Oberhausen. Nach dem strikten Rauchverbot wächst bei Gastronomen die Angst vor dem Winter. Denn erst dann seien die zahlreichen Studien, seitdem das Rauchverbot in Kraft getreten ist, aussagekräftig. In Tanzschuppen gibt es andere Probleme. Gäste rümpfen schon wieder die Nase.

Ausgeh-Abend! Daniel Kötter lässt sich da nichts vormachen. „Freitag ist Altenbergtag!“ Die verwaschene Jeans, die er gerade vom Hauptbahnhof zur Bushaltestelle trägt, möchte er fix zu Hause loswerden. „Man will ja nach was aussehen.“

Der 33-Jährige streicht sich durch die Haare, während er auf dem Busplan nach der Fahrzeit schaut und mit der anderen Hand in seiner schwarzen Sommerjacke mit den eingenähten Innentaschen nach einem Päckchen Zigaretten tastet. „Jetzt darf ich ja noch!“, sagt er. Seine Hast muss man nicht mehr sonderlich erklären.

Früher habe er viel geraucht, wenn er mit der Freundin und Freunden „auf die Rolle“ gegangen sei. „Zehn, zwölf Kippen, manchmal mehr“, sagt er. Doch heute sind es weniger. Das klingt zunächst nicht weiter schlimm. Schließlich schont der Verzicht Gesundheit, Geldbeutel und Umgebung. Doch: „Das ständige Rein und Raus in der Kneipe nervt!“, sagt er. „Viele meiner Freunde kommen am Discoabend nicht mehr mit. Unser Grüppchen ist geschrumpft.“

Stimmung in den Kneipen hat sich verändert

Das strikte Rauchverbot ohne Ausnahme teilt die Ausgeh-Gesellschaft. Kaum eine Woche vergeht, ohne dass Fürsprecher und Gegner Studien vorlegen, Umfragen auswerten – mit recht unterschiedlichen Ergebnissen.

Fest steht nur: Die Stimmung in den Kneipen hat sich verändert. Sehr sogar, wenn man mit den Besitzern spricht. „Die Gemütlichkeit ist dahin“, sagt Helga Dehorn, Wirtin im Uerige Treff am Friedensplatz, „wenn Raucher dauernd den Tisch verlassen müssen.“ Sie könne die Proteste ihrer Gäste verstehen. „Die Zeit des Aufenthalts verkürzt sich, die Gäste sind früher länger geblieben.“ Und: „Noch ist es draußen ja recht mild!“

Ein Blick in die Runde. Die Außenplätze sind im Uerige gut belegt. Hier darf man qualmen, so wie an einem Tisch am Eingang. Wie es bei Regen, Kälte und Schnee wird, weiß die Wirtin noch nicht. Viele Gastronomen fürchten den Winter. Dehorn: „Erst dann sind die ganzen Studien aussagekräftig.“

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Rauch nur aus der Nebelmaschine

Einige Gäste zieht es aus der Innenstadt weiter. Das Zentrum Altenberg lockt mit der Ü25-Party „Adults Only“ – Rauch kommt hier höchstens aus der Nebelmaschine.

„Früher waren die Tische der Schmiede ein beliebter Treff zum Qualmen“, sagt Ingo Stöck vom Zentrum Altenberg. Heute ist hier kaum was los. Die Raucher müssen in eine kleine „Zeltstadt“ im Hof. Doch das bereitet vor allem am Samstag, wenn jüngere Tänzer kommen, Probleme: Lärm! Stöck: „Einigen Nachbarn ist das aufgefallen.“ Man möchte nun den Schall messen, ob Richtwerte überschritten werden. Ein Problem, dass es vor dem strikten Rauchverbot nicht gab. „Wir haben doch seit Jahren einen gut besuchten Disco- und Konzertbetrieb.“ Gespräche mit der Nachbarschaft folgen nun.

"Hilfe, meine Disco stinkt!"

Tänzer zieht es in den Diskotheken auf die Fläche. Voller Körpereinsatz. Voller Bewegung. Und mancherorts: voller Gerüche. Einigen Discogängern steigt der Rauchverzicht jedenfalls in die Nase. „Hilfe, meine Disco stinkt!“ Während früher in den Tanzschuppen der Kippengeruch einiges übertünchte, ist das schweißtreibende Zappeln nicht mehr nur sichtbar. „Zigarettengeruch ist schlimm, aber Schweißgeruch ist für mich noch schlimmer“, fasst ein Gast zusammen.

Das Zentrum Altenberg hat schon früh reagiert. Eine verbesserte Lüftungsanlage versorgt den Tanzbereich mit reichlich Frischluft. Stöck: „Das Problem haben wir dadurch zum Glück gelöst.“