Oberhausen. Die NGG fordert angesichts der Insolvenzen von 15 Oberhausener Restaurants einen Berufstest für Wirte. Ziel sei es, die Qualität der Oberhausener Gastronomiebetriebe zu steigern. Die Dehoga begrüßt die Idee, Kneipenwirte dagegen sind skeptisch.
Das Gastronomiegewerbe in Oberhausen leidet: 15 Restaurants mussten im vergangenen Jahr ihre Pforten für immer schließen, wie das Statistische Landesamt mitteilt. Stadtsprecher Martin Berger ergänzt: „In 108 Betrieben hat es einen Pächterwechsel gegeben.“
Als „hausgemacht“ beurteilte die Gewerkschaft Nahrung-Genuss-Gaststätten (NGG) das Kneipensterben und fordert einen „Berufstest für Wirte“. Yvonne Sachtje, Geschäftsführerin der NGG, im Ruhrgebiet: „Ein Kneipenwirt muss auch immer zugleich Betriebswirt sein.“ Denn nicht jede Wirtschaft könne wirtschaftlich überleben.
Ziel sei es, die Qualität der Oberhausener Gastronomiebetriebe zu steigern. „Wir brauchen einen ‘Gastro-Führerschein’, um von der Hygiene bis zu den Standards in der Lebensmittelverarbeitung endlich eine Messlatte für die heimische Gastronomie zu legen“, so Sachtje.
Eine Vielzahl von Auflagen
Darüber hinaus sei es wichtig, dass die angehenden Wirte sich auch in Themen wie Arbeitsschutz, Personalmanagement oder Arbeitszeitregelungen auskennen. Die Branche brauche eine professionelle Basis. Zurzeit gilt noch: Wer sich im Gastro-Gewerbe selbstständig machen will, muss einen eintägigen Lehrgang zum Thema Lebensmittelhygiene bei der Industrie- und Handelskammer in Essen absolvieren.
Hans-Georg Bruckschlegel von der Oberhausener Ortsgruppe des Deutschen Hotel- und Gaststättenverbandes (Dehoga) begrüßt die Forderung der NGG. „Das macht sicherlich Sinn“, so Bruckschlegel. „Das Sprichwort ‘Wer nix wird, wird Wirt’ kann man heute so nicht mehr stehen lassen.“
Denn mittlerweile sehen sich die Gastronomen einer Vielzahl von Auflagen ausgesetzt. „Das kann man nicht alles an einem Tag lernen“, weiß der Dehoga-Mitarbeiter. „Wir müssen alles schriftlich dokumentieren. Jeden Tag.“ Von der Temperatur einer Fleischlieferung bei der Warenannahme bis hin zur Lagerung in verschiedenen Kühlhäusern.
"IHK-Lehrgang ist nicht genug"
Auch Bruckschlegel denkt, dass der IHK-Lehrgang nicht genug ist: „Da bekommt man vielleicht gerade einmal zehn Prozent von dem vermittelt, was man später in dem Beruf braucht! Eine Ausbildung zum Koch dauert ja nicht ohne Grund drei Jahre.“ Darin würde schon einiges vermittelt, dass hinterher im Gastronomiegewerbe Berufsalltag ist. Bruckschlegel: „Mit den IHK-Lehrgängen wird den Leuten eine falsche Sicherheit vermittelt. Die denken, sie wüssten danach, woraus es ankommen, aber die Wirklichkeit sieht oft anders aus.“
Helga Dehorn ist Chefin des Uerige Treffs am Friedensplatz. Als Oberhausener Gastronomie-Urgestein hat sie klare Worte für die Idee der NGG: „Da kommen jedes Jahr zig neue Vorschläge. Bis so ein Berufstest nicht beschlossene Sache ist, mache ich mir darüber auch keine Gedanken.“ Viel akuter sei die Situation, der sich viele Wirte durch das Nichtraucherschutzgesetz zu stellen hätten. „Jeder kämpft gerade ums überleben“, so Dehorn. „Darüber sollte mal jemand nachdenken.“