Oberhausen. Zum Jahresende will der Bund die Finanzierung der Fachkräfte aus dem Bildungs- und Teilhabepaket einstellen. 24 Stellen würden dadurch in Oberhausen wegfallen

Bis vor wenigen Jahren gab es sie nur an Gesamtschulen, inzwischen hält die Schulsozialarbeit nach und nach an allen Schulformen Einzug: „Sie ist hier einfach nicht mehr wegzudenken“, sagt Claudia Amann, Leiterin der Concordiaschule, über die Schulsozialarbeit, die an der Grundschule nahe der City-West vieles möglich macht, was es sonst nicht gäbe – als Anlaufstelle für ratsuchende Eltern, als Streitschlichter für Kinder, als wichtige Unterstützung der Arbeit von Lehrern und Ganztagsbetreuern.

Leider müssen Kinder, Eltern und Lehrer aber derzeit fürchten, dass es zum Jahresende einen Bruch geben wird: Denn dann stellt der Bund die Förderung der aus dem Bildungs- und Teilhabepaket finanzierten Schulsozialarbeitsstellen ein. Allein in Oberhausen werden derzeit 24 Stellen aus diesem Topf finanziert.

Vertrauensverhältnis ist enorm wichtig

Einer der rund 1500 Fachkräfte für Schulsozialarbeit, die in Nordrhein-Westfalen zum Jahresende damit rechnen müssen, ihre Stelle zu verlieren, ist Florian Schnapka. Er kam im Januar 2012 an die Concordiaschule, wo er inzwischen fest ins Team integriert ist. Kinder, Eltern, Lehrer und Ganztagsbetreuer schätzen den studierten Sozialpädagogen als verlässlichen Ansprechpartner: „Gerade, wenn’s um Probleme geht, ist es doch wichtig, dass man es nicht mit ständig wechselnden Personen zu tun hat“, sagt Jasmin Otto, die selbst ein Kind an der Schule hat und derzeit als Vorsitzende der Schulkonferenz für die Elternschaft spricht: „Eltern müssen erstmal Vertrauen fassen, um sich soweit zu öffnen, dass sie über mögliche familiäre Probleme sprechen. Man will seine Sorgen und Nöte doch nicht jedes Mal vor jemand anderem ausbreiten müssen. Dann würde mancher wegbleiben“ – und damit manche Chance vergeben, Familien und damit Kindern zu helfen, fürchtet sie.

Auch die Kinder brauchten erstmal ein bisschen Anlaufzeit, um ein Vertrauensverhältnis aufzubauen, das es möglich macht, auch über schwierige Themen und Gefühle sprechen zu können. „Jetzt, nach anderthalb Jahren, ist man insoweit erst richtig an der Schule angekommen – und dann wird man schon bald wieder rausgerissen“, befürchtet Florian Schnapka.

Erfolge inzwischen spürbar

Dabei sind die Erfolge der Schulsozialarbeit inzwischen für alle spürbar: „Seit das soziale Verhaltenstraining fest im Stundenplan verankert ist, sind die Kinder viel sensibler geworden, sehr viel mitfühlender“, erzählt Schulleiterin Claudia Amann. „Sie haben gelernt, die Gesichtsausdrücke der anderen zu deuten und kommen beim Streit besser zu Lösungen – weil sie gelernt haben, auch mal die Sichtweise der anderen anzunehmen.“ Ein weiterer Erfolg: Rund 20 Eltern kommen regelmäßig zu den alle zwei Wochen stattfindenden Elterncafés, in denen es wichtige Infos zu Schul- und Erziehungsthemen gibt – und für Eltern die Gelegenheit, zwanglos Kontakt zu den Schulsozialarbeitern aufzunehmen.

Manch einer hat auch schon die Chance genutzt, sich Hilfe beim Ausfüllen der allzu komplizierten Antragsformulare für Leistungen aus dem Bildungs- und Teilhabepaket zu suchen. „Ich hab’ allein in den letzten drei Monaten geschätzte 150 Anträge initiiert“, erzählt Schnapka. Das bedeutet, dass manches Kind, dessen Eltern es sich finanziell nicht erlauben können, jetzt ein Instrument spielen lernen, im Verein Sport treiben oder Nachhilfe nehmen kann – also genau die Unterstützung erfährt, für die das Teilhabegesetz geschaffen wurde.

In Oberhausen gibt es 48 Schulsozialarbeiterstellen

Insgesamt gibt es in Oberhausen 48 Schulsozialabeiterstellen. 12 sind kommunal finanziert, 26 sind über das Bildungs- und Teilhabepaket bundesfinanziert, 10 werden (als umgewandelte Lehrerstellen) übers Land finanziert.

Mittlerweile gibt es zur Rettung der rund 1600 betroffenen Stellen in NRW eine Online-Petion im Internet: https://www.openpetition.de/petition/online/erhalt-der-schulsozialarbeit