Oberhausen. Gnadenfrist von einem Jahr für die übrigen sechs Kräfte. Caritas kritisiert Kompetenzstreit zwischen Bund und Land: „Skandalöser Vorgang“. Oberhausen kann Kosten nicht selbst übernehmen.

Jetzt passiert, was Schulen und Eltern schon länger befürchten: Die aus Bundesmitteln finanzierten Schulsozialarbeiter in Oberhausen stehen nach NRZ-Informationen vor dem Aus. 20 befristete Stellen, die im Rahmen des Bildungs- und Teilhabepaketes geschaffen wurden, werden zum Ende dieses Jahres nicht verlängert, weil die Förderung ausläuft. Für die übrigen sechs Stellen gibt es nur noch ein weiteres Jahr lang Geld.

„Das ist ein skandalöser Vorgang“, schimpft Caritas-Direktor Werner Groß-Mühlenbruch. „Das Wohl der Kinder geht im Kompetenzstreit zwischen einer schwarz-gelben Bundes- und einer rot-grünen Landesregierung unter.“ Auch die Stadt Oberhausen werde allein gelassen. „Aus eigenen Mitteln können wir die Schulsozialarbeit in dieser Form nicht weiter tragen“, sagt Jugendamts-Leiter Klaus Gohlke.

„Ein Armutszeugnis“

„Es ist wirklich ein Armutszeugnis, wenn die Landesregierung erklärt, dass kein Kind zurückgelassen werden soll, gleichzeitig im Kompetenzgerangel aber das Kindeswohl vernachlässigt wird“, so Groß-Mühlenbruch. Ein Lob hat er aber für die Stadt: „Sie hat sich sehr verdient gemacht. Alle Akteure sind sich der Wichtigkeit der Sozialarbeit bewusst.“ Eine Stadtrats-Resolution zum Erhalt der Stellen hatte aber kein Gehör gefunden. „Allein kann Oberhausen die entsprechenden Geldmittel nicht aufbringen.“ Pro Jahr kostet eine Sozialarbeiterstelle zwischen 50.000 und 60.000 Euro.

„Eine definitive Absage haben wir noch nicht erhalten“, will Jugendamtsleiter Gohlke nicht ausschließen, dass sich die Bundesregierung doch in letzter Sekunde anders entscheidet. Aber: „Wir gehen momentan vom schlimmsten Fall aus.“ Das sieht so aus: Von momentan 40 Sozialarbeitern, die an Oberhausener Schulen im Einsatz sind, würden definitiv 20 zum Jahresende wegfallen. Für sechs Stellen besteht noch Hoffnung, sie ein weiteres Jahr zu erhalten. „Das ist ein harter Einschnitt und mehr als bedauerlich“, so Gohlke. „Vor dem Hintergrund, dass die Stellen geschaffen wurden, um für eine größere Chancengleichheit im Bildungssystem zu sorgen, ist das sehr schade.“

Netzwerke aufgebaut

In Oberhausen wurden die Schulsozialarbeiter vor allem in sozialen Problembezirken eingesetzt. Gohlke machte deutlich, dass die Sozialarbeiter dort eingesetzt würden, wo der Förderbedarf am größten sei.

Guido Ernek, Leiter des Fachbereichs Familie bei der Caritas, sieht das Ende für die 26 Schulsozialarbeiter ebenfalls mit viel Sorge. „In den vergangenen zwei Jahren wurden an den Schulen richtige Netzwerke aufgebaut. So wurden Kontakte mit Lehrern und weiteren Ansprechpartnern aufgebaut, damit den Kindern und ihren Familien geholfen werden kann.“ Die ersten Erfolge würden jetzt erst langsam spürbar. Nach Erneks Einschätzung müsste es eigentlich an jeder Schule einen Sozialarbeiter geben.