Oberhausen. Pilotprojekt der Ruhrwerkstatt und Jobcenter mit 20 Teilnehmern. Auf zwei Feldern wächst Gemüse für Bedürftige. Doch Förderung läuft aus.

Zwei kleine Samen waren es nur, sagt Katrin Babilon, die sie im Frühjahr in eine kleine Erdkuhle gelegt hatte, immer zwei je Erdloch, hintereinander ins Beet. Jetzt hüllen sich dicke grüne Blätter ums Herz des Salatkopfes, daneben hängen Gurken und Zucchini in dichten Büschen. „Ist schon toll, wenn man so sieht, was man selbst geschaffen hat“, sagt Babilon und stützt die Hände in die Hüften.

Die 36-Jährige steht vor einem Gemüsegarten, wie es ihn in Oberhausen bisher nicht gegeben hat. In diesem Garten pflanzen Langzeitarbeitslose unter der Trägerschaft der Sozialeinrichtung „Ruhrwerkstatt“ Gemüse an, das über die Oberhausener Tafel an bedürftige Menschen in der Stadt ausgegeben wird. Der sogenannte Tafelgarten ist ein Pilotprojekt in Oberhausen. Trotz des Lobs der Beteiligten - „im öffentlichen Interesse“, sagt das Jobcenter, „eine große Hilfe“, die Tafel, „sinnvoll“, die Ruhrwerkstatt – läuft die Finanzierung vorläufig im November aus.

Stadt sponsert die Flächen

An der Franzosenstraße, so hoch im Oberhausener Norden, dass einem mehr Dinslakener als Oberhausener Fahrzeuge entgegen kommen, liegt der erste Tafelgarten, 18 Parzellen mit Weißkohl, Fenchel und Radieschen. Ein zweiter wurde im März am Max-Planck-Ring, im Süden der Stadt, angelegt. 20 Langzeitarbeitslose haben unter Anleitung eines Fachmanns die beiden von der Stadt kostenfrei zur Verfügung gestellten Flächen bestellt. Sie haben Saat ausgesät, Unkraut gejätet und unliebsame Schnecken mit der Hand aus den Beeten entfernt. Wenn nichts zu haken war, dann bauten sie Unterstände und Sitzbänke aus Holz.

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Über Gemüsearten haben sie einiges gelernt, sagt Katrin Babilon, dass Salat viel Wasser braucht - und dass Zucchini nicht ihre Sache sind. Heiko Maier zeigt auf bunte Sommerblumen. „Die haben wir für die Insekten gepflanzt.“ Probiert haben sie manches Gemüse auch schon. Manuela Arenz lehnt sich auf eine Harke. „Wenn ich früher Gemüse gekauft habe, habe ich mir keine Gedanken gemacht, wenn es schlecht wurde. Dann schmeißt man das eben weg. Jetzt denke ich: Moment mal, das kostet viel Arbeit, so einen Salatkopf zu ziehen.“ Die Arbeit, so der Tenor, gefällt den Männern und Frauen.

Förderung durch das Jobcenter Oberhausen

Jetzt ist Erntezeit – einen großen Korb mit frischem Gemüse hat die Gruppe gepackt, Britta Lenders, Geschäftsführerin der Ruhrwerkstatt, und Annette Gleibs, Chefin des Jobcenters, sind zur Franzosenstraße gekommen, um die Lebensmittel an Josef Stemper, Vorsitzender des Vereins der Oberhausener Tafel, zu übergeben. 1500 bedürftige Menschen versorgt die Tafel in Oberhausen mit Lebensmitteln, die der Einzelhandel spendet. „Dieses Gemüse ist eine zusätzliche Hilfe, über die wir uns sehr freuen“, sagt Stemper. Er lobt das Projekt Tafelgarten, denn unter den Gärtnern sind auch Bürger, die bei der Tafel Lebensmittel gegen einen symbolischen Euro erhalten. „Die Tafel steht für Hilfe zur Selbsthilfe, das wird hier gelebt.“

Mit 107.000 Euro fördert das Jobcenter Oberhausen den Tafelgarten über Ein-Euro-Jobs. Hartz-IV-Empfänger bekommen dabei zum Arbeitslosengeld II eine geringe Aufwandsentschädigung. Vor allem sollen sie wieder fit gemacht werden für den ersten Arbeitsmarkt. Pünktlichkeit, Teamfähigkeit, Selbstvertrauen sollten gefördert werden. Jobcenter-Chefin Annette Gleibs ist mit dem Ergebnis zufrieden. Dennoch: „Wir müssen jedes Jahr neu auf unser Budget schauen, wie wir solche Vorhaben finanzieren können.“