Oberhausen. „Warum sollte ich Sie wählen?“ Zeitungs-Praktikantin und Bundestagswahl-Neuling Josina Wittinghofer stellte allen sechs Kandidaten aus dem Wahlreis Oberhausen-Wesel III die gleiche Frage.
Bürger fragen, Politiker antworten: Das Internetportal „Abgeordnetenwatch“ soll einen direkten Draht zu Abgeordneten und Kandidaten ermöglichen. Wir haben einen Testlauf gestartet – mit zum Teil überraschenden Ergebnissen. Praktikantin Josina Wittinghofer, Erstwählerin bei der diesjährigen Bundestagswahl, stellte auf dem Portal am 13. August allen sechs Kandidaten aus dem Wahlreis Oberhausen-Wesel III die Frage: „Warum sollte ich Sie wählen?“
Bei drei der sechs Bundestagskandidaten lief die Frage der Erstwählerin komplett ins Leere.
Marie-Luise Dött (CDU) war die erste, die zwei Tage später antwortete. „Wir wollen den Wert von Bildung und das Vertrauen in unser Bildungssystem neu verankern“, so die Kandidatin über die Ziele der CDU. Ihre Antworten erweckten bei der Erstwählerin allerdings eher den Anschein eines standardisierten Schreibens. Fünf weitere Fragen von Bürgern folgten in den vergangenen knapp zwei Wochen an Frau Dött – blieben aber bis auf eine bislang unbeantwortet.
Niema Movassat (Die Linke) beantwortete kurz darauf, am 17. August, die Frage der Erstwählerin: „Die Linke ist die Partei im Bundestag, die konsequent für soziale Gerechtigkeit und Frieden steht. Und das schon immer“, schreibt er und beschränkt sich bei seiner Antwort auf drei wesentliche Ziele, warum es Sinn ergebe, ihn und die Partei Die Linke zu wählen: konsequente soziale Gerechtigkeit, ein solidarisches und demokratisches Europa sowie eine konsequente Friedenspolitik.
Andreas Ronig von der Piratenpartei, die als besonders internetaffin wahrgenommen wird, antwortet am 21. August. „Wir wollen die Freiheit des Einzelnen bewahren. Der Schutz der Privatsphäre und die Gerechtigkeit in einer modernen Welt sind hohe Güter, welche wir energisch einfordern.“ Prägnant fasst er die wesentlichen Ziele der Piratenpartei in einem knappen Text zusammen.
Dirk Vöpel, Bundestagskandidat der SPD, sowie die Kandidatin der Grünen, Bärbel Höhn, die ansonsten sehr rege Facebook und Twitter im Wahlkampfkampf nutzt und im Umgang mit sozialen Medien als Profi gilt, antworteten bis gestern Nachmittag nicht. Auch Dorothea Dresenkamp (FDP) blieb der Erstwählerin die Antwort schuldig.