Oberhausen. 6900 Beschäftigte in Oberhausen seien laut NGG von grundlos befristeten Jobs betroffen. Sie fordert ein gesetzliches Verbot. Dagegen sieht Dehoga in der Stadt kein bedeutendes Problem mit Zeitverträgen.
In Oberhausen gebe es deutlich zu viele Jobs, die ohne Notwendigkeit befristet würden, kritisiert die Gewerkschaft Nahrung-Genuss-Gaststätten (NGG). Rund 6900 Menschen seien davon betroffen, sagt sie und bezieht sich auf die aktuelle Auswertung des Mikrozensus. Gerade in der Nahrungsmittelbranche seien solche Zeitverträge gängig. „Mit befristeten ‘Zitterverträgen’ versuchen Chefs, Druck auf ihre Beschäftigten auszuüben“, sagt NGG-Geschäftsführerin Yvonne Sachtje. „Wer Angst um seinen Job hat, ist bereit, einen schlechter bezahlten Folgevertrag in Kauf zu nehmen.“ Zudem leide die Familienplanung an der fehlenden Sicherheit.
„Hoher psychischer Druck“
Beschwerden über befristete Verträge beschäftigen auch regelmäßig die Oberhausener Dienstleistungsgewerkschaft Verdi. Denn auch außerhalb des Gastronomie- und Lebensmittelbereichs beklagen Berufstätige dieses Phänomen. „Etliche Branchen sind betroffen: zum Beispiel der Pflegebereich, das Wach- und Sicherheitsgewerbe, Postdienstleister und Speditionen“, sagt Marie-Christin Blomeyer, bei Verdi für Rechtsberatung zuständig. Dadurch, dass sich immer wieder ein befristeter Vertrag an den nächsten reihe, würden Chefs ihre Mitarbeiter unter „hohen psychischen Druck“ setzen. Jahrelang müssten Arbeitnehmer oft um eine Vertragsverlängerung bangen, sagt sie und berichtet von einem Arbeitnehmer, der nach über zwölf Jahren Betriebszugehörigkeit noch immer vergebens auf einen Festvertrag hofft.
Der Deutsche Hotel- und Gaststättenverband (Dehoga) kommt in dieser Angelegenheit zu einer ganz anderen Einschätzung: In Oberhausen sei Befristung kein bedeutendes Problem. Auch einen Trend zu Zeitverträgen erkenne man nicht. „Der Standardvertrag für alle, die im Gastgewerbe sozialversicherungspflichtig arbeiten, ist unbefristet“, sagt Thomas Kolaric, Geschäftsführer der Dehoga Nordrhein.
Fachkräftemangel im Gastgewerbe
Während Zeitverträge etwa bei Saisonarbeit oder Schwangerschaftsvertretungen sinnvoll und zahlreich seien, halte Kolaric „unbegründete Kettenbefristungen“ dagegen grundsätzlich für „grottenfalsch“. Er könne aber nicht bestätigen, dass sie in hiesigen Hotels und Gaststätten häufig seien. Zumal in der Branche Fachkräftemangel herrsche. Daher seien die Arbeitgeber froh, wenn sie ihre Angestellten langfristig halten können. Mitunter werde der Druck inzwischen sogar eher von Angestellten auf die Chefs ausgeübt, die dann aufgrund dieses Fachkräftemangels Gehaltserhöhungen oder besseren Urlaubsregelungen oft zustimmen müssten, um ihre Mitarbeiter zu halten.
Der Gewerkschaftsforderung nach einem gesetzlichen Verbot grundloser Befristungen dürfte sich Dehoga aber anschließen können, denn man sei an stabilen Beschäftigungsverhältnissen interessiert: „Unsere Mitglieder wollen Zimmer, Schnitzel und Bier verkaufen – und nicht alle paar Monate Bewerbungsgespräche führen“, sagt Kolaric.