Oberhausen. Gewerkschaften klagen darüber, dass viele Oberhausener Unternehmen Frauen nur Teilzeit oder als Mini-Jobberin beschäftigen. Forderung nach Mindestlohn

Frauen in Oberhausen haben im Schnitt schlechtere und schlechter bezahlte Jobs als Männer. Laut aktuellen Zahlen des Pestel-Instituts liegt der Frauen-Anteil bei den Teilzeit- und Mini-Jobs vor Ort bei 74 Prozent. „Das ist eine gruselige Entwicklung, die sich in den vergangenen Jahren weiter verschärft hat“, kritisiert darum Henrike Greven, Geschäftsführerin der Gewerkschaft Verdi in Oberhausen.

Nur 34 Prozent aller Vollzeitstellen in der Stadt sind mit Frauen besetzt. Eine Entwicklung, die auch Yvonne Sachtje, Geschäftsführerin der Gewerkschaft Nahrung-Genuss-Gaststätten (NGG) im Ruhrgebiet, mit Sorge sieht. „Mini-Jobber sind moderne Tagelöhner – mies bezahlt mit wenig Schutz“, so Sachtje. Sie beklagt eine „völlig verlotterte Moral im Umgang mit dem Wert der Arbeit“.

Bundesweiter Zuwachs von 77,7 Prozent

14.220 Frauen waren Ende 2012 in Oberhausen in Mini-Jobs tätig, so die Auswertung des Pestel-Instituts. Das ist im Vergleich zu 2002 eine Zunahme um 43,1 Prozent. In ganz Deutschland hat die Zahl der Frauen, die Teilzeit oder im Mini-Job arbeiten sogar um 77,7 Prozent zugenommen. „Vor allem im Einzelhandel und der Gastronomie ist das erschreckend. Gerade Frauen werden als billige Arbeitskraft von Teilen der heimischen Wirtschaft regelrecht ausgenutzt“, so Greven.

Stundenlöhne von 5,50 Euro oder sogar noch weniger

Verdi und die NGG haben eine Internetseite zum Melden von Dumpinglöhnen eingerichtet. „Wir haben jede Woche Fälle, bei denen Leute mit einem Stundenlohn von 5,50 Euro oder sogar noch weniger zu uns kommen“, so Greven.

www.dumpinglohnmelder.de

Yvonne Sachtje sieht diesen Punkt besonders kritisch. „Arbeitsplätze, von denen man leben kann, werden systematisch abgebaut. Mini-Jobber übernehmen die Arbeit von Vollzeitkräften. Jobs werden zerschlagen, Löhne gedrückt“, bringt die Gewerkschafterin ihre Befürchtungen auf den Punkt.

Mindestlohn von 8,50 Euro

„Für einen Niedriglohn zu arbeiten, bedeutet, dass man den Gürtel ganz eng schnallen muss.“ Dumpinglöhner lebten längst in einer „Verzichtskultur“, zu der sie gezwungen seien. „Bus- und Bahnfahrten sind für diese Menschen oft schon etwas Besonderes. Der Gang ins Kino oder Freizeitbad ist die Ausnahme. Und ein Restaurantbesuch der pure Luxus.“

Darum wollen sich Gewerkschaften für einen gesetzlichen Lohn von 8,50 Euro pro Stunde einsetzen. „In Zeiten, in denen sich Bundeskanzlerin Merkel hinstellt und von der guten Wirtschaftslage spricht, wollen wir aufzeigen, was wirklich Sache ist“, so Henrike Greven. „Leider ist es so, dass sich die relativ gute Wirtschaftslage längst nicht bei allen bemerkbar macht. Darum weisen wir jetzt auf diese Missstände hin.“