2004 hatte die Quote hier noch bei 17,01 Prozent gelegen.

Während in Alt-Oberhausen die Zahl der Überschuldeten im Jahresverlauf zugenommen hat, ist sie im Oberhausener Norden leicht zurückgegangen. Hier ist die Quote der überschuldeten Verbraucher mit aktuell 7,04 Prozent am niedrigsten in der Stadt.

Großer Andrang bei Schuldnerberatungsstellen

Bei den Schuldnerberatungsstellen ist der Andrang der Hilfesuchenden groß. „Die Zahl der Anfragen steigt“, sagt Dagmar Kampmann von der Schuldner- und Verbraucherinsolvenzberatung der Caritas. „Wir sind voll ausgelastet.“ Rund 300 Fälle hat die Einrichtung im vergangenen Jahr betreut – mehr sei auch in diesem Jahr nicht zu schaffen. Wer um eine Insolvenzberatung bittet, erhält momentan erst für kommenden März einen Termin.

Karl Hörnschemeyer von der Schuldnerberatungsstelle des Diakonischen Werks rechnet auch in diesem Jahr wieder mit rund 1000 Hilfesuchenden. Er verweist auf steigende Kosten für Treibstoff, Heizung und Strom sowie Mieten. „Für viele Menschen wird es enger im Monat. Zunehmend laufen Leute aus dem Mittelstand in die Falle“, sagt er.

Junge und Ältere in Gefahr

Arbeitslosigkeit, Scheidung und Krankheit sind die drei Hauptgründe dafür, dass Menschen ihren monatlichen Verbindlichkeiten nicht mehr nachkommen können. Experten fällt darüber hinaus auf, dass zunehmend junge Menschen in die Schuldenfalle tappen. „Junge Leute neigen eher dazu, sich zu überschulden als ältere“, sagt etwa Thomas Wolf von der Creditreform Duisburg-Mülheim, die auch für Oberhausen zuständig ist.

Ein Trend, den auch Caritas und Diakonisches Werk beobachten: „Es melden sich mehr Jugendliche“, sagt Dagmar Kampmann von der Caritas. Jugendliche verschulden sich über Handy-Verträge, kaufen per Ratenkredit ein oder nutzen verstärkt das Internet, um steigende Konsumansprüche zu befriedigen. Wolf beklagt ein zurückgehendes Unrechtsbewusstsein bei jüngeren Menschen.

Aber mit Blick auf die Zukunft bereitet den Experten eine weitere Bevölkerungsgruppe Sorge. Karl Hörnschemeyer von der Diakonie: „Ein wachsendes Problem könnte Altersarmut werden.“